Technik

Face ID sehr tolerant Zehnjähriger entsperrt iPhone X der Mutter

Mutter und Sohn sehen sich sehr ähnlich, aber nicht so wie eineiige Zwillinge.

Mutter und Sohn sehen sich sehr ähnlich, aber nicht so wie eineiige Zwillinge.

(Foto: Youtube/Attaullah Malik)

Dass Zwillinge die Face ID des iPhone X austricksen können, ist keine Überraschung. Jetzt aber gibt es ein Video, in dem ein Zehnjähriger das Gerät seiner Mutter entsperrt. Das wirft Fragen zur Sicherheit der Technik auf.

Ein Youtube-Video lässt Zweifel aufkommen, ob die 3D-Gesichtserkennung des iPhone X tatsächlich so sicher ist, wie Apple dies behauptet. In dem Clip entsperrt nämlich ein Zehnjähriger mühelos das Gerät seiner Mutter. Zwar sieht der Junge ihr tatsächlich sehr ähnlich, aber nicht so, wie dies bei eineiigen Zwillingen der Fall sein kann. So ist allein schon der Kopf der Mutter deutlich größer und sichtbar runder. Und auch wenn sie ein sehr glattes Gesicht hat, ist doch gut erkennbar, dass sie älter ist. Haben die beiden nicht getrickst, ist dies ein Indiz dafür, dass die Face ID doch mit einer möglicherweise zu großen Toleranz arbeitet.

Eine Frage der Wahrscheinlichkeit

"Die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällige Person in der Bevölkerung Ihr iPhone X ansehen und mit Face ID entsperren kann, liegt bei etwa eins zu 1.000.000", schreibt Apple. Beim Fingerabdrucksensor der Touch ID soll die Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung dagegen bei rund eins zu 50.000 liegen. Nun ist ein Sohn ja keine zufällige Person in der Bevölkerung, aber eben auch kein Zwilling oder ein Bruder, die das Unternehmen als Ausnahmen nennt. Ebenso wenig ist in diesem Fall zutreffend, dass sich die Wahrscheinlichkeit bei Kindern unter 13 Jahren anders verhalte, da deren Gesichtszüge noch nicht voll ausgeprägt seien. Denn das trifft nur zu, wenn ein Kind das iPhone X eines anderen Kindes entsperrt - nicht das eines Erwachsenen.

Eigentlich wäre anzunehmen, dass die Tiefenkarte eines Gesichts, die die TrueDepth-Kamera mit über 30.000 gescannten Punkten eines Gesichts erstellt, auch Größenverhältnisse enthält. Es scheint aber so zu sein, dass Apple eine zu große Toleranz eingeplant hat, um natürliche Veränderungen eines Gesichts zu akzeptieren. Und weil die Touch ID Geräte auch entsperren soll, wenn sein Besitzer eine Mütze trägt oder seine Frisur verändert, ist die für die Erkennung eingesetzte Künstliche Intelligenz bei den äußeren Konturen offenbar besonders großzügig.

Face ID nur bei gutem Licht erstellen

Das deckt sich mit den Erkenntnissen einer Sicherheitsfirma, der es angeblich gelungen ist, die Face ID des iPhone X mit einer Maske zu überlisten, die überwiegend mit einem 3D-Drucker, etwas Foto-Folie und Silikon hergestellt wurde. Auch der verantwortliche Ingenieur vermutet, dass Apple bei den Anpassungen an Veränderungen eines Gesichts einen zu großen Spielraum einräumt.

Vielleicht muss Apple hier tatsächlich nachjustieren. Dafür würde wohl schon eine strengere Registrierung genügen. Denn wie der Vater des Zehnjährigen in einem Interview mit "Wired" angab, hatte die Mutter ihr Gesicht bei schwachem Licht eingescannt. Nachdem sie es erneut bei guter Beleuchtung registrierte, konnte ihr Sohn das Gerät nicht mehr entsperren. Zum Test wiederholte sie den Vorgang nochmal bei diffusem Licht. Diesmal akzeptierte das iPhone X das Gesicht ihres Jungen beim dritten Versuch. Damit waren seine Züge als natürliche Veränderung akzeptiert und danach entsperrte die Face ID das iPhone X jedes Mal.

Um sicher zu gehen, dass die 3D-Gesichtserkennung möglichst zuverlässig arbeitet, sollten Nutzer ihre Face ID also bei guten Lichtverhältnissen einrichten. Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes das iPhone X entsperrt, sehr gering - auch wenn sie vielleicht nicht bei 1:1000.000 liegt.

Quelle: ntv.de, kwe

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