Unterhaltung

Petzold erhält Regiepreis für "Barbara" Goldener Bär geht nach Italien

Vittorio (r.) und Paolo Taviani mit ihrem Goldenen Bären.

Vittorio (r.) und Paolo Taviani mit ihrem Goldenen Bären.

(Foto: REUTERS)

Damit hat wohl niemand gerechnet: Der Siegerfilm der Berlinale heißt "Cäsar muss sterben" der Regie-Brüder Taviani. Aber auch die vorher ausgerufenen Favoriten gehen nicht leer aus. Der ungarische Beitrag erhält den Großen Preis der Jury. Christian Petzold wird für "Barbara" mit dem Regie-Bären geehrt. Er ist nicht der einzige deutsche Preisträger.

Der Goldene Bär der geht nach Italien. Gewinner des Hauptpreises der 62. Berlinale ist "Cäsar muss sterben" ("Cesare deve morire") der Regie-Brüder Paolo und Vittorio Taviani. Das teilte die Jury mit. Die Deutschen holten zwei Silberne Bären: Christian Petzold erhielt für sein DDR-Drama "Barbara" mit Nina Hoss in der Hauptrolle den Preis für die beste Regie. Der Kameramann Lutz Reitemeier wurde seine Arbeit an dem chinesischen Historiendrama "Land des weißen Hirsches" ("Bai Lu Yuan") von Wang Quan'an geehrt.

Sagt man "incredible" oder "awesome"? Christian Petzold erhält den Regie-Preis.

Sagt man "incredible" oder "awesome"? Christian Petzold erhält den Regie-Preis.

(Foto: REUTERS)

Der 80-jährige Paolo Taviani und sein 82-jähriger Bruder Vittorio haben mit "Cäsar muss sterben" einen halbdokumentarischen schwarz-weißen Filmessay über Strafgefangene in Rom gedreht, die im Gefängnis Shakespeares "Julius Cäsar" proben und aufführen. Ein Film, der den Zuschauer tief in die Seele der Menschen blicken lässt. Zuvor hatte der Film bereits den Preis der Ökumenischen Jury erhalten. Bereits zum achten Mal wurde ein italienischer Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Zuletzt erhielt 1991 Marco Ferreri für "Das Haus des Lächelns" den Preis.

Die Berlinale-Jury unter Vorsitz des britischen Regisseurs Mike Leigh verbeugte sich mit ihrer Entscheidung vor den Regie-Altmeistern Taviani, zu deren Werk Filme wie "Mein Vater, mein Herr", "Die Nacht von San Lorenzo" und "Good morning, Babylon" gehören.

Laiendarstellerin ausgezeichnet

Die Silbernen Bären für die beste Schauspielerleistung gingen an Darsteller aus Dänemark und dem Kongo. Die kongolesische Laiendarstellerin Rachel Mwanza wurde für ihre Rolle einer Kindersoldatin in dem Film "Rebelle" des kanadischen Regisseurs Kim Nguyen geehrt.

Der Teppich wurde wie immer bunt bevölkert - hier die Österreicherin Lexy Hell beziehungsweise ihre Körperkunst.

Der Teppich wurde wie immer bunt bevölkert - hier die Österreicherin Lexy Hell beziehungsweise ihre Körperkunst.

(Foto: dpa)

Der Däne Mikkel Boe Folsgaard erhielt den Preis für seine Leistung in dem Kostümfilm "Die Königin und der Leibarzt" von Nikolaj Arcel. Darin spielt Folsgaard den dänischen König Christian VII. Zusammen mit Rasmus Heisterberg erhielt Regisseur Arcel auch den Preis für das beste Drehbuch.

Ein Silberner Bär ging an den ungarischen Film "Nur der Wind" ("Csak a szél"). Regisseur Bence Fliegauf erhielt für sein aufwühlendes Werk den Großen Preis der Jury. Sein Film erzählt nach realen Ereignissen von einer Mordserie an Roma-Familien in einem ungarischen Dorf. Der Film wurde auch von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ausgezeichnet und war wegen der aktuellen politischen Situation in Ungarn auch als Kandidat für den Hauptpreis gehandelt worden.

Regiepreis-Gewinner Christian Petzold galt mit "Barbara" ebenfalls als Favorit für den Goldenen Bären. Zum fünften Mal arbeitete er für das DDR-Drama mit Schauspielerin Nina Hoss zusammen. Schauplatz ist die DDR-Provinz im Jahr 1980. Hoss spielt eine Ärztin, die nach einem abgelehnten Ausreiseantrag an Republikflucht denkt. Als sie einen Klinikkollegen kennenlernt, der sie schätzt und gern hat, geraten ihre Pläne durcheinander.

Teddy-Awards verliehen

Bären-Gewinner Lutz Reitemeier drehte mit dem chinesischen Regisseur Quan'an bereits "Tuyas Hochzeit" und führte auch die Kamera bei Andres Veiels "Die Spielwütigen". "Bai Lu Yuan" schildert die Geschichte des chinesischen Volkes vom Ende der Kaiserzeit bis zum Beginn des Kommunismus.

Der Alfred-Bauer-Preis der 62. Berlinale ging an den Portugiesen Miguel Gomes für den Schwarz-Weiß-Film "Tabu". Der nach dem ersten Festivaldirektor benannte Preis wird an Werke verliehen, die neue Perspektiven der Filmkunst eröffnen. Der Goldene Bär für den besten Kurzfilm ging an "Rafa" von João Salaviza aus Portugal. Lediglich eine Lobende Erwähnung erhielt der Schweizer Wettbewerbsbeitrag "L'Enfant D'En Haut" (Das Kind von oben). Das Sozialdrama von Ursula Meier galt als einer der großen Anwärter auf den Goldenen Bären und war einer der Publikumsfavoriten.

Zuvor war bereits das US-amerikanische Drama "Keep The Lights On" von Ira Sachs mit dem 26. Teddy Award als bester Spielfilm ausgezeichnet worden. Mit dem Preis werden bei den Filmfestspielen Produktionen aus allen Sektionen gewürdigt, die sich auf besondere Weise mit schwulen und lesbischen Themen befassen. Die Regisseurin Ulrike Ottinger ("Prater", "Freak Orlando") erhielt bei der Gala im alten Flughafen Tempelhof eine Trophäe für ihr Lebenswerk, ebenso wie der Underground-Schauspieler Mario Montez. Beste Doku wurde "Call Me Kuchu" von Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright.

Der Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater ging an den französischen Bärenanwärter "A moi seule" ("Coming Home") von Frédéric Videau. Die Jury "Dialogue en perspective" würdigte mit ihrem Preis "This Ain't California", Marten Persiels Doku über eine Skateboarder-Clique in der DDR. Den DAAD-Kurzfilmpreis bekam "The Man that Got Away" von Trevor Anderson.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen