Das letzte Aufgebot beim ESC in Malmö "Wenn ich gewinne, zeige ich meine Brüste"
18.05.2013, 08:45 Uhr
Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen: Amandine Bourgeois aus Frankreich.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es ist so weit: Beim diesjährigen Eurovision Song Contest steht das große Finale bevor. 26 Länder wollen die Gunst des Publikums gewinnen. Allerdings nicht nur mit ihren Songs. Kurz vor knapp werden auch noch die letzten Reserven mobilisiert - und pikante Versprechen gemacht. Nur Cascada haben das nicht nötig.
Schon bald sind wir klüger. Denn die Frage, die derzeit ganz Europa mehr beschäftigt als die, wie der Euro gerettet werden kann, wer Champions-League-Sieger wird oder was Merkel früher getrieben hat, steht vor der Klärung: Wer gewinnt den Eurovision Song Contest 2013 im schwedischen Malmö?
Insgesamt 39 Länder wollten gern im großen Finale des ESC dabei sein, 26 von ihnen haben den Sprung auf die Bühne vor geschätzt 120 Millionen TV-Zuschauern geschafft. Sechs Finalisten - Gastgeber Schweden sowie die "Big 5" genannten Hauptgeldgeber der Eurovision (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) - waren von Anfang an gesetzt. 20 weitere Teilnehmerstaaten qualifizierten sich in den beiden Halbfinalen.
Vor das Finale hat die Eurovision die Generalproben gesetzt, in denen die komplette Show schon einmal durchgespielt wird. Zwei dieser Proben fanden am Freitag statt. Während beim ersten Durchgang die Pforten für die Presse geöffnet werden, erfolgt der zweite Test schon vor zahlendem Publikum. Dies ist auch das so genannte Jury-Finale, auf dessen Basis die nationalen Jurys, die seit einigen Jahren wieder über die Punktevergabe mitbestimmen, ihr Votum zu den einzelnen Beiträgen fällen. Zudem wird diese Probe traditionell für den Havarie-Fall aufgezeichnet. Sollte bei der Live-Übertragung der Show am Samstagabend etwas schiefgehen, käme dieses Band aus der Konserve. Am Finaltag selbst findet noch einmal eine dritte und letzte Generalprobe statt. Dann wird es ernst. So wie jetzt in Malmö.
Bonbons und Kopfstand
Die Teilnehmer nutzen am Freitag den letzten Abend vor dem Showdown, um noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Da steht der Sänger der Band aus Armenien im Pressezentrum von Malmö und gibt ein Interview, da legt die Vertreterin aus dem von Alexander Lukaschenko autoritär geführten Weißrussland (deren Sieg die Eurovisions-Macher aber mal richtig in Verlegenheit bringen würde) eine A-Capella-Einlage hin.

Cascada-Sängerin Natalie Horler gab am Freitag noch einmal eine Pressekonferenz.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auch die dänische Topfavoritin Emmelie de Forest ist von einer Menschentraube mit Mikrofonen umlagert, ehe einer ihrer Aufpasser meint, dass sie jetzt aber wirklich mal weiter müssten. Rumäniens Stimmakrobat Cezar lässt derweil eine Helferin Bonbons mit seinem Namenszug an die Journalisten verteilen, während die griechischen Freibier-Freunde dafür sorgen, dass noch ein paar ihrer Poster und CDs unter die Leute kommen.
Einige Länder - darunter auch Deutschland - laden zu einer letzten Pressekonferenz, ehe sie sich in den wirklich allerletzten Stunden vor ihrem entscheidenden Auftritt ein Redeverbot auferlegen. Und sie geben dabei alles. Raquel del Rosario, Sängerin der spanischen Gruppe ESDM schmettert eine womöglich landestypische Weise, nachdem sie ein Journalist gefragt hat, ob sie denn mal spontan ein anderes Lied als ihren Eurovisions-Beitrag anstimmen könne. Ihr Lied für Malmö schiebt sie dann mit der Unterstützung ihrer Bandkollegen aber gleich auch noch hinterher. Schwedens Vertreter Robin Stjernberg vollführt vor versammelter Presseschar gar einen Kopfstand, nachdem ihn die Moderatorin der Fragestunde - aus welchen Gründen auch immer - dazu aufgefordert hat.
Aber erst die Französin Amandine Bourgeois schießt den Vogel so richtig ab. Auf die nicht unbedingt geniale Frage, was man denn tun könne, damit die Leute für sie abstimmten, weiß sie auch keine so rechte Antwort. Vielleicht solle sie ja ihre Brüste zeigen, entfährt es ihr - und schiebt noch rasch hinterher: "Wenn ich gewinne, zeige ich meine Brüste, okay?" Nun gut, ob es sich lohnt, deshalb für Frankreich anzurufen, möge jeder selbst entscheiden. Aber natürlich werden wir Frau Bourgeois im Fall der Fälle an ihre Ankündigung erinnern.
Cascada-Sängerin Natalie Horler umschifft derlei Peinlichkeiten in ihrer abschließenden Pressekonferenz gekonnt. Und das nicht nur, weil sie im Gegensatz zu der Französin oder den Spaniern lupenreines Englisch spricht. Kein Wunder, die deutsche Eurovisions-Hoffnung ist ja laut Pass auch Britin. Aber wie lautet doch noch das Motto des Song Contests in Malmö? "We are one". Eben.
Zeit für Geständnisse
Noch einmal bekräftigt Horler, was für eine "einmalige Erfahrung" und "fantastische Erinnerung" die Teilnahme am ESC für sie sei - unabhängig von der Platzierung, die sie am Ende erreicht. Sie enthüllt, dass sie nicht mehr in der Dusche singt, seit sie als Kind ihre Eltern damit rasend gemacht habe. Und sie verrät, dass sie die Nacht vor dem Finale wohl früh zu Bett gehen und allenfalls noch eine Tasse Tee trinken werde.
Um die leidige Plagiatsdebatte, die nach dem deutschen Vorentscheid um Cascadas "Glorious" entbrannte, kommt Horler auch diesmal nicht herum. Doch für die Antwort auf eine entsprechende Nachfrage springt der mit auf dem Podium sitzende ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber ein. Das sei eine von der Presse künstlich aufgeblasene Sache gewesen, wischt er das Thema vom Tisch - und hat damit nicht ganz Unrecht.
Horler gibt unumwunden zu, dass sie die Kritik an ihrem Auftritt nach dem Vorentscheid in Deutschland nicht unberührt gelassen habe. Mittlerweile lese sie keine Berichte mehr über sich, da es ihr nichts bringe, sich schlecht zu fühlen. Sagt’s und lächelt im nächsten Augenblick schon wieder über das ganze Gesicht. Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten. Und so ist es an der Zeit, dass auch wir, die wir Cascadas Malmö-Mission ebenfalls kritisch beäugt haben, etwas unumwunden zugeben: Wir haben uns womöglich geirrt. "Glorious" kann beim ESC weit vorne landen. Das haben auch die Generalproben für das Finale noch einmal unterstrichen. Europa, zieh dich warm an. Wir fahren mit dir vielleicht nicht Schlitten, aber zumindest eine Runde Autoscooter deluxe.
Quelle: ntv.de