"Wollte nur meine U-Bahn erwischen" Festgenommener Pakistaner ist aufgetaucht
24.12.2016, 08:03 Uhr
Kurz nach dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt wird Naved B. von den Ermittlern abgeführt.
Der mutmaßliche Attentäter von Berlin, Anis Amri, ist tot - doch er war nicht der Erste, der nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag unter Verdacht geriet. Noch am Montag war ein junger Pakistaner verhaftet worden. Nun berichtet er, wie er die Nacht erlebt hat.
Der nach dem Anschlag in Berlin festgenommene Pakistaner hat sich erstmals zu der Nacht des Anschlags geäußert. Er sei in der Nähe des Tiergartens gewesen und habe seine U-Bahn erwischen wollen, um nach Hause zu fahren", sagte Naved B. der "Welt am Sonntag". Demnach wollte er zurück in seine Unterkunft am Flughafen Tempelhof, um schlafen zu gehen. Er sei gerannt, als er eine Straße überquerte, weil Autos kamen. Polizisten hätten ihn daraufhin angehalten.
Laut Naved B. fragten ihn die Beamten, warum er renne. Das habe er ihnen erklärt. Dann hätten sie ihn gefragt, "ob ich den Anschlag mit dem Laster verübt habe". Obwohl er erklärt habe, dass er unschuldig sei, habe er die Nacht in Gewahrsam verbringen müssen. Am nächsten Tag sei er dann freigelassen und zunächst in ein Hotel gebracht worden. Zurück in seine Flüchtlingsunterkunft durfte er offenbar nicht.
Keine Beweise gegen den Flüchtling
Er sei in eine andere Unterkunft in der Stadt gebracht worden. "Aber ich weiß nicht, wo sie sich befindet", sagte Navid B. weite. Sie sei aber ebenfalls in Berlin. Vor seiner Verhaftung hatte der Pakistaner in einer Unterkunft am Flughafen Berlin-Tempelhof gewohnt - sie war von SEK-Beamten am Tag nach dem Anschlag durchsucht worden. Doch Hinweise auf eine Tatbeteiligung B.s ergaben sich daraus nicht.
Sein Handy bekam der junge Flüchtling laut "WamS" erst am Donnerstag wieder zurück. Wohl deshalb hatte er sich bis dahin nicht bei seiner Familie gemeldet. Der Vater des 23-Jährigen hatte zuvor der pakistanischen Zeitung "Dawn" erklärt, er habe von seinem Sohn seit dessen Festnahme nichts mehr gehört.
Cousin: "Ein Opfer der deutschen Polizei"
B.s Cousin Waheed, der bei der Festnahme dabei war, hatte der britischen "Daily Mail" erklärt, der junge Mann habe die Fragen der Polizisten wegen seiner schlechten Deutschkenntnisse nicht beantworten können. Obwohl er den Polizisten seine Papiere gezeigt hatte, sei er von den Beamten mitgenommen worden. "Er ist ein Opfer der deutschen Polizei", so der Cousin.
Naved B. reiste laut Behörden am 31. Dezember 2015 nach Deutschland ein und wurde registriert. Im Juni hatte er dann eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Der Pakistaner hatte von Anfang an das Attentat auf den Breitscheidplatz bestritten. Bei dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt waren am Montag zwölf Menschen getötet und 53 teils schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Täter, Anis Amri, war am Freitag in Mailand bei einer Polizeikontrolle aufgegriffen und erschossen worden.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP