Nagelfrei durchs Turboloch Neue Flüster-Motoren von Opel
10.07.2014, 13:20 Uhr
Mit neuen Motoren frischt Opel seine Modelle unter der Haube auf und verspricht absolute Laufruhe.
Opel treibt seine Offensive weiter voran. Zwei Selbstzünder und zwei Turbobenziner erweitern ab sofort die Motorenpalette. Die Rüsselsheimer versprechen Sparsamkeit und absolute Laufruhe für die neuen Triebwerke.
Opel erneuert nicht nur sein Image, sondern auch seine Modelle und Motoren. Unter dem Motto "New Generation Power" stellten die Rüsselsheimer jetzt vier neue Triebwerke vor: zwei 1,6-Liter-Benziner mit 170 und 200 PS und zwei 1,6-Liter-Diesel, die 110 und 136 PS leisten. Den Selbstzündern haben die Opelianer auch noch liebevoll den Beinahmen "Flüsterdiesel" verliehen.
Es brabbelt munter vor sich hin
Wer nun aber glaubt, dass im Innenraum gar keine Geräuschentwicklung mehr stattfindet, der muss enttäuscht werden. Den Ingenieuren ist es aber allein mit technischen Raffinessen, wie zum Beispiel einem maximalen Zylinderdruck von 180 Bar, der Verwendung von Aluminiumgussteilen oder Gegengewichten an der Kurbelwelle gelungen, die Lautstärke um zwei Dezibel im Vergleich mit den Vorgängermotoren zu senken. Da die aber ihre Arbeit schon ohne brüllend zu nageln verrichtet haben, ist hier vor allem das angenehme Brabbeln zu vermelden, das die beiden Triebwerk jetzt in die Gehörgänge der Insassen tragen und die Vibrationsarmut, mit der sie zu Werke gehen.
Aber wie lässt es sich mit dem kleinen Brummelkopf fahren? Die 110 PS des 1,6 CDTI Ecoflex sind nicht viel und deshalb wird dieser Motor in der Modellpalette auch nur im Astra und Meriva zum Einsatz kommen. Für den Meriva wird es diesen Antrieb auch noch mit 95 PS geben. Den Astra jedenfalls hat der neue Vierzylinder durchaus flott vorangetrieben. Eine Rennmaschine wird er aber weder aus dem Kompakten noch aus dem Mini-Van machen. Der Astra benötigt für den Sprint auf Tempo 100 etwa 12 Sekunden. Bei der Endgeschwindigkeit muss der geduldige Raser sich mit etwa 180 km/h begnügen. Trotz der 300 Newtonmeter wirkt der kleine Diesel bei Überholvorgängen nicht wirklich spritzig. Dabei soll der variable Turbinenquerschnitt ein gleichmäßiges und schnelles Ansprechverhalten über das gesamte Drehzahlband gewährleisten. Wer aber richtig zügiges Vorankommen will, muss die Drehzahlen hochhalten und den Handschalter fleißig bewegen. Das allerdings ist nicht das Problem, denn der Weg durch die Gassen ist kurz und präzise.
Maßvoller Verbrauch und EU-6-Norm
Beim Verbrauch verspricht Opel im Schnitt 3,7 Liter auf 100 Kilometer. Bei der ersten Testfahrt wies die Anzeige mit 6,8 Litern deutlich mehr aus. Allerdings sei einschränkend angemerkt, dass sämtliche Helferlein arbeiteten und der Bürzel unter dem rechten Fuß auch mal ordentlich aufs Bodenblech gedrückt wurde. Bei gemäßigter Fahrweise dürften hier ganz andere Zahlen auf der Uhr stehen. Wichtig ist, dass beide neuen Diesel die EU-6-Norm erfüllen. So gesehen wäre es auch fast egal, für welchen der beiden Selbstzünder man sich entscheidet.
Die Empfehlung geht aber in Richtung 136 PS. Er arbeitet genauso leise wie der kleine Bruder, hat aber dank eines Drehmoments von 320 Newtonmetern den besseren Antritt und beschleunigt auch aus dem Drehzahlkeller wesentlich spontaner heraus. Im Verbrauch zeigte sich der große Diesel in einem Astra Sports Tourer auch noch genügsamer als der mit 110 PS. Selbst dann, wenn der Fahrmodischalter auf Sport gestellt war, sich die Lenkung straffte, das Fahrwerk anzog und die Instrumentenbeleuchtung in Rot wechselte. Für den kleinen Diesel spricht natürlich der Preis. Mit 20.640 Euro ist er im fünftürigen Astra 1600 Euro günstiger als der größere Selbstzünder. Aber das sind ganz individuelle Planspiele.
200 PS für den Cascada
Neu sind nicht nur die Diesel, die die 1,7-Liter-Triebwerke ablösen, auch bei den Benzinern gibt es zwei frische Motoren, die die Palette mit 170 und 200 PS erweitern. Zum Einsatz kommen sie im Cabrio Cascada, in der Astra-Familie, dem Zafira und natürlich im Insignia. Wichtig war Opel bei der Entwicklung der Benziner vor allem die Durchzugskraft bei niedrigen Drehzahlen und die Laufruhe. Im Overboost bringt es der 170er auf 280 Newtonmeter. Beim 200 PS-Triebwerk sind es sogar 300 Newtonmeter Drehmoment, die bereits ab 1650 Umdrehungen anliegen. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen verspricht Opel eine Verminderung des CO2-Ausstoßes um 15 Prozent und eine Steigerung des Drehmoments um 22 Prozent.
Vor allem in einem Astra GTC dürfte der 200-PS-Motor die Gemeinde passionierter Sportfahrer erfreuen. Er beschleunigt den knapp 1,5 Tonnen schweren Rüsselsheimer unter 8,0 Sekunden auf Tempo 100 und bringt es am Ende auf über 220 km/h. Dabei bleibt der 1,6 Ecotec Direct Injection Turbo – so die offizielle Bezeichnung – auch im hohen Drehzahlbereich angenehm leise. Im Vergleich zum Vorgängermotor spart er beispielsweise von 80 auf 120 km/h im fünften Gang rund 20 Prozent Beschleunigungszeit.
Das Gleiche gilt im Übrigen auch für das Triebwerk mit 170 PS, das im Insignia gefahren wurde. Selbst die Business-Limousine treibt es flott voran, und an dieser Stelle tatsächlich flüsterleise. In 9,8 Sekunden geht es auf Tempo 100, die Spitze liegt bei 215 km/h. Insofern dürfte der Motor eine Option für alle die sein, die sich mit dem Gedanken getragen haben, den 1,4 Ecotec zu wählen, aber ob der 140 PS haderten. Die 170 PS starke Triebwerksversion liefert beispielsweise zwölf Prozent mehr Drehmoment als die nächsten Kompaktklasse-Wettbewerber mit 150- bis 180-PS-Motoren. In diesem Vergleich schließt Opel auch die deutsche Premiumkonkurrenz ein. Die Preise für den Insignia mit 1,6-Liter-Ecotec-Motor starten bei 28.800 Euro für die Limousine.
Quelle: ntv.de