Politik

Lucke muss erst "Ordnung schaffen" Sarrazin ließ die AfD abblitzen

Die AfD ist ihm zu chaotisch: Thilo Sarrazin.

Die AfD ist ihm zu chaotisch: Thilo Sarrazin.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die AfD hat Thilo Sarrazin eine Spitzenfunktion in der Partei angeboten - dieser lehnte jedoch ab. Die Reihen der Anti-Euro-Partei waren dem Ex-Bundesbanker einfach noch zu unsortiert.

AfD-Chef Bernd Lucke hat versucht, den umstrittenen Buchautor Thilo Sarrazin für eine Spitzenposition in seiner Partei zu gewinnen. Das sagte Sarrazin, der nach wie vor SPD-Mitglied ist, in einer Dokumentation des SWR, die am 21. Mai ausgestrahlt wird. Er habe das Angebot abgelehnt, da "man dort noch Ordnung schaffen" müsse.

Seine Ablehnung, als Galionsfigur der Alternative für Deutschland mitzuwirken, begründete Sarrazin mit der ungewissen Zukunft der Partei: "Um eine wirkliche politische Partei zu sein, muss man mehr haben, als ein Thema, so wichtig der Euro ist. Ob die AfD nun den Weg schafft, zu einer wirklich konservativ-liberalen Partei, die wir in Deutschland brauchen, das ist für mich noch offen."

Sarrazin verglich die eurokritische Partei mit dem "Chaoshaufen" der Grünen in ihren Anfangsjahren. Auch sein Alter habe ihn dazu bewogen, das Angebot der AfD auszuschlagen: "Man muss dann für sich selber Entscheidungen treffen. Und ich bin für einen der Parteigründer auch entschieden zu alt." Zudem sei er der Meinung, dass alle Parteien Stimmen ökonomischer Vernunft in ihren Reihen bräuchten. Das gelte besonders für die SPD.

Sarrazin war von 2002 bis 2009 Finanzsenator in Berlin und danach bis 2010 Bundesbank-Vorstandsmitglied. Mit Äußerungen über Migranten hat er seit 2009 mehrere Kontroversen ausgelöst - zuletzt mit seinem jüngsten Buch über den "neuen Tugendterror" in Deutschland. Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl ist Parteigründer Bernd Lucke. Auf Platz zwei folgt der frühere BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel, der erst im Januar AfD-Mitglied geworden war.

Gysi will AfD nicht mehr ignorieren

Der FDP-Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2013, Rainer Brüderle, räumt in der SWR-Dokumentation ein, dass die Liberalen die AfD lange strategisch ignoriert hätten: "Im Bundestagswahlkampf haben wir sie bewusst totgeschwiegen, um sie nicht aufzuwerten." Das sieht Brüderle heute offenbar anders: "Man muss sich schon mit ihr auseinandersetzen und den Anliegen, die sie ansprechen."

Auch der Fraktionsvorsitzende der Linken, Gregor Gysi, will den bisherigen Kurs seiner Partei gegenüber der Anti-Euro-Partei ändern. Die AfD sei "eine rechte Partei, keine Nazi-Partei. Das ist ihre Stärke und macht es erforderlich, sich mit ihr wirklich auseinanderzusetzen."

Ein Drittel der Wähler kennen AfD nicht

Der SWR zitiert eine Untersuchung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung mit überraschenden Zahlen über die Nähe zur AfD in den Anhängerschaften anderer Parteien. Demnach gibt es Sympathien für die AfD bei 39 Prozent der Anhänger der Linkspartei, 38 Prozent der FDP, 33 Prozent der Grünen, 31 Prozent der SPD, 30 Prozent der CDU-Anhänger.

Eine interne Studie der AfD von April 2014 kommt zugleich zu dem Ergebnis, dass nur zwei von drei Befragten die AfD überhaupt kennen. Die Partei selbst bilanziert: "Das größte Problem der AfD bei den Wählern ist, dass die AfD noch zu wenig bekannt ist."

Quelle: ntv.de, hvo

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