Der Vater der Filmmonster Ray Harryhausen ist tot
07.05.2013, 23:56 Uhr
Harryhausen 1993 mit zwei seiner berühmten Schöpfungen.
(Foto: dpa)
Wer einen Sonntagnachmittag vor dem Fernseher verbringt, stößt unweigerlich auf seine Werke: Monster, Dinosaurier oder kämpfende Skelette waren die Welt von Ray Harryhausen. Seine Technik und Figuren beeinflussten eine ganze Generation von Filmemachern, darunter George Lucas und Steven Spielberg. Nun stirbt der Filmpionier mit 92 Jahren in London.
Bevor es Computer gab waren Spezialeffekte im Kino reine Handarbeit. Da wurde gebastelt und geknetet, bis die Miniatur-Figuren möglichst lebensecht und überzeugend aussahen. Damals brauchte es keine Programmierer, sondern gewitzte Handwerker, die auch improvisieren konnten. Ray Harryhausen, der nach Angaben seiner Familie nun 92-jährig in London starb, war einer von ihnen. Einer der Besten.
Berühmt wurde der US-Amerikaner vor allem mit seinen Arbeiten in der Stop-Motion- Technik, in der die Figuren Stück für Stück bewegt und abfotografiert werden. So erschuf Harryhausen etwa Dinosaurier, Monster und kämpfende Skelette für viele Sandalen- und Abenteuerfilme der 60er Jahre. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören die Streifen der "Sindbad"-Reihe, "Jason und die Argonauten" (1962) und "Kampf der Titanen" (1980).
Geboren wurde Raymond Frederick Harryhausen, der deutsche Vorfahren hatte, 1920 in Los Angeles. Er war seit 1963 mit Diana Livingstone Bruce verheiratet, mit der er auch eine Stiftung gründete, die sich um Harryhausens Lebenswerk kümmert.
Vorbild "King Kong"
Als Vorbild und Inspiration diente ihm dabei der Film "King Kong und die weiße Frau" von 1933, in dem der Menschenaffe durch die Stop-Motion-Technik zu Leben erweckt wurde. Der Schöpfer der Figur, Willis O'Brien, wurde Harryhausens Lehrer. Inspiriert durch "King Kong" versuchte sich Harryhausen an eigenen kurzen Animationsfilmen, die meist Science-Fiction-Themen behandelten. So freundete er sich auch mit dem Autor Ray Bradbury ("Fahrenheit 451") an. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete er unter dem Regisseur Frank Capra an Filmen für das US-Militär.
Ab den 50er Jahren arbeitete Harryhausen schließlich für verschiedene Abenteuer-, Horror- und Fantasyfilme. Dabei entwickelte er O'Briens Technik weiter, indem die animierten Figuren über mehrere Ebenen in die realen Szenen hereingeschnitten wurden. Die Technik galt seinerzeit als wegweisend, Harryhausen selbst als führend in Sachen Spezialeffekte. Erst mit der Entwicklung der Computertechnik ab Ende der 70er Jahre verloren Stop-Motion-Effekte in Kinofilmen an Bedeutung. 1991 erhielt er für seine Arbeit den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Zudem erhielt er einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.
Ohne Harryhausen kein "Star Wars"
Harryhausen beeinflusste mit seinen Werken viele spätere Filmemacher. So legte er mit seinen phantasievollen Figuren die Grundlagen für Science-Fiction-Filme wie "Star Wars". "Ohne Ray Harryhausen hätte es 'Star Wars' womöglich nie gegeben", kommentierte George Lucas, der Schöpfer der Weltraumsage, den Tod Harryhausens.
Aber auch Fantasyfilme wie "Herr der Ringe" von Regisseur Peter Jackson oder die "Wallace und Gromit"-Filme von Nick Park bezogen sich explizit auf den Meister der Stop-Motion-Technik. Daneben wurden auch Regisseure wie Steven Spielberg, Tim Burton und James Cameron durch Harryhausen inspiriert.
Als Harryhausen mit seinem Ehren-Oscar ausgezeichnet wurde, sagte Tom Hanks, dass viele meinten, "Casablanca" oder "Citizen Kane" seien die größten Filme aller Zeiten. Hanks fügte an: "Ich sage, 'Jason und die Argonauten' ist der größte Film, der je gemacht wurde."
Quelle: ntv.de