Nein, Mann! Sie wollen noch nicht gehen! Mit Laserkraft zum Hit
17.09.2010, 13:24 Uhr
Der "Rote" und der "Blaue" von "Laserkraft 3D": Tim Hoffmann und Niels Reinhard.
Möge die Macht mit ihnen sein. "Laserkraft 3D" nennt sich ein Elektroduo aus Süddeutschland, das mit "Nein, Mann!" erst im Internet für Furore sorgte und nun die Charts stürmt. Man könnte auch sagen: Die aus Tim Hoffmann und Niels Reinhard bestehende Formation ist total "laser". Schließlich hat es sie nach eigenem Bekunden als Roboter aus dem All zu uns verschlagen. n-tv.de sprach mit dem "roten Teil" von "Laserkraft 3D", Tim Hoffmann, über weltliche Dinge ebenso wie über das Laserversum.
n-tv.de: Als ich vor einiger Zeit euren Clip zu "Nein, Mann!" das erste Mal im Internet sah, dachte ich mir: Das wird ein Hit. Dachtet ihr das auch?
Tim Hoffmann: Nein, nicht wirklich. Wir hatten die Hoffnung, dass der Song im Club-Bereich vielleicht eine kleine Gimmick-Hymne für die Leute werden könnte, die morgens um sieben noch da sind. Aber dass wir damit jetzt wirklich einen Hit in den Charts haben würden, war weder beabsichtigt noch von uns vorausgesehen.
Nicht nur ich dürfte auf euch das erste Mal im Netz aufmerksam geworden sein. Was seid ihr - ein Internet-Phänomen, ein Projekt oder eine Band?
Ich würde es mal so sagen: Wir sind eine Band, deren schneller Erfolg durch ein Internet-Phänomen begründet wurde.
Ihr habt ja aber auch einen Plattenvertrag. Hattet ihr den eigentlich schon vor dem Rummel um "Nein, Mann!"?
Es war so, dass wir mit einem kleinen Label aus Mannheim, das sich 120db nennt, schon Anfang des Jahres einen Deal für unsere erste EP gemacht hatten, zu der auch "Nein, Mann!" gehören sollte. Wir hatten das abgemacht, noch bevor das Lied produziert wurde - bis dahin hatten wir nur die Idee zu dem Song. Als man dann gemerkt hat, dass das doch mehr fruchtet, hat 120db mit verschiedenen Labels Kontakt aufgenommen, um das Ganze weiter zu lizenzieren. Mit dem Label WePlay und unserem Manager haben wir dann die unserer Meinung nach beste Adresse gefunden.
Angeblich ist die Story, die ihr in "Nein, Mann!" erzählt, ja autobiografisch. Der Typ auf der "Tanze" bist du. Auf was für eine wilde Party-Nacht geht der Text denn zurück?
Auf keine spezielle. Wir beschreiben einfach eine Situation, die schon häufiger auf diversen Partys vorgekommen ist - wenn die Musik gut war und es sich gelohnt hat zu bleiben. Wir hatten zuerst den instrumentalen Teil des Liedes, der ja eher minimal und irgendwie typisch für die Musik ist, die zu solchen Uhrzeiten in Clubs läuft. So entstand die Assoziation zu dem Text, der uns spontan dazu eingefallen ist.
Im Song bleibt offen, was am Ende passiert – ob es zum Beispiel Dresche vom Türsteher gibt. Und im realen Leben …?
Nein, nein, so weit ist es noch nicht gekommen.
Nach eigenem Bekunden seid ihr, du und dein Band-Kollege Niels Reinhard, Roboter und kommt von Laserversum. Ist das ein Planet, ein Stern oder eine Galaxie?
Das Laserversum ist eine entfernte Galaxie, die auf Sternenkarten der Erde noch nicht verzeichnet ist. Aber wir tun unser Bestes, das Ganze den Erdlingen ein bisschen näher zu bringen.
Seid ihr dann mit Luke Skywalker auf Du und Du?
Wir haben von ihm gehört. Allerdings ist er nicht mehr ganz unsere Generation.
Auf der Erde indes bist du in Kaiserslautern und Niels in Mannheim zuhause. Da denkt man an Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims, aber nicht unbedingt an elektronische Musik …
Doch, in Mannheim gibt es eine sehr rege elektronische Szene. Gerade im Bereich von Tech-House und Techno-Minimal. Vielleicht sind die Sachen nicht so in der Breite populär. Aber es gibt sogar einen eigenen Sound, der mit dem Begriff "Mannheim-House" umschrieben wird. Da gibt es schon viele gute Produzenten und eine gute Szene.
