Technik

Messestart mit Xbox und Playstation Microsoft knickt ein, bevor Sony klotzt

Die Sony-Pressekonferenz geriet wie gewohnt zur Show.

Die Sony-Pressekonferenz geriet wie gewohnt zur Show.

(Foto: dpa)

Zum inoffiziellen Auftakt der Gamescom gibt Microsoft sich pragmatisch-zurückhaltend, die rollenden Köpfe zeigen Wirkung. Sony zeigt danach mit einem stimmigen Spielefeuerwerk eindrucksvoll, warum.

Der altehrwürdige Gürzenich in Köln ist grün - am Haupteingang und auch im Inneren dominiert die Signalfarbe der Xbox-Sparte. Hier präsentiert Microsoft bei der diesjährigen Gamescom seine Spiele vorab der Presse. Die US-Amerikaner markieren damit den inoffiziellen Beginn der Messe am Rhein, obwohl die Publikumstage erst am Donnerstag beginnen. Ein paar Stunden später zeigt dann Sony seine Neuerungen für die Playstation.

Die Ankündigung von Lara Crofts neuem Abenteuer "Rise of the Tomb Raider" als exklusiv für die Xbox One ist die erste kleine Überraschung der Messe. Und ein Hinweis darauf, dass die neue Hardware in Redmond nun wie früher als Konsole gesehen und vermarktet wird; nicht mehr, wie noch Ende vergangenen Jahres, als Alleskönner-Unterhaltungszentrale des Wohnzimmers. Und so geht es in dem alten Gemäuer auch weiter: Spiele, Spiele und nochmals Spiele werden vorgeführt.

Teurer Rückfall in alte Zeiten

Microsoft hatte sich 2013 noch einmal aufgeplustert und wie der unangefochtene Platzhirsch von einst gebrüllt: Mit Ankündigungen, ohne sich um die Reaktionen zu scheren, oder gar die Konkurrenz. So beschlossen der US-Konzern und seine Führungsriege etwa im Alleingang das Ende der Gebrauchtspiele und verkündeten zudem Online-Zwang für alle Konsolen. Microsoft wollte mit seiner Xbox One die Zukunft erzwingen. Und erwartete, dass Sony vom erwarteten Plus in der Kasse mit der Playstation 4 auf den gleichen Pfad gelockt würde. Microsoft lag falsch. Die Japaner sagten trotzig: Bei uns bleibt alles, wie es ist. Was zuvor als permanenter Shitstorm aus dem Spielerlager über Microsoft hinweggefegt war, wandelte sich in weltweite Häme. Der Konzern  musste zurückrudern, denn es drohte der dauerhafte Verlust der Marktführerschaft in den USA.

Dann rollten Köpfe. Dem bereits ein Jahr zuvor geschassten "Mr. Windows" Steve Sinofsky musste Xbox-Chef Don Mattrick folgen. Inzwischen wird der Konzern auch nicht mehr von Steve Ballmer geführt, Bill Gates' Weggefährten. Der neue Chef der Windows-Sparte kündigte vor wenigen Wochen an, die vielen verschiedenen Betriebssysteme in eines zusammenzuführen. Bis auf Ridley Scotts Halo-Serie wurden großspurige Fernsehprojekte eingestampft. Die Xbox One als Unterhaltungszentrale wurde zu Beginn schlecht verkauft, besonders unter dem Eindruck des PR-Desasters bei der Markteinführung. Sonys Playstation 4 ist seither davongezogen. Jim Ryan, Sony-Chef in Europa, verkündete in Köln die Marke von 10 Millionen verkauften Konsolen in neun Monaten. Die Japaner verkaufen in den USA noch immer mehr Hardware als Microsoft.

Erst Desaster, dann Strategiewechsel

Bei der diesjährigen Gamescom ist also das Ergebnis der ursprünglichen Xbox-One-Strategie und der folgenden Personalwechsel zu bestaunen: Pragmatisch wird auf großspurige Ankündigungen verzichtet und plakativ auf die Wünsche der Spieler eingegangen. So gibt es  etwa einen expliziten Hinweis darauf, dass die Vorbestellmöglichkeit für Download-Titel der häufigste Wunsch der Nutzer gewesen sei - und nun umgesetzt wird. Für Halo kommt der Content-Kanal "Halo Channel". Und bei Forza Horizon 2 wird immer wieder die Wichtigkeit der Spieler unterstrichen.

Microsoft reicht den Spielern die Hand? Es ist ein bisschen verkehrte Welt, die sich hier in der Kölner Altstadt offenbart. Sony indes brennt bei seiner Pressekonferenz ein wahres Feuerwerk ab; eine Mischung aus schmucken Indie-Titeln, Blockbustern und etwas Hardware. So machen etwa das Fantasy-Epos "Bloodborne" der Dark-Souls-Macher, der Steampunk-Shooter "The Order 1886", "Until Dawn", oder auch die skurrile Sozialismus-Simulation "The Tomorrow Children" einen sehr guten Eindruck.  Nebenbei verkündet Sony noch die Möglichkeit, ab der System-Software 2.0 mit Freunden zu spielen, die den entsprechenden Titel gar nicht besitzen.

Im Verlauf der Sony-Präsentation wird klar, dass Microsoft gegenüber dem Konkurrenten zwar noch im Hintertreffen ist. Aus Sicht der Xbox-One-Spieler gibt es allerdings Hoffnung, denn die neue Führungsriege in Redmond hat das offenbar verstanden. Und Konsequenzen gezogen.

Quelle: ntv.de

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