Dritter WM-Titel in Folge Harting bleibt der Diskus-Goldjunge
13.08.2013, 18:21 Uhr
Robert Harting reichten 69,11 Meter zum WM-Titel.
(Foto: REUTERS)
Robert Harting ist auch in Moskau der "King im Ring". Im Luschniki-Stadion macht der Diskus-Olympiasieger seinen goldenen WM-Hattrick perfekt. Pech hat sein Teamkollege Martin Wierig. Ihm fehlen 17 Zentimeter zum Podest. Ähnlich knapp verpasst Siebenkämpferin Claudia Rath die Bronzemedaille.

Erst die erfolgreiche Zerreißprobe im Ring, dann die für sein Trikot: Harting blieb sich in Moskau treu.
(Foto: dpa)
Alle Kameras und Augen im Luschniki-Stadion waren auf Robert Harting gerichtet, da setzte der Diskus-Hüne sein breitestes Grinsen auf, tänzelte vor den Fotografen, griff an sein Trikot - und zerriss es mit einem Freudenbrüller. Mit seiner bekannten Jubelgeste feierte der 28 Jahre alte Berliner in Moskau sein drittes WM-Gold in Serie. Ein Jahr nach seinem Olympia-Triumph von London verteidigte Harting seine Vormachtstellung im Wurfring mit Schmerzen und guten Nerven.
Teamkollege Martin Wierig hatte weniger Glück. Ihm fehlten 17 Zentimeter auf Bronze, er wurde letztlich Vierter. Auch Siebenkämpferin Claudia Rath verpasste eine WM-Medaille knapp. Die 27-Jährige aus Frankfurt steigerte ihre Bestleistung zwar auf 6462 Punkte, verpasste aber im abschließenden 800-Meter-Lauf trotz persönlicher Bestleistung (2:06,43 Minuten) den Sprung aufs Podest. Rath landete schließlich auf Platz vier, Gold ging an die Ukrainerin Hanna Melnitschenko (6586) vor der Kanadierin Brianne Theisen-Eaton (6530) und Dafne Schippers aus den Niederlanden (6477).
Goldwurf im vierten Versuch
Im Harting-Lager herrschte nach dem erneuten Gold-Coup Glückseligkeit. "Es war ein toller Wettkampf mit einem guten, glücklichen Ende", sagte Hartings Trainer Werner Goldmann im ZDF. Um Lars Riedel einzuholen, muss Harting allerdings auch noch bei der WM 2015 in Peking und 2017 in London kräftig die Muskeln spielen lassen. Der Chemnitzer war zwischen 1991 und 2001 gleich fünf Mal Weltmeister. Bei den nun 14. Titelkämpfen gewann zum neunten Mal ein deutscher Werfer. 1987 in Rom hatte der Schweriner und heutige Bundestrainer Jürgen Schult gesiegt.
Harting gelang seine Siegesweite im vierten Durchgang, als er die Scheibe auf 69,11 Meter hinausschleuderte. Sein größter Rivale Piotr Malachowski konnte nicht mehr kontern. Mit 68,36 Metern gewann der Pole Silber vor Gerd Kanter aus Estland (65,19), dem Weltmeister von 2007 und Olympiasieger von 2008. Martin Wierig aus Magdeburg, der im Juni in Ostrau seinen großen deutschen Rivalen erstmals geschlagen hatte, fehlten als Vierter nur 17 Zentimeter zu Bronze.
"Jeder will sein Dorf verteidigen. Nur dass die Mistgabel bei uns der Diskus ist" - so hatte Harting in blumigen Worten seine Ausgangsposition als Europa- und Weltmeister und Olympiasieger erklärt. Einen Konkurrenten brauchte erst gar nicht zu fürchten: Der Iraner Ehsan Hadadi, Silbermedaillengewinner von London, hatte seine Teilnahme kurzfristig abgesagt. Harting eröffnete den Wettkampf mit 62,16 Metern und schüttelte unzufrieden den Kopf. Der Este Gerd Kanter und Malachowski warfen gleich über 64 Meter.
Erst Rückenprobleme, dann Gold
Diesen Anreiz hatte Harting nur gebraucht: Mit grimmiger Miene ging er an seinen zweiten Versuch - und kam auf 68,13 Meter. Damit war die Konkurrenz erst mal eingeschüchtert. "Der Erste ging daneben, der Zweite war okay. Es ist noch Luft nach oben", sagte sein Trainer Werner Goldmann dem ZDF. Mit 71,84 Metern führt Malachowski die diesjährige Weltbestenliste an, beim Saisonhöhepunkt kam der Pole im vierten Anlauf mit 67,18 allmählich in Schwung.
Bei Hartings drittem Versuch stand seine Freundin und Diskus-Kollegin Julia Fischer auf der Tribüne erwartungsvoll auf - doch der Titelverteidiger setzte den Diskus ins Netz. Goldmann berichtete plötzlich von "ziemlich massiven Rückenproblemen" seines Schützlings. Doch dann warf Harting 69,11 Meter und Goldmann jubelte: "Sensationell."
Und dann narrte Harting kurz die Fotografen und rannte jubelnd davon, während seine Freundin im Publikum die Tränen kamen: WM-Gold Nummer drei nach Berlin 2009 und Daegu 2011! Die sportliche Zerreißprobe hatte er erneut bestanden, dann war sein Hemd dran. Kein Stoff der Welt, so hatte der 2,01 Meter große und 126 Kilo schwere Athlet bereits zuvor erklärt, würde seine Kräfte aushalten: "Da müsste man mir schon einen Teppich oder Ketten umlegen."
Quelle: ntv.de, dpa/sid