Auto

E10 sorgt für PreisschockIst das Super wirklich Super?

28.02.2011, 12:55 Uhr
imagevon Markus Mechnich
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Super ist nicht gleich Super: Mit der Einführung des neuen Kraftstoffs E10 wurde viel Verwirrung an der Tankstelle gestiftet. (Foto: picture alliance / dpa)

Super ist nicht mehr einfach Super heutzutage. Bis zu vier Kraftstoffsorten tragen mittlerweile die Bezeichnung "Super" an der Tankstelle. Viele Autofahrer greifen daher zum gewohnten Super E5 und werden kräftig zur Kasse gebeten. Die Wut wächst und bringt auch die Politik auf den Plan.

Wer in diesen Tagen eine Tankstelle anvisiert, der wird sich gleich mehrfach wundern. Die erste böse Überraschung gibt es schon an der Preistafel. Super für 1,55 Euro ist derzeit keine Seltenheit. Die Benzinpreise nähern sich dem Rekordniveau vom Sommer 2008. Aber die Verwirrung geht weiter, denn Super ist nicht gleich Super. Seit Beginn des Jahres führen immer mehr Tankstellen den neuen Ökosprit E10 ein. Daneben gibt es noch Super E5, SuperPlus und diverse Spezialsorten an Super, die die einzelnen Mineralölkonzerne selbst anbieten. Bleibt die Frage an der Zapfsäule: Was nun tanken?

Einer Umfrage des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) zufolge tanken 70 Prozent der Autofahrer den falschen Sprit. Oft wird aus Vorsicht lieber das konventionelle Superbenzin E5 getankt. "Sicher ist sicher", denken viele, die von Tankauspumpen und möglichen kapitalen Motorschäden gehört haben. Sie müssen nun richtig bluten: Zwischen fünf und acht Cent beträgt der Aufschlag auf den konventionellen Kraftstoff, den die Öl-Multis mit höheren Logistikkosten begründen. Die Autolobby und die Politik hegen allerdings den Verdacht, dass die Konzerne lediglich die Unwissenheit vieler Verkehrsteilnehmer für eine Erhöhung ihrer Margen nutzen.

Röttgen empört

Die Mineralölkonzerne müssen sich allerdings hüten, denn der leicht verdiente Zusatzgewinn könnte schnell wieder weg sein. Wenn es die Mineralölwirtschaft nicht schafft, eine bestimmte Menge des neuen E10-Benzins zu verkaufen, drohen empfindliche Geldstrafen seitens der Politik. Kein Problem für einige Ketten, die den herkömmlichen Superkraftstoff gleich ganz abgeschafft haben. Dort bleibt den Kunden nur die Wahl zwischen E10, SuperPlus oder dem noch teureren Spezial-Super. Letzteres lohnt sich aber bei normalen Autos so gut wie gar nicht. Hauptsächlich Hochleistungsmotoren von Sportwagen oder großen Limousinen zeigen einen nachhaltigen Effekt beim mit Additiven angereicherten Super-Super.

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Kostbare Tropfen: Wie auch immer das Gezänk um den neuen Kraftstoff ausgeht, billiger wird es für die Autofahrer auf keinen Fall. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Verwirrung um das neue E10-Super, das mit einem Anteil von bis zu 10 Prozent Bioethanol angereichert ist und so die Umweltbilanz des Individualverkehrs verbessern helfen soll, bringt jetzt auch die Politik auf den Plan. "Es war immer klar, dass die Einführung von E10 nicht zur Benachteiligung jener Autofahrer führen darf, deren Fahrzeuge den Kraftstoff nicht vertragen", sagt Bundesumweltminister Röttgen dem ADAC-Blatt Motorwelt. "Bestandsschutz heißt für mich: Super E5 mit 95 Oktan, das im Schnitt fünf bis sieben Cent billiger ist als Super Plus mit 98 Oktan.“ Damit wäre das konventionelle Superbenzin ebenso teuer wie das neue E10.

Libyen treibt die Preise

Aber auch ohne das ungebremste Gewinnstreben der Ölkonzerne dürfte der Appell Röttgens verpuffen. Denn die Preise für Rohöl befinden sich durch die Staatskrise in Libyen ohnehin schon auf dem Höhenflug. Zwar macht der Anteil an Öl aus dem Gaddafi-Reich nicht mal zehn Prozent der europäischen Ölimporte aus. Aber die Spekulanten treiben die Preise ungeachtet dessen an den Rohstoffmärkten in die Höhe. Und die Konzerne geben diese ja bekanntermaßen gerne schon mal im Vorfeld weiter. So könnten die Autofahrer bald noch böser überrascht werden an der Tankstelle.

Damit Sie nicht unnötig viel für Superbenzin bezahlen müssen, haben wir noch einmal die Übersicht bereitgestellt, welche Modelle bedenkenlos den neuen Kraftstoff E10 tanken können und bei welchen es kritisch wird. Ansonsten hilft an der Tankstelle derzeit nur: Stark bleiben, Augen zu und Geldbeutel zücken.

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Quelle: Broschüre "E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen" (Herausgeber: DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH, Stand : 17. Dezember 2010). Alle Angaben ohne Gewähr.