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Kranker Autor in Leipzig ausgezeichnetHerrndorf erhält den Buchpreis

15.03.2012, 17:21 Uhr
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Wolfgang Herrndorf 2008. Inzwischen hat sich der Autor wegen seiner Krankheit zurückgezogen. Den Preis der Leipziger Buchmesse konnte er auch nicht persönlich entgegennehmen. (Foto: dpa)

Er steht schon lange auf der Liste derer, die für den Preis der Leipziger Buchmesse gehandelt werden. Jetzt erhält Wolfgang Herrndorf die Auszeichnung. Sein Thriller "Sand" begeistert die Jury wegen dessen Leichtigkeit und Eleganz.

Der schwer krebskranke Berliner Autor Wolfgang Herrndorf ist mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden. Der 1965 in Hamburg geborene Schriftsteller erhielt die Ehrung am Donnerstag für seinen Roman "Sand". Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

"Sand" ist ein Thriller, ein Spiel um Gewalt, Verfolgung, Selbstsuche und Tod. In der Begründung der Jury hieß es: "Was diesen Roman so einzigartig macht, ist, mit welcher Leichtigkeit, welcher Eleganz im Ton und welchem Sinn von Komik Wolfgang Herrndorf diese absolute Alptraumszenerie erzählt."

Krebstagebuch im Internet

Für Wolfgang Herrndorf war das Rennen um den Leipziger Buchpreis auch ein Wettlauf gegen die Zeit: Der Berliner Schriftsteller leidet seit 2010 an einem unheilbaren Hirntumor. Lange war unsicher, ob er seinen nun prämierten Agententhriller "Sand" überhaupt noch fertigbekommen würde. Im Vorjahr hatte er bereits mit seinem Bestseller "Tschick" auf der Nominierungsliste des Buchpreises gestanden.

"Keine Anfragen, keine Interviews, keine Lesungen", steht auf der Internetseite des Autors. Nur in seinem Blog "Arbeit und Struktur" gibt er Auskunft über den Fortgang der Krankheit (siehe Infobox). Der aus einem "sehr kleinbürgerlichen Haushalt" stammende Herrndorf hatte ursprünglich in Nürnberg Kunst studiert und zunächst als Illustrator gearbeitet, unter anderem für das Satiremagazin "Titanic".

Durchbruch mit "Tschick"

Sein erster Roman "In Plüschgewittern" (2002) fand wenig Aufmerksamkeit. Doch schon beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2004 konnte der Newcomer mit einer Kurzgeschichte aus dem Stand den Publikumspreis einheimsen. Mit "Tschick" landete er schließlich 2010 den Überraschungserfolg des Jahres: Die komisch-traurige Abenteurergeschichte ist längst Kult.

Mit "Sand" hat Herrndorf das Genre gewechselt. Sein Wüstenroman ist ein Thriller, aber auch viel mehr: Ein brillantes Vexierspiel um Gewalt und Verfolgung, Selbstsuche und Tod. Die Leser hatten das Buch in der Internetabstimmung der Buchmesse mit 32 Prozent schon zu ihrem Favoriten gekürt.

Den ebenfalls mit 15.000 Euro dotierten Preis in der Sparte Sachbuch und Essayistik erhielt Jörg Baberowski für sein Buch "Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt". Der Übersetzerpreis wurde Christina Viragh zugesprochen für die Übertragung von Peter Nádas' "Parallelgeschichten".

Quelle: ntv.de, dpa