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Chinesen wollen zuschlagen VW verkauft Ducati

Startet die Portfolio-Bereinigung bei VW mit dem Verkauf der Motorrad-Marke Ducati?

Startet die Portfolio-Bereinigung bei VW mit dem Verkauf der Motorrad-Marke Ducati?

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Volkswagen-Konzern plant den Verkauf der Motorrad-Marke Ducati. Angeblich gibt es bereits einen Interessenten aus Fernost. Das Ganze ist aber nur ein erster Schritt für die "Portfolio-Bereinigung" der Marke.

Ein Konzern, der vom schnittigen Motorrad über den praktischen Klein- und rassigen Sportwagen bis zur Luxus-Limousine und dem 40-Tonner-Lastwagen alles bietet, was auf den Straßen rollt - das war die Vision von Ferdinand Piëch, dem früheren Vorstands- und dann Aufsichtsratschef von Volkswagen. Unter seiner Ägide wuchs der Wolfsburger Konzern zu einem Auto-Imperium mit zwölf Marken – zuletzt durch die Übernahme des italienischen Motorradbauers Ducati. Bereits damals bezweifelten Experten den strategischen Sinn dieser Aktion.

Interesse aus Fernost

Ducati war ein Geschenk an Ferdinand Piëch zum 75. Geburtstag.

Ducati war ein Geschenk an Ferdinand Piëch zum 75. Geburtstag.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Ausstieg des Firmenpatriarchen und dem Dieselskandal beginnt das akribisch aufgebaute Reich von Piëch nun zu bröckeln: VW erwägt einen Verkauf der Motorradsparte, wie Insider berichten. Ein unbekannter Interessent aus Fernost habe bereits rund eine Milliarde Euro für Ducati geboten, ohne einen Einblick in die Bücher zu haben, berichtet das "Manager-Magazin". 2012 kaufte Audi für 750 Millionen Euro zum 75. Geburtstag von Piëch die Motorrad-Marke, 2016 setzte Ducati rund 731 Millionen Euro um.

Das Magazin spricht bezüglich des Ducati-Deals von einer "Portfolio-Bereinigung", die auch noch andere VW-Töchter treffen könnte. Der Verkauf der Motorrad-Marke könnte einerseits Signal für den Rückbau des Riesenkonzerns sein, der horrende Kosten für den Abgasskandal vor allem in den USA stemmen muss. Hinzu kommt, dass schon lange der Ruf laut geworden ist, sich wieder auf das automobile Kerngeschäft zu konzentrieren.

Verkauf nicht aus Geldnot?

Ein Verkauf von Ducati sei keine Frage des Geldes, behauptet VW.

Ein Verkauf von Ducati sei keine Frage des Geldes, behauptet VW.

(Foto: picture alliance / dpa)

Allerdings hat Volkswagen seinerseits wiederholt darauf verwiesen, dass die Liquidität ausreiche, weil die Geschäfte trotz der Belastung durch das "Dieselgate" gut liefen. Seit dem Vergleich in den USA, wo die Abgasmanipulation aufgeflogen war, kann sich VW auch wieder Mittel am Kapitalmarkt zu verträglichen Konditionen beschaffen. Die Botschaft lautet: Es gibt keinen finanziellen Druck, um Beteiligungen zu versilbern. Dennoch erwarten Experten weitere Verkäufe: "Ich bin der festen Überzeugung, dass VW weitere kleinere Bestandteile, die nicht zum Kerngeschäft gehören, abspaltet, um den Konzern einfacher zu machen", sagt Autoexperte Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI.

Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach sieht es ähnlich: "Nun wird deutlich, dass das Sammeln von Marken bei Volkswagen ein Ende hat." Ein Verkauf von Ducati wäre ein Zeichen der Konsolidierung. "Es geht nicht mehr um Größe und Macht, sondern um neue Geschäftsmodelle und Flexibilität im technologischen Wandel." Konzernchef Matthias Müller selbst hatte im vergangenen Juni angekündigt, das Portfolio an Beteiligungen im Zuge des Umbaus zu überprüfen.

Das Sammeln von Marken hat ein Ende

Schon nach Piëchs Rückzug als Aufsichtsratsvorsitzender vor zwei Jahren im Streit mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn waren Spekulationen aufgekommen, dass das Imperium zerbröseln könnte. Volkswagen könne Beteiligungen verkaufen, hieß es. Die Gedankenspiele wurden noch befeuert, als im September 2015 der Abgasskandal bekannt wurde, für dessen Aufarbeitung Europas größter Autokonzern zig Milliarden benötigt. Seit Piëch einen Großteil seiner Aktien an der Porsche SE verkauft hat, über die die Familien Porsche und Piëch die Mehrheit an Volkswagen halten, scheint der Weg auch für tiefergreifende Veränderungen frei.

Ein heißer Kandidat für einen weiteren Verkauf ist die Lkw-Sparte, in der die Marken Scania und MAN zusammengefasst sind. "Ich glaube, dass ein Lkw-IPO eine Möglichkeit ist", sagt Ellinghorst. "Das wird aber noch länger dauern." VW-Truck-Chef Andreas Renschler hat wiederholt gesagt, er halte sich alle Optionen offen. Für einen Börsengang gebe es jedoch keine konkreten Pläne. An einen Verkauf einer der Kernmarken wie Audi, Seat, Skoda oder Porsche glaubt Ellinghorst nicht. "Das sind Hirngespinste." Auch von den Luxusmarken Lamborghini, Bentley und Bugatti dürfte sich der Konzern nicht verabschieden: "Ich glaube, dass man an dem Kern der Marken, die zum Automobilgeschäft gehören, festhalten wird."

Quelle: ntv.de, hpr/rts/sp-x

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