Reise

Einfach zu viele Besucher Nur noch Gruppen in Auschwitz

Schülergruppen besuchen Auschwitz.

Schülergruppen besuchen Auschwitz.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Holocaust-Gedenkstätte wird jährlich von 1,4 Millionen Menschen besucht. Schulklassen aus ganz Europa reisen dort hin, um mehr über das Todeslager der Nazis zu erfahren. In Polen wird immer wieder darüber spekuliert, die Gedenkstättenleitung sei mit dem Besucherandrang überfordert. Der Publizist Broder hat seine ganz eigene Sicht auf die Dinge.

Die Gedenkstätte hat wegen des Besucherandrangs den Zugang für Einzelbesucher begrenzt. Bis Ende Oktober müssen sich Individualreisende bei einem Besuch des sogenannten Stammlagers Auschwitz I in der Zeit von zehn bis 15 Uhr geführten Gruppen anschließen, teilte das Museum mit. Das einstige Vernichtungslager Birkenau könne dagegen auch weiterhin einzeln besucht werden.

Polnische Medien hatten in den vergangenen Wochen berichtet, dass die Gedenkstätte mit dem Besucherandrang zunehmend überfordert sei. Im vergangenen Jahr hatten 1,4 Millionen Menschen das ehemalige deutsche Konzentrationslager besichtigt.

Das einstige Todeslager, in dem während des Zweiten Weltkrieges mehr als 1,1 Millionen Juden aus ganz Europa sowie Tausende Roma und Sinti, politische Häftlinge und sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden, ist seit 1947 ein Museum.

Broder kritisiert Auschwitz als Ort der "Selbstabsolution"

Der Publizist Henryk M. Broder hatte die Erinnerungskultur in Auschwitz scharf kritisiert. Diese bestehe größtenteils aus "Wohlfühlritualen für die Nachkommen der Täter, die sich selbst darin bestätigen, wie vorbildlich sie mit der Geschichte umgehen", sagte Broder anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Buchs "Vergesst Auschwitz!". Darin beschäftigt der Nachkomme einer jüdisch-polnischen Familie mit den Erinnerungsritualen, der deutschen Israelpolitik und dem Antisemitismus.  

In Deutschland sei einiges an Erinnerungsarbeit geleistet worden, räumte er ein. "Aber heute steht 'Auschwitz' eben auch für Selbstabsolution, eine Wellness-Oase für Vergangenheitsbewältigung." Im polnischen Krakau etwa würden an jeder Ecke Besichtigungsreisen nach Auschwitz angeboten. "Das ist Gruseltourismus, ein obszönes Disneyland des Todes. Diese konservierten Baracken sollten abgerissen werden."

In Deutschland sei Antisemitismus seit dem Ende des Dritten Reichs nicht mehr salonfähig, meint Broder. "Die neuen Antisemiten verkleiden sich. Sie maskieren sich als Hüter der unterdrückten Palästinenser, als Friedensfreunde, als Nahost-Experten." Broder zählt zu den profilierten Meinungsmachern in Deutschland.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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