Im Fußball sind die Fanlager von Kaiserslautern und Mannheim schwer verfeindet. Als Außerirdische interessiert man sich wahrscheinlich nicht so dafür, sonst wärt ihr euch sicher schon an die Gurgel gegangen …
Wir interessieren uns nur zu Teilen für Fußball. Von daher konnten wir das gut umschiffen. Aber mir ist nach meiner Landung auf der Erde der 1. FCK relativ sympathisch geworden. Von daher verfolge ich das Ganze ein bisschen.
Kaiserslautern liegt in Rheinland-Pfalz, Mannheim in Baden-Württemberg. Damit ist eure Verbindung nicht nur eine interstellare, sondern sogar eine über Bundesländergrenzen hinweg. Wie kam es dazu?
Wir haben uns während des Studiums der digitalen Medien kennengelernt und da schon viele kleine Projekte zusammen gemacht. Da haben wir gemerkt, dass wir einen gemeinsamen Nenner haben und uns ergänzen. Von daher haben wir uns gedacht: Hey, lass uns eine Band machen.
Studiert ihr noch oder ist inzwischen die Musik euer Beruf?
Wir sind mittlerweile vollberufliche Musiker. Das Studium haben wir aber abgeschlossen.
Dass ihr euch im Studium auch mit Film beschäftigt habt, sieht man am Video zu "Nein, Mann!", das in den schönsten 80er-Jahre-Neonfarben strahlt. Wie ist das entstanden?
Das Video haben wir komplett zu zweit konzipiert und realisiert. Wir hatten die Idee dazu, haben es gefilmt und Regie geführt. Die primäre Idee war, dass wir keine Gesichter zeigen wollten. Dementsprechend sieht man die Artists im Video auch überhaupt nicht. Weil sich der Song eben gerade nicht auf einen speziellen Abend bezieht, sondern auf eine häufiger vorkommende Situation, wollten wir das universell darstellen. Die Schilder vor den Gesichtern sollten dabei die Situation für alle gut und verständlich erklären. Wir dachten, das ist mal etwas anderes.
Musikalisch hingegen scheinen eure Wurzeln eher im Techno und in den 90ern zu liegen. Gehört ihr zur Vorhut des 90er-Revivals?
Das würde ich so nicht sagen. Wir orientieren uns nicht an einem speziellen Jahrzehnt oder einer speziellen Richtung. Wenn es etwas in den 80ern oder 90ern gab, das uns gefällt oder irgendwie cool war, nehmen wir das natürlich gerne als Inspiration auf, ohne uns daran fest zu binden. Und "Nein, Mann!" ist ja eigentlich auch nicht unser typischer Sound. Wir sind auf jeden Fall irgendwo zwischen Techno und Elektro-Rave anzusiedeln. "Nein, Mann!" ist da nur ein Auszug.
Ihr tretet ja auch live auf. Was erwartet die Besucher bei einem "Laserkraft 3D"-Auftritt?
Unsere Live-Auftritte haben ziemlichen Konzertcharakter. Da geht es gut ab. Wir machen nicht so ein typisches DJ-Set, wie es die meisten vielleicht erwarten würden. Und auch vom Sound her ist es härter und aggressiver als es wohl viele nach "Nein, Mann!" denken würden.
Wenn man wie ihr mit seinem ersten Song einen großen Hit hat, ist das auch eine große Bürde für die Zukunft. Wie geht es für euch weiter?
Wir haben schon Einiges in Produktion, darunter auch unsere Follow-Up-Singles. Und auch ein Album ist in der weiteren Planung. Zudem machen wir gerade Remixe von ziemlichen Musikgrößen, beispielsweise von Grum aus England. Da wird noch einiges kommen, das aber rockiger und clubbiger klingen wird als "Nein, Mann!". Wir wollen keine zweite Gimmick-Nummer hinterherschieben, sondern die Musik, die wir eigentlich auch sonst machen.
Also könnte man sagen: Nein, Mann, sie wollen noch nicht gehen …
Genau. Ich bin mir sicher, dass ihr noch mehr von uns hören werdet.
Mit Tim Hoffmann von "Laserkraft 3D" sprach Volker Probst
Quelle: ntv.de