Genähtes Blech, aufwendiges Interior Edeltuning liegt im Trend
23.05.2011, 12:31 Uhr
Pfiffiges Detail an einem getunten Wagen: genähtes Blech.
Der Tuner von heute greift nicht zum auffälligen Heckspoiler, um auf sich aufmerksam zu machen. Er lässt lieber den Auspuff oder den Motor veredeln. Oder legt selbst Hand an. Hier ist aber Vorsicht geboten.
1001 PS unter der Haube und dann immer noch zu langsam? Entsprechendes Kleingeld vorausgesetzt, kann sich selbst der Besitzer eines raren Bugatti Veyron 16.4 bei einem Luxustuner auf (noch) mehr Power freuen oder auch zusätzliches Edelinterieur ordern. Mittlerweile haben fast alle Autobauer der Premiumschiene eine eigene Tuninglinie im Konzern verankert.
Das Gros der Tuningmaßnahmen liegt allerdings nicht im Hochpreissegment. "Die Szene schraubt selbst", weiß Jens-Peter Schultze vom TÜV Rheinland, der auf dem diesjährigen "Tuning Day" in Berlin als Ansprechpartner und Ratgeber für die Individualisierungs-Fans vor Ort war. Denn wer es sich nicht leisten kann, alle Maßnahmen einem Spezialisten zu überlassen, muss sich eben selbst kümmern, dass beim Tuning alles mit rechten Dingen zugeht. So darf eine Umbaumaßnahme selbstverständlich nie dazu führen, dass andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden oder dass Abgas- und Geräuschnormen nicht eingehalten werden.
Schwarze Schafe im Internet
"Wir raten zu einer Zusammenarbeit mit einer Fachwerkstatt, die im Tuningbereich Erfahrungen hat", so Schultze. "Jemand, der sich auskennt und gezielt weiß, welches Produkt er braucht, kann natürlich auch im Internet kaufen." Aber dort würden auch beispielsweise oft Auspuffanlagen ohne die notwendige Betriebserlaubnis angeboten. "Im Internet trifft man häufig auf schwarze Schafe."
Wer hier allzu sorglos vorgeht, kann im schlimmsten Fall die Betriebserlaubnis für sein Fahrzeug verwirken. Besondere Vorsicht ist bei Zweirädern angebracht. Ein Tuning von Motorrollern kann auch strafrechtlich relevant sein, weil eine danach mögliche höhere Maximalgeschwindigkeit auch eine andere Art von Fahrerlaubnis erforderlich machen kann.
Zuerst mit Sachverständigen sprechen
"Waren früher auffällige Spoiler oder extreme Tieferlegung das Hauptthema, so ist es heute eher das Edeltuning", sagt Schultze. Hochwertige Innenausstattungen, aufwendige Lackierungen, spezielle Auspuffanlagen und Felgen oder das Motortuning liegen im Trend. "Wird eine Fachwerkstatt mit Chiptuning beauftragt, ist man auf einer relativ sicheren Seite", meint der TÜV-Fachmann. Dann stützten sich die Prüforganisationen auf das vorhandene Gutachten des Herstellers, die Allgemeine Betriebserlaubnis für Fahrzeugteile (ABE), und prüften dann, ob sie für den Fahrzeugtyp gelte und ob der Einbau korrekt erfolgt sei. "Wenn ja, bestätigen wir das und es wird in die Fahrzeugpapiere eingetragen. Dann ist das legalisiert."
Wer tiefgreifende Veränderungen an seinem Fahrzeug vornehmen will, ist nach Meinung von Schultze gut beraten, zuerst mit einem Sachverständigen zu sprechen. "Der erste Weg müsste eigentlich zu uns an die Prüfstelle führen. Wir betreuen auf Wunsch auch den Umbauvorgang." Die Kosten dafür variieren, beginnen bei rund 100 Euro, landen bei umfangreichen Gutachten auch mal bei 500 Euro und sind nach oben prinzipiell offen. Doch dafür ist der Tuning-Fan dann auch auf der sicheren Seite.
Quelle: ntv.de, sp-x