Spender halten sich zurück Bei Trump wird das Geld knapp
21.06.2016, 17:38 Uhr
Will er seinen Wahlkampf selbst bezahlen? Und was will er überhaupt? Donald Trump verwirrt potenzielle Spender.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Hillary Clinton macht im Wahlkampf ihre Hausaufgaben und treibt riesige Spendengelder ein. Und Donald Trump? Bei ihm ist es umgekehrt – seine Kampagne steckt in der Krise.
Donald Trump eilte in den vergangenen Monaten von Erfolg zu Erfolg, doch nun stottert seine Wahlkampfmaschinerie. Eindeutiges Symptom ist die Entlassung des bisherigen Kampagnenmanagers Corey Lewandowski. Der steht für Trumps Krawall-Populismus, seinen Wahlkampfstil brachte dieser mit "Lasst Trump Trump sein" auf den Punkt. Das sicherte seinem Chef die meisten Delegiertenstimmen, doch nun zeigen sich die Schwächen seiner Organisation.
Denn Lewandowski kümmerte sich zu wenig um Spenden. Nun ist der Milliardär knapp bei Kasse. Stets brüstete sich Trump in den vergangenen Monaten damit, sich selbst zu finanzieren. Doch während er im Vorwahlkampf mit schlankem Budget auskam, kommen nun ganz andere Kosten auf ihn zu. Schätzungen zufolge soll Trump für seinen Wahlkampf eine Milliarde US-Dollar benötigen. Berichten der "New York Times" und der "Washington Post" zufolge, verfügt er im Juni nur über 1,3 Millionen Dollar Bargeld. Er habe sich selbst gar zwei Millionen Dollar leihen müssen, um laufende Kosten zu decken, heißt es in der "Times".
Zum Vergleich: Hillary Clinton soll im vergangenen Monat 28 Millionen US-Dollar an Spenden eingesammelt haben. Sie hat 700 Leute eingestellt, zehnmal mehr als Trump. Sie nutzte das Geld beispielsweise für große Anti-Trump-Werbekampagnen in Bundesstaaten mit unentschlossener Wählerschaft, den sogenannten "Swing States". Das zahlt sich aus. Aus dem Durchschnitt mehrerer Umfragen errechnete die "New York Times", dass Clinton mit 44 Prozent Zustimmung vorn liegt, während Trump durchschnittlich auf 38 Prozent kommt.
Entlassung war Geste an Republikaner
Die Frage ist allerdings, ob dieser mit seinem Wahlkampfstil tatsächlich so hohe Summen wie andere Kandidaten benötigt. Denn auch bei der Vorwahl in Florida gab es beispielsweise viel Werbung gegen ihn, geschadet hat es ihm nicht. Im Gegenteil – Trump holte einen Erdrutschsieg. Er kompensierte das geringe Werbevolumen mit der umfassenden Berichterstattung über seine Reden, seinen Tweets oder auch mit direkten Anrufen bei TV-Sendern, die ihn oft genug auf Sendung gehen ließen. Ob diese Strategie weiter aufgeht?
Die "Washington Post" zitiert den hochrangigen Republikaner, früheren Präsidentschaftsbewerber und Trump-Unterstützer Newt Gingrich mit den Worten: "Trump und sein Team lernen gerade schnell, dass Wahlkampf in 50 Bundesstaaten gleichzeitig ein viel größeres, komplexeres System ist." Im Interview mit n-tv.de legte sich der USA-Experte Curd Knüpfer schon fest. "Trump wird keinesfalls Präsident", sagte er. Der Vorwahlkampf habe eine Reality-TV-Logik gehabt, doch damit komme der Kandidat nun nicht mehr durch.
Die Entlassung Lewandowskis war aber offenbar auch eine Geste an die Republikanische Partei. Der "Washington Post" zufolge soll der Vorsitzende des Nationalen Komitees der Partei (RNC), Reince Priebus, Trump angefleht haben, etwas zu verändern. Nun dürfte Paul Manafort bestimmen, wo es lang geht. Er ist ein erfahrener Parteistratege, der schon Wahlkämpfe für Ronald Reagan und George Bush managte und auch den einstigen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch ins Amt coachte.
Großspender halten sich zurück
Experten sind sich einig, dass sich ohne Geld kein Wahlkampf führen lässt. Wie der USA-Experte Josef Braml im Interview mit n-tv.de sagte, verwendet beispielsweise ein Kongressabgeordneter einen großen Teil seiner Zeit damit, Spenden zu sammeln. Und normalerweise müssen auch Präsidentschaftskandidaten viel Zeit ins "Fundraising" investieren. Laut "New York Times" scheffelte der Kandidat Mitt Romney zu diesem Zeitpunkt seiner Kampagne vor vier Jahren bereits jeden Monat Millionen Dollar im zweistelligen Bereich, gleiches gelte für die damalige Kampagne von Barack Obama.
Während Romney Hilfe von Großspendern bekam, halten diese sich bei Trump zurück. Das gilt insbesondere für die Brüder Charles und David Koch. Die mächtigen Multi-Milliardäre und republikanischen Strippenzieher hatten ursprünglich angekündigt, 889 Millionen Dollar für Spenden auszugeben – damit hätte ein republikanischer Kandidat fast ausgesorgt. Doch als Trump den Gesamtsieg davontrug, verweigerten sie ihm die Unterstützung. Sie stört die Unberechenbarkeit des Kandidaten und seine Andeutungen, möglicherweise Sozialprogramme auszubauen und Steuern zu erhöhen – was genau der Agenda der Großspender widerspricht.
Doch auch viele andere potenzielle Spender warten erstmal ab. Das liegt daran, dass noch immer nicht klar ist, wie genau Trump eigentlich regieren möchte. Er hat viel gesagt, sich aber auch häufig widersprochen. Eine unklare Botschaft sandte er auch über seine Wahlkampffinanzierung in die Welt. Immer wieder deutete er an, möglicherweise seine Kampagne selbst zu bezahlen. Wozu ihm dann noch Geld zuschieben?
Am Ende ist Trump aber noch lange nicht. Umfragewerte sind immer nur eine Momentaufnahme, bis zu den Wahlen im November ist es noch lange hin. Nun will die Republikanische Partei eine Spendenoffensive starten, in den kommenden Monaten will sie 500 Millionen US-Dollar sammeln. "Lasst Trump Trump sein"? Das funktioniert offensichtlich nicht mehr. Man darf gespannt sein auf den neuen Trump.
Quelle: ntv.de