Wirtschaft

"Wir sind kein skrupelloser Unternehmer" Katholische Kirche wehrt sich

Reinhard Kardinal Marx: "Wir konnten diese Summen nicht verantworten."

Reinhard Kardinal Marx: "Wir konnten diese Summen nicht verantworten."

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Crash der Verlagsgruppe Weltbild entfacht Kritik an der katholischen Kirche. Diese legt nun ihre Sicht der Dinge dar. Der Münchner Erzbischof Marx stellt klar, dass man von dem hohen Kapitalbedarf überrascht worden sei.

Die katholische Kirche hat die Kritik an ihrem Umgang mit dem angeschlagenen Weltbild-Verlag zurückgewiesen. Insbeso ndere wehrt sie sich gegen Vorwürfe, sie habe die Insolvenz des Augsburger Verlags fahrlässig verursacht. "Wir konnten es als Gesellschafter nicht verantworten, auf absehbare Zeit dreistellige Millionensummen aus Kirchensteuermitteln zu investieren", sagte der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, der "Süddeutschen Zeitung". Zugleich kündigte er umfangreiche Hilfen für die Mitarbeiter an: "Wir sind kein skrupelloser Unternehmer, der die Mitarbeiter einfach davonjagt", sagte Marx.

Die Holding der Weltbild-Verlagsgruppe hatte am Freitag Insolvenz angemeldet, nachdem die Gesellschafter - zwölf deutsche Bistümer, der Verband der deutschen Diözesen und die Militärseelsorge - am Tag zuvor weitere Millionenzuschüsse zur Sanierung des Unternehmens abgelehnt hatten. Unmittelbar betroffen sind 2200 Mitarbeiter der Augsburger Konzernzentrale, die voraussichtlich bis Ende März Insolvenzgeld erhalten werden. Die Auswirkungen auf die übrigen etwa 4600 Angestellten sind noch nicht absehbar.

Der zweitgrößte deutsche Buchhändler leidet seit Jahren unter der Konkurrenz des Internethändlers Amazon und geriet massiv in finanzielle Schwierigkeiten, auch weil sich die Bistümer nicht über einen Ausstieg aus der Verlagsgruppe oder eine neue Struktur einigen konnten. Zuletzt hatten sie aber noch einmal 65 Millionen Euro für die Sanierung des Verlags zugesagt.

"Auch Verantwortung für Kirchensteuerzahler"

Marx verteidigte die Entscheidung der Gesellschafter, über die bereits zugesagten 65 Millionen Euro hinaus keine weiteren Millionen zur Sanierung des Unternehmens bereitzustellen. "Wir sind überrascht worden von dem Kapitalbedarf, den uns die Geschäftsführung vergangene Woche nannte." Dieser sei mehr als doppelt so hoch als bislang bekannt gewesen und hätte von den Gesellschaftern kurzfristig beigebracht werden müssen. "Zudem waren die weiteren Geschäftsprognosen vage und Folgekosten nicht absehbar", sagte Marx. Die Kirche stehe "in Verantwortung für die Mitarbeiter, aber wir haben auch Verantwortung für die Kirchensteuerzahler".

Der Münchner Erzbischof kündigte an, nun "alles uns Möglich zu tun, um die Zukunft der Mitarbeiter zu sichern". Er könne sich vorstellen, dass die Bistümer sich bei den Hilfen für die Mitarbeiter "in dem finanziellen Rahmen engagieren, den sie zuletzt für eine Sanierung zugesagt hatten". Das wären 65 Millionen Euro. "Aber zunächst muss sich der Insolvenzverwalter einen Überblick verschaffen und den tatsächlichen Bedarf ermitteln", so Marx.

"Bischöfe sind keine Unternehmer"

Die Kritik der Gewerkschaft Verdi an der Kirche, sie habe jahrelang gut an dem Verlag verdient und lasse ihn nun fallen, wies Marx zurück: "Wir haben in den letzten Jahren jeden Euro Gewinn in das Unternehmen reinvestiert, zudem haben die Gesellschafter immer wieder zusätzlich Geld zur Verfügung gestellt."

Am kirchlichen Engagement bei Weltbild so lange festzuhalten, sei richtig gewesen: "Wir wollten nicht zu früh aufgeben. Ich hatte die Hoffnung, dass wir damit auf einen guten Weg kommen", sagte Marx der "SZ". "Uns war auch klar, dass Bischöfe keine Unternehmer sein können. Deshalb wollten wir ja auch zügig mit einer Stiftung eine neue Gesellschafterstruktur schaffen und professionelle

Medienexperten von außen als unabhängige operativ Verantwortliche verpflichten. Dazu ist es jetzt aber leider nicht mehr gekommen."

Quelle: ntv.de, wne

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