Ziercke erwartet Anschlagsversuche BKA warnt vor fanatisierten Einzeltätern
01.11.2014, 10:40 UhrDie islamistisch-terroristische Szene in Deutschland wächst und mit ihr die Gefahr für neue Anschläge. Trotzdem will der scheidende BKA-Chef Ziercke keine Panik verbreiten.

In Deutschland radikalisieren sich viele Muslime bei salafistischen Gruppen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Bundeskriminalamt (BKA) geht von etwa tausend Mitgliedern in der "islamistisch-terroristischen" Szene in Deutschland aus. Insgesamt rund tausend Menschen in Deutschland zählten zum "islamistisch-terroristischen Personenpotenztial", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke der "Welt".
Bei 230 von ihnen gehe man davon aus, "dass sie Straftaten von erheblichem Ausmaß begehen könnten", sagte Ziercke. Im Jahr 2010 seien es erst 120 sogenannte Gefährder gewesen.
Ziercke warnt angesichts der Gräueltaten der Organisation Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak vor Anschlägen in Deutschland durch Einzeltäter. "Derzeit geht die größte Gefahr islamistisch-terroristischer Anschläge von fanatisierten Einzeltätern oder Kleinstgruppen aus", sagte Ziercke.
Bisher Glück gehabt
Nach neun vereitelten Terroranschlägen sowie den nicht gezündeten Kofferbomben von Köln (2006), einem Mordattentat auf US-Soldaten auf dem Frankfurter Flughafen (2011) und einer auf dem Bonner Hauptbahnhof deponierten Bombe (2012) hält Ziercke es für naheliegend, "dass weitere Anschlagsversuche kommen werden". Die Sicherheitsbehörden seien jedoch gut aufgestellt und würden mit aller Kraft versuchen, solche Pläne zu durchkreuzen. "Panik ist nicht angebracht", sagte der BKA-Chef.
Weitere 300 Personen führt das BKA demzufolge als "relevant". Bei ihnen nehme man an, "dass sie etwa bei der Vorbereitung eines Anschlags logistisch helfen könnten". Im Moment gibt es laut Ziercke 420 Ermittlungsverfahren und 650 Beschuldigte mit islamistischem Hintergrund. Dem Verfassungsschutz zufolge sind bisher nachweislich 450 vor allem junge Menschen aus Deutschland nach Syrien und in den Irak gegangen, um dort für Extremisten zu kämpfen. Die Sorge vor radikalisierten Rückkehrern ist groß - zumal diese in Deutschland weiteren Nachwuchs rekrutieren könnten.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa