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Bitte mehr Schub-Blubbern! Mini John Cooper Works ist ein Kurvenräuber

Der Mini John Cooper Works schreit förmlich danach, auch mal auf der Rennstrecke bewegt zu werden.

Der Mini John Cooper Works schreit förmlich danach, auch mal auf der Rennstrecke bewegt zu werden.

Wer Mini fährt, fährt auch irgendwie Kult. Wer einen John Cooper Works fährt, nennt die potenteste Form des Kults sein Eigen. Mit dem Neuen geht nun die stärkste je gebaute Serienversion an den Start. Und die kann auch Rennstrecke.

Leistungsdaten auf dem Papier lesen sich immer gut. Aber bevor man ein Fahrzeug nicht unter die Füße genommen hat, bleiben sie doch nur Makulatur. Nicht anders ist es bei der nunmehr potentesten Ausgabe des Mini als John Cooper Works. Für ihn wurden 231 PS im Datenblatt vermerkt, was nichts anderes bedeutet, als dass es sich um den stärksten Mini handelt, der je in Serie gebaut wurde. Und da, wenn die Büchse der Superlative erst mal offen ist, auch der Hersteller kaum noch an sich halten kann, werden mit einem maximalen Drehmoment von 320 Newtonmetern und einer Spitzengeschwindigkeit von 246 km/h gleich die nächsten Spitzenleistungen für den Mini mit den Sportgenen bemüht.

Die Summe machts

Nur knapp sechs Sekunden dauert es, bis der John Cooper Works Tempo 100 erreicht hat.

Nur knapp sechs Sekunden dauert es, bis der John Cooper Works Tempo 100 erreicht hat.

Aber was bedeutet das fahrtechnisch? Kann der Brite mit dem bayerischen Dialekt wirklich auf der Rennstrecke punkten? Machen wir es kurz: Er kann. Woran liegt das? Nicht nur an dem 2.0-Liter-Vierzylinder mit doppelter Aufladung, der eben jene ordentlichen 231 PS zur Verfügung stellt, die den Mini im Sportdress in 6,3 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Jedenfalls, wenn man per Hand die präzise zu führenden Gänge durch die Gassen jagt. Wer mit der 6-Gang Automatik und dem Sportgetriebe den Sprint probt, ist sogar in 6,1 Sekunden bei 100 km/h angekommen. Es liegt auch nicht an den Fahrmodi, die wie im Cooper S in drei Stufen von Green über Mid bis Sport die wichtigsten Programmpunkte abdecken. Auch das Drehmoment oder die Fahrwerksabstimmung machen den John Cooper Works im Einzelnen noch nicht zu einem rennstreckentauglichen Fahrzeug. Es ist das Gesamtpaket, das hier geschnürt wurde, und das eben auch die aerodynamischen Feinheiten beinhaltet, die die Rennprofis für den schnellen Engländer bereithalten: große Lufteinlässe in der Front, extra geformte Seitenschweller und ein entsprechend großer und in den Wind gestellter Heckspoiler lassen den Mini bei der Hatz am Boden kleben.

Auch im Inneren gibt sich der Mini als echter John Cooper Works zu erkennen.

Auch im Inneren gibt sich der Mini als echter John Cooper Works zu erkennen.

Dank seiner Gewichtsverteilung, die wie beim Cooper S ein Verhältnis von 50:50 aufweist, geht auch dieser Mini mit dem immer wieder bemühten Go-Kart-Feeling ums Eck. Selbst im Sport-Modus, in dem der Regelbereich für das ESP weit nach hinten geschoben ist, bleibt der JCW ausgesprochen gutmütig. Es braucht schon ein gerüttelt Maß persönliches Vertun, bis sich der Wagen von der Piste verabschiedet. Und selbst bis dahin müssten die dynamische Stabilitätskontrolle einschließlich der Traktionskontrolle und die elektronische Differentialsperre überwunden werden.

Kein Vertun bei der Kurvenhatz

Das wiederum hat zur Folge, dass man mit der sehr direkt arbeitenden elektromechanischen Lenkung extrem spitz in die Kurve eintauchen kann. Jetzt wird in den zweiten Gang zurückgeschaltet, der Pin beherzt ins Blech gedrückt und mit Freude beobachtet, wie sich der Brite, ohne auch nur im Ansatz das Gefühl von mangelnder Traktion zu vermitteln, aus der Kurve herauszieht. Selbst bei starkem Druck auf die kurveninneren Räder und einem sich munter vorschiebenden Heck droht der Mini nicht wirklich auszubrechen. Dann heißt es Vollgas und weiter, um erneut in die Kehre zu schießen, flankiert vom heiseren Husten aus den Endrohren.

Rauno Aaltonen bei der Kurvenhatz im Mini John Cooper Works.

Rauno Aaltonen bei der Kurvenhatz im Mini John Cooper Works.

