Panzerfahrzeuge für Saudi-Arabien Kanada verteidigt Rüstungsdeal
15.02.2014, 02:34 Uhr
Spezialfahrzeuge für den Wüsteneinsatz: Rüstungslieferungen an Saudi-Arabien sind nicht nur in Deutschland hoch umstritten.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Ein milliardenschweres Exportgeschäft mit Saudi-Arabien schlägt jenseits des Atlantiks hohe Wellen. Kanadas Handelsminister hebt ausdrücklich die positiven Effekte für den heimischen Arbeitsmarkt hervor. In Washington greift unterdessen Boeing zu ungewöhnlichen Maßnahmen.

Finanzkräftig und stark in der Nachfrage: Der saudische Verteidigungsetat kann in Europa und Nordamerika Arbeitsplätze sichern.
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Die kanadische Tochter des US-Konzerns General Dynamics hat den Zuschlag für einen Rüstungsauftrag im Umfang von 10 Milliarden US-Dollar (7,3 Milliarden Euro) aus Saudi-Arabien erhalten. Die Tochter Land Systems (GDLS Canada) des US-Rüstungsschwergewicht General Dynamics werde im Rahmen des auf 14 Jahre angelegten Vertrags Panzerfahrzeuge an den Golfstaat liefern, erklärte der kanadische Handelsminister Ed Fast in Ottawa. Wenn die Regierung in Riad alle Optionen zieht, beläuft sich das Vertragsvolumen demnach sogar auf insgesamt 13 Milliarden Dollar.
General Dynamics beliefert die US-Heeresstreitkräfte unter anderem mit dem schweren Hauptkampfpanzer M1A1 "Abrams" und dem luftverladefähigen "Stryker". GDLS Canada dagegen ist innerhalb des Konzernverbunds unter anderem für den Bau von Radpanzern, gepanzerten Truppentransportern, Nachschub- und Aufklärungsfahrzeugen sowie leichte Schützenpanzer zuständig.
Bei der kanadisch-saudischen Rüstungsvereinbarung geht es Medienberichten zufolge um die Lieferung verschiedener militärischer Spezialfahrzeuge, sowie um die Ausbildung von Fahrern und Technikern und die Versorgung mit Ersatzteilen.
3000 kanadische Arbeitsplätze
Die Trucks und Panzer aus Kanada sollen den Angaben zufolge in der Provinz Ontario gebaut werden. In der kanadischen Öffentlichkeit wird das Geschäft mit Saudi-Arabien kontrovers diskutiert. Ähnlich wie in Deutschland werfen Kritiker der kanadischen Regierung vor, mit solchen Rüstungsexporten in gepolitische Spannungsregionen Konflikte zusätzlich zu verschärfen und zugleich autoritäre Machtstrukturen zu unterstützen.
Entsprechend vorsichtig argumentiert nun der kanadische Handelsminister. Das Rüstungsgeschäft trage dazu bei, mehr als 3000 Jobs in Kanada zu schaffen und zu sichern, betonte Fast. Zudem würden rund 500 Zulieferer davon profitieren.
Damit spricht er aus, was in den Regierungszentralen der Welt längst als offenes Geheimnis gilt: Der Export von Rüstungsgütern in Schwellenländer sichert in wachsendem Ausmaß Arbeitsplätze in den etablierten Industrienationen.
Dort sehen sich Rüstungskonzerne mit teils erheblich verschuldeten Staatshaushalten und verschärften Sparzwängen konfrontiert. Die neue Lage zwingt einzelne Unternehmen mittlerweile teils auch zu eher ungewöhnlichen Maßnahmen.
PR-Offensive in Washington
Der Luftfahrt- und Rüstungsriese Boeing will mit gezielten Werbeaktionen US-Abgeordnete ansprechen, um mehr Kampfflugzeuge an die US-Marine zu verkaufen. Branchenkennern zufolge benötigt Boeing zusätzliche Aufträge, um die Produktion des zweistrahligen Kampfjets vom Typ F/A-18 "Hornet" am Standort St. Louis in profitablem Rahmen aufrechterhalten zu können. Zudem hofft Boeing auf Aufträge aus Kanada und Dänemark für die Maschine, die bei der US-Marine, aber auch in Ländern wie der Schweiz, Spanien oder Australien das Rückgrat der Luftverteidigung bildet.
Boeing hat bereits Werbespots in einem Hörfunksender in Washington geschaltet und Lobbyisten beauftragt, ihre Kontakte zu Parlamentariern zu nutzen. Viele Abgeordnete seien zwar grundsätzlich für den Kauf weiterer Maschinen, heißt es. Sie machten sich aber mittlerweile weitaus größere Sorgen, wie das Haushaltsdefizit eingedämmt werden kann.
Der Spardruck ist inzwischen so groß, dass die US-Navy vorgeschlagen hat, einen ihrer insgesamt elf Flugzeugträger aus der Klasse der "Super Carrier" stillzulegen. Das könnte auch Auswirkungen auf Boeing haben, weil die F/A-18 in speziell angepassten Versionen das mit Abstand wichtigste Flugzeug der schwimmenden Fliegerbasen ist.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts