Das Land wird aufgeteilt USA und Russland kooperieren in Syrien
25.07.2017, 13:18 Uhr
Ein kurdischer Kämpfer beobachtet in der Provinz Rakka amerikanische Luftangriffe gegen den IS.
(Foto: AP)
Einem Bericht zufolge ist das zentrale Ziel der amerikanischen Syrien-Politik jetzt die Kooperation mit Russland. US-Präsident Trump streitet das ab. Vor Ort jedoch sprechen US-Verbündete längst mit Vertretern Russlands und Assads.
Mit drei wütenden Tweets hat US-Präsident Donald Trump einen Bericht der "Washington Post" zurückgewiesen, demzufolge eine Zusammenarbeit mit Russland zum zentralen Motiv seiner Strategie in Syrien geworden ist. Trump dürfte sich vor allem über die Überschrift des Artikels geärgert haben. "Zusammenarbeit mit Russland wird entscheidend in Trumps Strategie in Syrien" steht dort, was einen wunden Punkt berührt: die Russland-Kontakte seines Umfelds im Wahlkampf und danach.
Dem Bericht zufolge soll Syrien in Zonen unterteilt werden, die von der jeweils anderen Seite nicht betreten werden: in Gebiete also, in denen der syrische Präsident Baschar al-Assad mit russischer und iranischer Hilfe gegen vorwiegend islamistische Widerstandsgruppen kämpft, sowie in solche Gebiete, in denen kurdische Gruppen mit amerikanischer Unterstützung gegen den sogenannten Islamischen Staat kämpfen.
Laut "Washington Post" wurde die Strategie in der vergangenen Woche bei Briefings im Senat und im Repräsentantenhaus von Verteidigungsminister James Mattis, Generalstabschef Joseph Dunford und Außenminister Rex Tillerson vorgestellt.
"Fake News"
Ganz nebenbei bestätigte Trump mit einem seiner Tweets die Existenz des eigentlich geheimen CIA-Programms zur Ausbildung syrischer Rebellen sowie dessen Einstellung. Er habe die "massiven, gefährlichen und verschwenderischen Zahlungen an syrische Rebellen, die gegen Assad kämpfen, beendet", schrieb der Präsident auf Twitter.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die "Washington Post" gemeldet, dass die USA ihre Unterstützung von Anti-Assad-Rebellen in Syrien einstellen. In Ermangelung von moderaten Aufständischen war dieses 2013 ins Leben gerufene Programm zwar ohnehin recht erfolglos. Zugleich spiegelt die Entscheidung jedoch eine Kehrtwende in der Haltung der USA zu Russland. Dies ist auch innerhalb der US-Regierung nicht unumstritten. Ein Regierungsvertreter nannte die Entscheidung "folgenschwer" und einen Erfolg für Russlands Präsident Wladimir Putin. "Putin hat in Syrien gewonnen."
In seinen Tweets beschimpfte Trump die "Washington Post" als "Fake News" und als "Lobby-Waffe" im Kampf von Amazon gegen sein "steuerfreies Monopol". Die Zeitung gehört dem Amazon-Gründer Jeff Bezos. Trump hat Bezos schon häufig vorgeworfen, dass Amazon zu wenig Steuern bezahle. Die "Washington Post" richtet sich an ein liberales Publikum und berichtet kritisch über Trump.
"Wir sprechen täglich miteinander"
Die Aufteilung Syriens sieht vor, dass die Mitte des Landes sowie der Süden auf Assad entfällt. Die amerikanischen Verbündeten sollen das Gebiet nördlich des Euphrat kontrollieren, darunter auch die noch immer umkämpfte Stadt Rakka, die Hochburg des IS. Südlich der Stadt verläuft eine "Deconfliction"-Linie, die verhindern soll, dass Amerikaner und Russen in Syrien versehentlich beschießen.
Ein Reporter des britischen "Independent" berichtet derweil aus dem östlichen Syrien, dass die von den USA unterstützten Kurden längst auch mit den Russen kooperieren. Er sei dabei gewesen, als ein russischer Luftwaffenoberst, ein Offizier der kurdischen YPG-Miliz und eine Gruppe syrischer Militärs und Milizionäre verhandelt hätten. Dieses Treffen fand rund 60 Kilometer südlich von Rakka statt, in der russisch-syrischen Zone. Man habe diese Zentrale in der Ortschaft Resafa schon vor zehn Tagen eingerichtet, sagte der YPG-Vertreter dem "Independent" zufolge, eine weitere gebe es in Afrin im Nordwesten Syriens. Auch diese Gegend wird von der YPG gehalten.
In Resafa spreche man täglich miteinander, um Fehler im Kampf gegen den IS zu vermeiden, so der kurdische Offizier. Zumindest vor Ort gibt es die von Trump so vehement bestrittene Kooperation offenbar längst.
Quelle: ntv.de, hvo