Die Muslime in Deutschland sind entsetzt. Der Grund ist Kardinal Meisner, der vor einer konservativen katholischen Bewegung feststellte: "Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien". Nun bedauert er seine Wortwahl - ein wenig.

Joachim Kardinal Meisner polarisiert gerne: Etwa wenn er sich zum angeblichen Sittenverfall äußert oder zum "Triebbündel" Mensch. Nun sorgt der Kölner Erzbischof erneut mit einer provokanten Aussage für Aufsehen. Vor einer konservativen katholischen Bewegung, den Angehörigen des "Neokatechumenalen Weges", sagte er am 24. Januar: "Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien."

Meisner sagte weiter, er habe Bedenken gegen die Angehörigen des Neokatechumenats im Vatikan stets mit dem Argument ausgeräumt, "Leute, dahinter steht die Glaubenskraft von Eheleuten, die zehn Kinder in die Welt setzen".

Muslime empört

Meisners Bemerkung stieß bei Muslimen in Deutschland auf scharfe Kritik. Wenn ein muslimischer Würdenträger in vergleichbarer Position einen solchen Satz formulieren würde, ginge ein "Empörungsschrei durch die Gesellschaft", sagte Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Er sei sprachlos, so Alboga. Eigentlich "dürfte die Aussage des Kardinals nicht unbeantwortet bleiben".

Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, kritisierte, dass sich Meisner Ressentiments und islamfeindlicher Stimmungen bediene, "die wir so von der katholischen Kirche und besonders vom neuen Papst nicht kennen". Statt einander abzuwerten, sollten die Religionen einander stützen und schätzen. Offenbar wolle sich der Kardinal "mit Sarrazin-ähnlichen Äußerungen über Muslime einen rustikalen Abgang" sichern.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz, nannte die Äußerung eine "persönliche Meinung eines katholischen Würdenträgers". Sie kommentiere diese nicht, "auch wenn ich sie nicht verstehe".

"Wortwahl vielleicht unglücklich"

Nach der Kritik reagierte Meisner. Er bedauere, mit einer Äußerung über Muslime Irritationen ausgelöst zu haben. "Es war keineswegs meine Absicht, Menschen anderen Glaubens damit zu nahe zu treten", versicherte er in einer Stellungnahme. "Meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich", so der Kölner Kardinal. "Ich habe schon verschiedentlich gesagt, dass muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben."