Politik

Schlacht um Kurden-Stadt IS-Kämpfer erstürmen Zentrum von Kobane

Dicker Rauch über Kobane. IS-Extremisten sollen bis ins Kulturzentrum vorgerückt sein.

Dicker Rauch über Kobane. IS-Extremisten sollen bis ins Kulturzentrum vorgerückt sein.

(Foto: AP)

Seit Wochen belagert der IS die syrisch-türkisch Grenzstadt Kobane. Nun stehen die Extremisten offenbar in der Stadtmitte. In einem Propaganda-Blatt rühmt sich die Terror-Miliz zudem mit weiteren Gräueltaten.

Nach Angaben von Aktivisten sind Kämpfer der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) erstmals ins Zentrum der nordsyrischen Kurden-Stadt Kobane vorgerückt. Die IS-Kämpfer hätten das Kulturzentrum von Kobane erobert und sich in der Stadtmitte festgesetzt, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die IS-Milizionäre seien vom Osten aus in der Stadt vorgerückt und kontrollierten nun die Hälfte der einstigen Kurden-Hochburg, erklärte der Leiter der Beobachstungsstelle, Rami Andel Rahman.

Die Stadt an der Grenze zur Türkei wurde von drei schweren Explosionen erschüttert. Der Beobachtungsstelle zufolge handelte es sich um Autobomben, am Steuer der Autos hätten Selbstmordattentäter des IS gesessen. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien, deren Angaben sich oft nicht unmittelbar bestätigen lassen. Einem AFP-Reporter zufolge detonierten zwei der Autobomben im Norden der Stadt. Offenbar versuche der IS den letzten Fluchtweg aus Kobane zum türkischen Grenzübergang Mursitpinar zu erobern. Die Stadt wäre dann vollständig eingekesselt.

Gefangen und versklavt

In einem Propaganda-Blatt prahlte der IS damit, gefangene Frauen und Kinder aus der Minderheit der Jesiden versklavt zu haben. In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Dabik" wird die Ansicht vertreten, die Versklavung von Jesiden sei die "Wiederbelebung" einer islamischen Tradition und lasse sich aus dem islamischen Scharia-Recht herleiten. Bei Gefechten im Irak waren in den vergangenen Monaten zehntausende Jesiden von den Dschihadisten aus ihren Wohnorten vertrieben worden.

"Nach der Gefangennahme wurden die jesidischen Frauen und Kinder gemäß der Scharia unter den Kämpfern des Islamischen Staates aufgeteilt", hieß es in dem "Dabik"-Artikel. Er bezieht sich namentlich auf Vorgänge in der irakischen Jesiden-Hochburg Sindschar.

IS bedroht Tausende Jesiden

Unterdessen soll die IS-Terrormiliz erneut Tausende Jesiden in dem nordirakischen Sindschar-Gebirge eingekreist haben. Betroffen seien rund 10.000 Mitglieder der religiösen Minderheit, die ihre Farmen in dem Gebirge nicht aufgeben wollten, zitierte die kurdische Nachrichtenseite Rudaw einen Kommandeur der kurdischen Peschmerga-Miliz.

Demnach kontrollieren die Extremisten nun alle Zugänge zu dem Plateau an der Grenze zu Syrien. Zuvor hatten die Dschihadisten die Zugänge zum Gebirge bereits von irakischer Seite abgeriegelt. In der vergangenen Woche eroberten Kämpfer des IS drei syrisch-kurdische Dörfer und schnitten damit die letzten Fluchtwege von dem Plateau nach Syrien ab.

Anfang August waren in dem kargen Gebirge rund 80.000 vornehmlich jesidische Flüchtlinge aus dem Nordirak eingeschlossen, nachdem der IS das Umland unter Kontrolle gebracht hatte. Viele Menschen litten unter Erschöpfung und Flüssigkeitsmangel. Peschmerga-Truppen hatten die Belagerung durch den IS mit Hilfe von US-Luftschlägen durchbrechen können. Viele Jesiden kamen in Flüchtlingslagern in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak unter.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP/dpa

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