Unterhaltung

Zapp Maier - die WM-TV-Kolumne Muuller, was für ein Schauspieler!

Ziemlich kritisch sieht man die Reaktion von Thomas Müller auf die Kopfnuss von Pepe im Mutterland des Fußballs. Ansonsten lobt das englische Fernsehen die deutsche Nationalmannschaft verdächtig in den Himmel.

Jubel, hier ohne Hüftschwung: Angela Merkel freut sich über das deutsche Spiel.

Jubel, hier ohne Hüftschwung: Angela Merkel freut sich über das deutsche Spiel.

(Foto: imago/Moritz Müller)

Nein, Fans von Thomas Müller werden sie bei ITV nicht mehr. Es ist immer interessant, ein Spiel der eigenen Mannschaft im ausländischen Fernsehen zu sehen, was in diesem Fall eben ITV bedeutet - so etwas wie das britische SAT.1. Ich nehme mal stark an, dass man es in Deutschland ganz in Ordnung fand, dass Müller oder "Muuller", wie er hier genannt wird, zu Boden ging, als Pepe ihn im Gesicht traf. Die Fußballfans in England, oder sagen wir lieber die Herren bei ITV, sehen das anders.

Adrian Chiles ist der Moderator, eine Art pummeliger Reinhold Beckmann, und er regt sich in der Halbzeit furchtbar über Müller auf. Was für ein Schauspieler! Der ehemalige Arsenal-Verteidiger Lee Dixon, der bei der Fernsehübertragung als Experte fungiert, wird auch gleich moralisch - Müller habe doch Vorbildfunktion, er würde den Kindern vermitteln, dass es okay sei, auf dem Platz den sterbenden Schwan zu geben. All diese Aufregung wird aber von den anderen beiden Fußballexperten nicht geteilt, und das liegt vielleicht auch daran, dass es sich bei Patrick Vieira und Fabio Cannavaro um einen Franzosen und Italiener handelt. So wie Müller zu agieren, sei im Profifußball doch ganz normal, verteidigen sie den Bayern, was die anwesenden Briten zum Schnauben bringt. Sie sind sich aber alle einig, dass Pepe zu Recht wegen seiner leichten Kopfnuss vom Platz gestellt wurde. Immerhin.

Auch wenn für Chiles Müllers angebliche Schauspielqualitäten ein rotes Tuch sind, muss er dem deutschen Nationalspieler doch attestieren, ein Guter zu sein. Nur mit Schauspielern bekommt man ja wohl auch keinen Hattrick hin. Überhaupt sind sie schwer begeistert von den Deutschen - wenn sie sich nicht gerade theatralisch fallen lassen. Tolle Taktik, kluges Spiel nach vorn - sehr effektiv, das hört man doch gern als Deutsche. Und Signore Cannavaro, den man noch aus einigen unheilvollen Italien-Deutschland-Begegnungen kennt, lehnte sich vorher schon weit aus dem Fenster: Er glaubt, dass entweder Portugal oder Deutschland im Finale stehen wird. Nach dem Spiel ist von Ronaldo und Co. als möglicher Finalteilnehmer nicht mehr die Rede, stattdessen wird die deutsche Mannschaft verdächtig in den Himmel gelobt.

Allerdings kann sich Chiles dann den Seitenhieb nicht verkneifen, dass die Deutschen auch langsam mal zu Potte kommen sollten - seit 1990 nicht mehr Weltmeister geworden, da müsse sich doch was ändern. Den Deutschen liege es doch im Blut, gewinnen zu wollen - was auch immer das heißen mag. Man könnte jetzt leise anmerken, dass die Engländer seit 1966 nichts mehr gerissen haben und sie nach der Niederlage gegen Italien auf alle Fälle gegen Uruguay gewinnen müssen, sonst sind sie weg vom Fenster. Im Mutterland des Fußballs würde sich ein WM-Pokal sicherlich gut machen, aber daran glaubt im ITV-Studio offenbar niemand.

Die Deutschen seien jetzt jedenfalls Favoriten auf den Pokal, da müsse sich jeder Gegner warm anziehen. Auch für andere Landsleute findet Chiles noch nette Worte - Angela Merkel hätte immer so einen tollen Hüftschwung, wenn sie sich über ein Tor ihrer Jungs freuen würde. Bei vier Treffern hatte die Kanzlerin genug Gelegenheit, die Hüfte zu schwingen - ob sie es getan hat, weiß ich allerdings nicht, denn so oft wurde sie bei ITV nicht gezeigt. Auch von Joachim Löw sah man kaum etwas, dabei gilt er hier in Großbritannien als schickster Trainer der WM. Chiles würdigt ihn aber doch noch, da er der einzige war, der sich auf der deutschen Bank nicht diebisch über die rote Karte von Pepe gefreut habe. Womit er wieder beim leidigen Thema Muuller und der angeblichen Schwalbe war. Der Bayern-Spieler hat jetzt im britischen Fernsehen ein Image-Problem: Aber wenn man beim WM-Auftaktspiel drei Tore macht, sollte man damit leben können.

Quelle: ntv.de

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