Kampf um Deir Essor in Syrien US-Verbündete sehen sich als Ziel Russlands
16.09.2017, 17:05 Uhr
Russische Soldaten steigen auf einen Lkw in Deir Essor.
(Foto: AP)
Seit 2014 belagert der IS die ostsyrische Stadt Deir Essor - nun rückt Assads Armee im Westen vor, während die Rebellen vom Osten aus angreifen. Doch die Angriffe richten sich nicht allein gegen den gemeinsamen Feind. Und dafür soll Russland mitverantwortlich sein.
Das von den USA unterstützte kurdisch-arabische Bündnis SDF in Syrien hat Russland erstmals gezielte Luftangriffe auf seine Kämpfer vorgeworfen. Bei Angriffen der syrischen Streitkräfte und der mit ihnen verbündeten russischen Armee in der Gegend von Al-Sinaaija seien am frühen Morgen sechs SDF-Kämpfer verletzt worden, erklärte das Bündnis. Al-Sinaaija ist ein Industriegebiet nordöstlich der umkämpften Provinzhauptstadt Deir Essor.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kontrolliert seit 2014 große Teile der Provinz Deir Essor sowie der gleichnamigen Provinzhauptstadt. Derzeit führen sowohl die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad als auch die kurdisch-arabische Allianz Syrische Demokratische Kräfte (SDF) eine Offensive zur Befreiung der Stadt. Am 5. September war erstmals die Belagerung der Stadt durch den IS durchbrochen worden.
Die syrischen Regierungseinheiten beherrschen mittlerweile 65 Prozent der Stadt westlich des Euphrat. Die SDF bekämpft den IS am Ostufer des Flusses. "In einer Zeit, in der die mutigen Kämpfer der SDF große Siege gegen den IS in Rakka und Deir Essor erringen, versuchen manche Seiten, Hindernisse für unseren Fortschritt zu schaffen", erklärte das SDF-Bündnis. Die gemäßigten Kämpfer werden bei ihren Offensiven von der US-geführten Anti-IS-Koalition unterstützt, die syrische Armee von Russland.
Schwierige Gemengelage
Die SDF-Kämpfer koordinieren nach eigenen Angaben ihre Einsätze in Deir Essor nicht mit Damaskus oder Moskau. Nach Angaben der Anti-IS-Koalition gibt es aber eine Linie, die beide Seiten zur Vermeidung von Konfrontationen nicht überschreiten dürfen. Bei Angriffen der US-geführten Koalition und der russischen Luftwaffe wurden in der Provinz nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte dutzende Zivilisten getötet.
Im Juni hatte die US-geführte Koalition in der nordsyrischen Provinz Rakka ein Flugzeug der syrischen Armee abgeschossen. Dabei habe es sich um eine Reaktion auf Feuer dieser Maschine auf die SDF-Einheiten gehandelt, hieß es dazu aus Washington. Assad dementierte das. Der Jet habe einen Kampfeinsatz gegen Stellungen des IS geflogen. Er verurteilte die Aktion als "schamlose Aggression".
Quelle: ntv.de, jug/AFP