Britischer Kampfjet fängt Maschine ab Was war los auf Flug "PK 709"?
24.05.2013, 19:46 Uhr
Abseits des Rollfeldes warteten bereits die Katastrophenhelfer.
(Foto: dpa)
Wegen eines Streits zwischen Passagieren und der Crew an Bord einer pakistanischen Linienmaschine, schicken die britischen Sicherheitsbehörden Kampfjets in die Spur. Die Eurofighter fangen die Maschine ab und leiten sie nach Stansted um. Der Streit sei "unverhältnismäßig aufgebläht" worden, schimpft ein Passagier. Die Polizei habe überreagiert, sagt ein anderer. Die Polizei ist um Aufklärung bemüht.
Britische Kampfjets haben ein pakistanisches Flugzeug mit 297 Passagieren an Bord auf dem Weg nach Manchester abgefangen. Die Eurofighter leiteten die Maschine aus Lahore nach Stansted bei London um, teilte das Verteidigungsministerium mit. Nach der Landung nahm die Polizei zwei Männer fest. Ihnen wurde eine Gefährdung des Flugverkehrs vorgeworfen.

Die Maschine wurde am Rande des Rollfelds geparkt, was allgemein auf eine Sicherheitsgefährdung hinweist.
(Foto: AP)
Ein Flughafen-Sprecher sagte, keiner der Passagiere sei verletzt worden. Sie hätten die Maschine verlassen. Hinweise auf einen Terrorakt lägen nicht vor, hieß es in Sicherheitskreisen. Der genaue Hintergrund blieb zunächst unklar. Ein Passagier sagte dem Sender BBC, der Pilot habe den Reisenden nach der Landung gesagt, es seien Drohungen abgegeben worden. Ein anderer Passagier sagte dagegen dem Sender Sky News, die beiden Passgiere hätten nach Angaben der Besatzung mehrmals versucht, ins Cockpit einzudringen.
Andere Passagiere hingegen kritisierten das Vorgehen der Mannschaft an Bord. Die Crew habe überreagiert, sagte der Mitreisende Norman Rizvi dem Sender Geo TV. "Zwei Passagiere hatten Streit mit der Besatzung, was dem Piloten gemeldet wurde. Der Pilot alarmierte daraufhin die Flugleitung in Manchester über den Vorfall, und das Flugzeug wurde umgeleitet."
Der Passagier Shahid Yaqoob sagte dem Sender Dunya TV: "Das Thema wurde von der Crew unverhältnismäßig aufgebläht, und die Polizei hat auch überreagiert." Unklar blieb, worum es bei dem Streit eigentlich ging. Sollten die festgenommenen Männer angeklagt werden, drohen ihnen hohe Strafen. Die für Stansted zuständige Polizei von Essex erklärte, die beiden festgenommenen Männer im Alter von 30 und 41 Jahren würden vernommen.
Flugverkehr wurde nicht behindert
Bei der Maschine handelte es sich um eine Boeing 777 der Fluggesellschaft Pakistani International Airlines. Flugdaten im Internet zufolge brach der Großraumjet den Landevorgang etwa 100 Kilometer vor Manchester ab und flog einen weiten Bogen über den Nordosten Englands und der Nordsee, bevor er London ansteuerte. Dem Flugzeug wurde in Stansted eine Parkposition abseits der üblichen Passagierbereiche zugewiesen. Der Betrieb ging nach Angaben eines Flughafensprechers normal weiter. Auf dem Airport herrscht für Londoner Verhältnisse vergleichsweise wenig Verkehr. Bei Zwischenfällen werden Flugzeuge deshalb bevorzugt dorthin umgeleitet.
Maschine war schon einmal betroffen
Der Flughafen im Norden von London gilt in Großbritannien als am besten für den Umgang mit Flugzeugentführungen gerüstet. Nach Informationen der Agentur PA war dasselbe Flugzeug auf derselben Strecke bereits am 7. September 2011 wegen eines Bombenalarms an Bord nach Stansted umgeleitet worden.
Briten in Alarmbereitschaft
Großbritannien ist in Alarmbereitschaft nachdem vor wenigen Tagen im Londoner Stadtteil Woolwich ein junger Soldat erstochen worden war. Nach Berichten von Augenzeugen hatten zwei Islamisten mit nigerianischen Wurzeln den Mann zunächst angefahren und dann versucht, ihn mit Fleischermessern zu enthaupten. Sie sprachen von Rache für den Militäreinsatz in Afghanistan. Die britischen Behörden behandeln den Vorfall als terroristischen Anschlag.
In London findet am Samstag das Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund statt. Stansted war auch das Ziel der Maschine von Borussia Dortmund.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP