Autosalon Paris Die Flops an der Seine
03.10.2010, 17:33 UhrWo Licht ist, ist auch Schatten: Es gibt tolle Premieren in Paris, und es gibt Wagen, die besser unter Verschluss geblieben wären. Wir werfen einen kritischen Blick auf einige der fragwürdigeren Neuerscheinungen.
Die streng subjektiv ausgewählten Flops auf dem Pariser Autosalon:
Citroen C4
Citroen steht für Innovation und Extravaganz - jedenfalls immer wieder mal, vom genial einfachen 2CV bis hin zum unsterblichen DS und zum futuristischen SM. Der bisherige C4 war ein Auto, das gerade als Dreitürer die große Designtradition der Marke zeitgemäß übersetzte. Passé. Der Neue ist von außen plump-aggressiv statt filigran - und innen so gewöhnlich wie die Koreaner vor fünf Jahren. "Der alte C4 war ein Auto für Europa, der neue ist eins für die Welt", entschuldigen sich die Designer.
Ford Focus
Noch ein Weltauto: Ford kann es nicht lassen. Schon der Escort von 1980 - entwickelt unter der schönen Bezeichnung "Erika" - sollte ein Weltauto für Europa und Amerika sein. Der Legende zufolge beschränkte sich die Gleichteilestrategie zuletzt auf einen identischen Aschenbecher. Beim neuen Focus sieht zumindest auf den ersten Blick vieles gleich aus. Doch für den chinesischen Markt soll wieder alles geändert werden.
Kia Pop
Noch eine vollelektrische Stadtauto-Studie. Sollte Kia sich tatsächlich in dieses Segment bewegen, wird der Pop garantiert nicht so aussehen. Die von Lamborghini inspirierten Schwenktüren sind eine nette Idee, wie das ganze Wägelchen. In die sorgfältig entwickelte Kia-Formensprache passen sie bei bestem Willen nicht. Die Signifikanz dieses Konzepts? Tendiert gegen null.
Lotus-Ankündigungen
Lotus-Chef Dany Bahar, von dem vor seinem Wechsel von Ferrari das unzutreffende Gerücht gestreut wurde, er sei als Nachfolger von Luca Cordero di Montezemolo vorgesehen, lässt es so richtig krachen. Sechs neue Modelle werden bei der Tochter des malaysischen Proton-Konzerns gezählt - in der Modellbezeichnung so verwechselbar wie in der Formensprache. Man darf gespannt sein, wie Bahar diese Typen voneinander abgrenzen will, aber er hat ja noch jede Menge Zeit. Einige von ihnen sollen nämlich erst 2015 auf den Markt kommen.
Fisker Karma

Der Fisker Karma grinst ungeniert. Kein Wunder, hat die Firma doch bereits reichlich Subventionen kassiert.
Henrik Fisker will die Automobilindustrie revolutionieren - zur Umsetzung bedient er sich jedoch zahlreicher etablierter Zulieferer und Entwicklungsdienstleister, ohne die der schnittige Karma wohl kaum auf die Räder gekommen wäre. Nun hoffen alle Beteiligten auf den angeblich bevorstehenden Produktionsstart, der sich bereits mehrfach verzögert hat. So oft, dass die Konkurrenz inzwischen gemütlich aufholen konnte.
Tesla
Noch stehen Daimler und Toyota zu ihrem Kooperationspartner: Die Tüftler aus dem berühmten Silicon Valley würden eine wertvolle, neuartige Denkweise in die Branche tragen. Hinter vorgehaltener Hand spricht man allerdings von einer "Übergangslösung". Was auch in Paris nicht gesichtet wurde, ist das vielfach angekündigte Model S, das laut Hersteller bereits 2012 ausgeliefert werden soll. Diese automobile Inkarnation der eierlegenden Wollmilchsau soll sieben Personen Platz bieten, 195 km/h schnell fahren, je nach Batteriesatz 260 bis 500 Kilometer weit kommen und umgerechnet weniger als 36.000 Euro kosten. Das Pariser Publikum muss sich derweil mit dem altbekannten Roadster begnügen.
Saab
Die schwedisch-holländische Melange will sich von GM emanzipieren, ohne neuen Kooperationspartnern viel Eigenes bieten zu können. Im Portfolio finden sich bis heute nur GM-Derivate; die eigene Entwicklungsabteilung tendiert traditionell dazu, sich in Sackgassen zu verfahren. Vielleicht hilft die Kooperation mit BMW?
Putzteufel
Egal, ob abgesperrt oder nicht: Flinke Hände sind pausenlos dabei, die automobilen Exponate von tatsächlichen, in den meisten Fällen aber eingebildeten Flecken und Stäubchen zu säubern. Glücklich, wer es in Paris trotzdem schafft, ein Auto ohne die geschäftigen Putzteufel abzulichten.
Quelle: ntv.de, sp-x