Dem Fahrer bieten in solchen Momenten der heiteren Kurvenhatz die stark ausgeformten Sportsitze mit integrierter Kopfstütze ausgezeichneten Seitenhalt. Den braucht es aber beim Blick auf die Tankanzeige nicht wirklich. Das Datenblatt spricht beim Handschalter optimistisch von kombinierten 6,7 Litern. Im normalen Leben darf getrost mit zwei Litern mehr gerechnet werden und auf der Rennstrecke kann es dann auch zweistellig werden. Aber alles andere wäre bei den Leistungsdaten des John Cooper Works auch Augenwischerei.

Der Ton macht die Musik, und die kommt mittig aus der neuen Sportabgasanlage. Es könnte aber noch ein bisschen mehr sein.

Der Ton macht die Musik, und die kommt mittig aus der neuen Sportabgasanlage. Es könnte aber noch ein bisschen mehr sein.

Angesichts dieser Tatsachen könnten Hobbyrennfahrern hoffen, dass es wieder ein John-Cooper-Works-Sondermodell geben wird, das auch für die GP-Serie taugt. Ob dem so ist, muss noch entschieden werden, schließlich wurden von 2006 bis 2012 rund 2000 "GP-Version" vom JCW und Cooper S verkauft. Den Segen von Rauno Aaltonen hat der Mini jedenfalls schon. Die finnische Ralley-Legende schwört nämlich seit seinen Siegen in den 60er- und 70er-Jahren auf die Rennmaschine. "Der Wagen ist unglaublich gut gelungen", so Aaltonen und fügt, nachdem er mit dem JCW selbst über den Rundkurs gepest ist, mit einem Augenzwinkern hinzu: "Fast so gut, wie meine Rennmaschinen von damals." Fakt ist aber, dass John Cooper Works, die erst seit 2008 zu Mini gehören, mit ihrer jahrelangen Rennsporterfahrung für das nötige Maß an Performance gesorgt haben, das letztlich einen Mini-Boliden ausmacht.

Der JCW kann auch anders

Nun ist der Mini John Cooper Works trotz seiner Sportlichkeit natürlich nicht nur zum Rasen gebaut worden. Klar, allein durch das satte Schub-Blubbern wird der Mini sein Umfeld auf sich aufmerksam machen und den Wunsch bestärken, mal so richtig die Sau rauszulassen. Doch am Ende wird das nicht der entscheidende Grund sein, warum der Fahrer sich von dem kleinen Kraftpaket packen lässt. Dazu ist der Sound im Innenraum einfach zu verhalten. Zur Ehrenrettung muss erwähnt werden, dass sich der Klang wirklich über die neue Abgasanlage generiert und keine Aktuatoren zwischengeschaltet sind. Ebenso ehrlich und klar ist die optische Aufwertung des Mini, dem man ja, wenn er als Countryman vorfährt, gerne etwas Adipöses nachsagt. Von Fettleibigkeit kann beim JCW aber keine Rede sein. Hier sorgen ein neuer Kühlergrill mit Wabenoptik, 17-Zoll-Felgen in der Serie oder 18 Zöller auf Wunsch für einen breiten Stand. Auch die LED-Scheinwerfer mit weißen Blinkern und Radhauseinfassungen mit ganz eigener Kontur sind ein Alleinstellungsmerkmal. Wer es ganz stilecht haben will, kann den stärksten Mini in Rebel Green ordern, wobei Dach und Spiegelkappen dann auch in Chili Red abgesetzt werden sollten.

Auch im Innenraum steht der sportliche Auftritt im Mittelpunkt: Schwarzer Himmel, Edelstahlpedalerie und spezielles Sportlenkrad bestimmen hier den dynamischen Auftritt. Ob man die "sportliche" Beklebung des dank LED-Leuchtbands ohnehin sehr auffälligen Zentralinstruments in der Mittelkonsole schön findet, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Aufwerten lässt sich der Mini aber auch noch mit reichlich Zusatzfeatures, die dann wiederum für einen entspannten Alltagsbetrieb sorgen dürften. Da ist die Einparkhilfe ebenso zu nennen wie die kamerabasierte Abstandskontrolle mit aktivem Geschwindigkeitsregler. Auch eine Auffahr- und Personenwarnung mit Notbremsfunktion ist neben einem Head-Up-Display zu bekommen. Natürlich sind diese Optionen nicht für umme. Wer all die Helferlein in seinem John Cooper Works haben möchte, sollte zum Einstiegspreis von 31.750 Euro mindestens weitere 4000 Euro bereithalten.

Auf nach Taka-Tuka-Land

Ansonsten bleibt auch der John Cooper Works ein dreitüriger Kleinwagen mit einem 211 Liter fassenden Kofferraum und vier Plätzen. Wobei die zwei im Fond mit Isofix-Befestigungen für die Kindersitze ausgestattet sind. Wer allerdings familientauglich mit fünf Türen und noch dazu sportlich in einem Mini unterwegs sein will, der muss sich mit dem Cooper S begnügen. Und so bleibt die Fahrt im John Cooper Works so etwas wie der Gang nach Taka-Tuka-Land. Jenen legendären Ort Larantuka, in dem Deserteure des portugiesischen Kolonialreiches im 16. Jahrhundert ein freies Leben führen konnten.

Quelle: ntv.de

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