Panorama

Putin verleiht Staatsbürgerschaft Gérard Depardieu ist Russe

Ob er will oder nicht: Gérard Depardieu ist jetzt ein Landsmann Wladimir Putins. Damit der Schauspieler die französische Reichensteuer vermeiden kann, schenkt ihm der russische Präsident einen Pass. Bleibt die Frage, ob Depardieu nun konsequenterweise seine französische Staatsbürgerschaft aufgibt.

Hält wenig von einem Steuersatz von 75 Prozent: Gérard Depardieu.

Hält wenig von einem Steuersatz von 75 Prozent: Gérard Depardieu.

(Foto: REUTERS)

Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem französischen Schauspieler Gérard Depardieu per Erlass die russische Staatsbürgerschaft verliehen. Putin habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, verlautete aus dem Kreml. Der Antrag des Franzosen sei angenommen worden. Ob Depardieu die russische Staatsbürgerschaft allerdings überhaupt beantragt hat, blieb unklar. Ein Sprecher Depardieus lehnte eine Stellungnahme ab.

Depardieu hatte kürzlich in Belgien ein Haus gekauft, um seinen Hauptwohnsitz ins Nachbarland zu verlegen. Er will damit der geplanten französischen Reichensteuer von 75 Prozent entgehen. Dafür müsste er allerdings Belgier werden.

Die Pläne des Schauspielers entfachten eine aufgeregte Debatte in Frankreich. Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault bezeichnete den Schritt als "unpatriotisch" und "erbärmlich". Arbeitsminister Michel Sapin sprach von einer charakterlichen "Verwahrlosung" des Filmstars. Daraufhin kündigte Depardieu verärgert an, die französische Staatsbürgerschaft abzugeben.

Putin sieht Depardieu als Freund

Nach dem Code Civil, dem französischen Gesetzbuch, können Franzosen ihre Staatsbürgerschaft abgeben, sobald sie woanders eine andere beantragt haben. Putin hatte Depardieu bei einer großen Pressekonferenz am 20. Dezember als Freund bezeichnet und ihm einen russischen Pass angeboten. In Russland liegt der Einkommenssteuersatz einheitlich bei 13 Prozent. "Wenn Gérard wirklich eine Aufenthaltsgenehmigung in Russland oder einen russischen Pass will, können wir diese Angelegenheit als positiv entschieden ansehen", sagte Putin und bezweifelte zugleich, dass Depardieu seine Staatsbürgerschaft tatsächlich aufgeben wolle.

"Ich verstehe die Gefühle von Gérard Depardieu", sagte Putin. Er wisse aber aufgrund der "freundschaftlichen und persönlichen Beziehung" zu dem Filmstar, dass dieser sich "als Franzose" fühle. "Er liebt sein Land sehr", so Putin. Depardieu mache derzeit sicher "schwere Zeiten" durch.

Dass Depardieu zudem die Nähe zu Politikern nicht scheut, die wie Putin eine fragwürdige Haltung in Fragen der Demokratie und Menschenrechte haben, hat er mehrfach unter Beweis gestellt. Mit der Tochter des usbekischen Langzeit-Präsidenten Islam Karimow hat der 64-Jährige gemeinsam ein Lied aufgenommen, außerdem wird er in einer von ihr geschriebenen TV-Serie mitspielen. Im Oktober zeigte sich Depardieu an der Seite des Machthabers der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, und rief gar ein "Ehre für Tschetschenien, Ehre für Kadyrow".

Kurz vor dem Start der umstrittenen Reichensteuer hatte Frankreichs höchstes Gericht das Prestigeprojekt von Präsident Francois Hollande Ende Dezember zunächst gekippt. Der ab 2013 vorgesehene Steuersatz von 75 Prozent auf Jahreseinkommen von mehr als einer Million Euro sei in der Anwendung auf verschiedene Steuerzahler unfair, hieß es zur Begründung. Die sozialistische Regierung hält an der Steuer fest und kündigte Nachbesserungen an. Depardieu selbst zeigte sich deshalb von der Entscheidung des Verfassungsrates wenig beeindruckt. "Das ist mir alles völlig egal", sagte er. "Für mich ändert das nichts."

Quelle: ntv.de, jga/AFP/dpa

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