Technik

Ihr Kinderlein kommet Tückische Adventskalender

Die Aussicht, ein Nintendo DS zu gewinnen, ist sehr verlockend.

Die Aussicht, ein Nintendo DS zu gewinnen, ist sehr verlockend.

Seit über 100 Jahren erfreuen Adventskalender Kinder, neuerdings auch im Internet. Hinter den Online-Türchen verbergen sich allerdings oft keine guten Ratschläge oder Süßigkeiten, sondern Gewinnspiele. Teilnehmer werden von Firmen mit Preisen wie Play-Station 3 und PC-Spielen angelockt. Die Verbraucherzentrale NRW hat ein Dutzend Internet-Adventskalender für Kinder, u. a. von Bravo, Micky Maus, Polly Pocket und Wendy, unter die Lupe genommen und geprüft, welche Daten gesammelt werden und ob Kids erfahren, was mit ihren Angaben geschieht. Denn schließlich werden die Daten von Gewinnspiel-Teilnehmern meist gerne benutzt, um Werbemüll im E-Mail-Fach auszuschütten. Oftmals werden Adressen sogar weiterverkauft.

E-Mail-Adresse muss genügen

Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW reicht es für eine Gewinnbenachrichtigung völlig aus, nach der E-Mail-Adresse und ggf. einem Kennwort zu fragen. Doch häufig, so das Ergebnis der Stichprobe, nutzen Firmen die Unerfahrenheit und Spielfreude von Kindern aus, um an mehr personenbezogene Daten zu gelangen.

Dass man mit Minimalangaben an einem Gewinnspiel teilnehmen kann, bestätigten lediglich zwei der untersuchten Kalender (pombaer.de und wendy.de). Bei den zehn anderen Kandidaten müssen Kinder zusätzlich mindestens Vor- und Zunamen sowie ihre Anschrift angeben. Fehlt eine der Angaben, ist eine Teilnahme am Gewinnspiel nicht möglich.

Heiß begehrte Daten

Vier Online-Kalender (bruder.de, kinder.de, polly pocket.de und bravo.de) verlangten darüber hinaus Geburtsdatum bzw. Alter, bei zwei weiteren war die Angabe des Alters freiwillig, bei dreien die der Telefonnummer. Acht Veranstalter luden dazu ein, einen Newsletter zu abonnieren, über den später weitere Kaufangebote zu erwarten sind.

Das ist ärgerlich, weil Mädchen und Jungen nur über geringe geschäftliche Erfahrungen verfügen. Sie reagieren spontaner und emotionaler als Erwachsene. Deshalb sind an Kinderadventskalender im Internet höhere Anforderungen zu stellen.

Nur bei Pombear nimmt man Datenschutz richtig ernst.

Nur bei Pombear nimmt man Datenschutz richtig ernst.

Daran mangelte es in der Stichprobe jedoch auch bei den Hinweisen zum Datenschutz. Eine Information darüber, was mit ihren Daten geschieht, können die jungen Besucher häufig nicht oder nur mit unvertretbarem Aufwand feststellen. Lediglich vier der 12 Adventskalender klären die Teilnehmer in transparenter Weise über die Datennutzung auf (fruchttiger.de, pombaer.de, pferdeundponny.de sowie just4girls.de). Sie erklären in kindgemäßer Sprache, die Angaben nur im Zusammenhang mit dem Gewinnspiel zu verwenden.

Drei Spam-Schleudern

Vier weitere Seitenbetreiber (bravo.de, bruder.de, mickymaus.de und wendy.de) geben im Umfeld des Anmeldeformulars keinerlei Hinweis darauf, wie sie die Daten zu verwenden gedenken. Während man auf einer Internetseite (bravo.de) auf Umwegen erfahren kann, dass im Zusammenhang mit Gewinnspielen gesammelte Daten nur für die Benachrichtigung genutzt werden, müssen die Teilnehmer an den Gewinnspielen der drei anderen Adventskalender damit rechnen, nach Weihnachten mit Spam überschüttet zu werden.

Bei vier weiteren Adventskalendern (hallohund.de, maedchen.de, pollypocket.de und kinder.de) finden sich zwar Datenschutzhinweise, sie sind aber entweder so versteckt, dass Kinder sie in der Regel nicht finden. Oder aber sie sind in schwer lesbarem Juristendeutsch formuliert. Beispiel "hallohund.de": Sätze wie "Ich stimme den Gewinnspiel-AGB zu" sind nicht kindgemäß, vor allem dann nicht, wenn sich dahinter zehn Seiten Text verbergen und sich die Datenschutzhinweise erst nach einem Klick auf einen weiteren Link öffnen.

Eltern gefragt

Das Fazit der Verbraucherzentrale NRW: Die meisten Kinderadventskalender ermuntern die Teilnehmer zu einer unkritischen Weitergabe ihrer Daten. Auf diese Weise werden Kids verführt, möglichst viel von sich preiszugeben. Wer als Eltern Wert darauf legt, dass Kinder einen sparsamen Umgang mit personenbezogenen Daten lernen, sollte seinen Sprösslingen vor einer Teilnahme über die Schulter schauen. Denn lediglich ein Anbieter (pombaer.de) von zwölfen fragte nur nach Kennwort und E-Mail-Adresse und informierte in kindgemäßer Weise über die Datennutzung.

Quelle: ntv.de, kwe

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