"Koch-Mehrin schrieb bewusst ab" Bericht erhebt schwere Vorwürfe
19.04.2011, 20:30 UhrDer Plagiatsverdacht gegen die FDP-Spitzenpolitikerin Koch-Mehrin soll sich erhärtet haben. In einem Abschlussbericht kommt die Online-Plattform VroniPlag zu dem Schluss, dass die Europaabgeordnete "erheblich" für ihre Dissertation abgeschrieben und dabei nicht auf die entsprechenden Quellen verwiesen habe.
Die FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin hat nach einem Bericht der Internet-Plattform VroniPlag Wiki bei ihrer Doktorarbeit vorsätzlich Texte anderer Autoren kopiert. "Die zahlreichen textuellen Anpassungen der Plagiate sowie die Tatsache, dass Plagiate über die gesamte Dissertation hinweg zu finden sind, lassen darauf schließen, dass die Textübernahmen kein Versehen waren, sondern bewusst getätigt wurden", heißt es in dem Bericht zu der Doktorarbeit.
Koch-Mehrin habe "in erheblichem Umfang" bei ihrer Dissertation abgeschrieben und dabei nicht auf die entsprechenden Quellen verwiesen, berichtete auch die "Frankfurter Rundschau". Demnach seien knapp 28 Prozent aller geprüften Seiten als "sichere Plagiate" entlarvt worden.
"Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden auf 56 von 201 Textseiten Plagiatstellen nachgewiesen", heißt es weiter. Dokumentiert seien Textübernahmen aus insgesamt 15 verschiedenen Quellen. Bei den plagiierten Quellen handele es sich auffallend häufig um Artikel aus Handbüchern der Wirtschaftswissenschaft und der Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Ebenfalls finden sich Textübernahmen aus zeitgenössischen Darstellungen. VroniPlag Wiki veröffentlichte auch eine Liste mit herausragenden Fundstellen.
"Dopingvorwürfe" erhoben
Im Vergleich zur Doktorarbeit von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sei die Qualität aber nicht nur wegen des geringeren Anteils der Plagiate, sondern auch wegen deren Umsetzung ein andere. "Wenn wir das mit der Tour de France vergleichen, dann können wir sagen, dass wir Koch-Mehrin des Dopings überführt haben, während Guttenberg auf einem Motorrad davongefahren ist", sagte ein Sprecher der Plattform. "Aber Doping führt auch zur Disqualifikation."
Die Arbeit "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik" war bei der Uni Heidelberg eingereicht worden. Diese prüft ebenso wie die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe.
Quelle: ntv.de, dpa