"Österreich" weiß mehr Robbie war doch bei "Wetten, dass ..?"
06.12.2010, 17:17 Uhr
Vor dem Andruck ...
(Foto: REUTERS)
Das war wohl nix: Die Tageszeitung "Österreich" berichtet von einem Auftritt, sogar von zwei Auftritten Robbie Williams', die nicht stattgefunden haben können. Denn wie wirklich jeder inzwischen weiß, wurde die Show am Samstagabend aus tragischen Gründen abgebrochen.
Der Ehrenkodex für die österreichische Presse besagt: "Gewissenhaftigkeit und Korrektheit in Recherche und Wiedergabe von Nachrichten und Kommentaren sind oberste Verpflichtung von Journalisten." Jawoll, das würde auch jeder nicht-österreichische Journalist reinen Gewissens unterschreiben können. Was die Kollegen der Tageszeitung "Österreich" da geritten haben mag, als sie titelten: "Robbie holte Show aus Koma" - darüber kann nur spekuliert werden: Einem Redakteur scheint es gelungen zu sein, die Live-Show, die abgebrochen wurde, im nahen Ausland doch bis zum Ende zu sehen, und deswegen gab er munter Informationen wie: "Justin Bieber und Christoph Waltz plaudern auf der Couch" zum Besten - obwohl das nie passiert war, denn das Unglück (Samuel Koch verletzte sich bei seiner Wette schwer am Halswirbel) passierte gleich zu Beginn der Sendung.
Der Redaktör hat's schwör
Ist es ein zu großer Druck, dem die Medien da unterliegen? Immer der erste sein zu müssen, mit der neuesten Nachricht, der besten Überschrift, dem heißesten Scheiß? Ja, da mag was dran sein, und sicher ist es gut, vorbereitet zu sein: Zu wissen, dass Robbie Williams wieder vereinigt mit Take That in der ZDF-Show auftreten wird, ist noch kein Fehler. Sogar zu wissen, was die Band singen wird, kann von Vorteil sein. Zu wissen allerdings, dass die Männer- (Ex-Boy-)Band eine Sendung aus dem "Koma" holt, ist geradezu seherisch.
Sicher, auf RTL lief das Supertalent, und dass die Konkurrenz groß wird, ist klar. War aber auch nicht das erste Mal. Das Wort "Koma" ist natürlich besonders perfide, da der junge Mann, der einen schweren Unfall während der laufenden Sendung erlitten hatte, in eben solches künstlich versetzt werden musste.
Hitler und Kummer
Der Verfasser des Artikels wusste sogar davon zu berichten, dass "Robbie zwei Mal in der Show auftrat, einmal solo und dann mit Band". Fantasie hat er ja, und wie wir aus eigener Erfahrung wissen, haben Medienleute immer gerne eine Nase Vorsprung, aber man kann es auch übertreiben, vor allem dann, wenn es glatt gelogen ist. Wir erinnern an dieser Stelle gerne nochmal an die Hitler-Tagebücher im Stern (wenn auch nicht ganz vergleichbar in der Entstehungsgeschichte) oder die Interviews des Schweizer Journalisten und Erfinders Tom Kummer am Anfang unseres neuen Jahrtausends, der philosophierende Gespräche mit Brad Pitt oder Demi Moore abdruckte, die nie stattgefunden hatten, allerdings von seinem Chefredakteur Ulf Poschardt im "SZ-Magazin" veröffentlicht wurden, was diesen dann just von seinem schönen Posten hebelte.
Auch schlechte PR ist PR
Auch das jung gebliebene Stern-Baby "Neon" gab unter anderem ein Gespräch mit Sängerin Beyoncé und ihrem Gatten Jay-Z wieder, das nie statt gefunden hatte. Erstaunlich ist allerdings immer wieder, und deswegen wird die Tatsache des Lügens gerne zur Schummelei verniedlicht und nicht ganz so ernst genommen, wie es sich eigentlich gehört: Die Herren und Damen Erfinder fallen nach einiger Zeit ja doch immer wieder auf ihre Füße. Weitere Chefposten nicht ausgeschlossen, auch Buch-Veröffentlichungen steht nichts im Weg, eher im Gegenteil, denn auch schlechte PR ist ja PR und somit wieder gut.
Merke: Wir alle kennen jetzt das österreichische Tages-Blatt "Österreich" und damit schon 100 Prozent mehr als vorher. Dass die da mit einer frei erfundenen Geschichte Schlagzeilen gemacht haben - who cares in unserer schnelllebigen Zeit? Ich kann Ihnen jetzt auch schon hier und jetzt verraten, wer bei "Bauer sucht Frau" wirklich wen findet und wer im Finale vom Supertalent gewinnt. Also, wenn Sie sich die Spannung bewahren wollen, dann HIER NICHT WEITERLESEN!!!
PS: Robbie Williams und seine Jungs verließen den Backstage-Bereich sofort, nachdem klar war, dass die Sendung nicht weitergehen würde - Take That baten allerdings darum, über den Zustand des jungen Kandidaten auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Quelle: ntv.de