Horrorszenario für deutsches Eishockey DEB-Team verspielt Olympia
10.02.2013, 18:54 Uhr
Bittere Tränen: die DEB-Cracks nach dem bedeutungslosen Sieg gegen Österreich.
(Foto: dpa)
Die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi finden ohne Deutschlands Eishockey-Cracks statt. Im Entscheidungsspiel gegen Österreich gewinnt die Auswahl zwar, aber erst nach Verlängerung. Zu wenig, um das erstmalige sportliche Olympia-Aus abzuwenden.
Als die Nationalhymne erklang, kämpften einige Spieler mit den Tränen. Sie hatten gewonnen und doch alles verloren. Der 3:2 (1:0, 0:1, 1:1, 1:0)-Sieg nach Verlängerung gegen Österreich im letzten Qualifikationsspiel war wertlos. Erstmals in der Olympia-Geschichte hat eine deutsche Eishockey-Nationalmannschaft auf sportlichem Weg die Winterspiele verpasst.
"Die Nationalhymne hören zu müssen, wenn das Olympia-Ticket vergeigt ist, ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe", sagte Verteidiger Felix Petermann. Am Ende fehlte der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ein Punkt, nach 16 Olympia-Teilnahmen in Folge findet Sotschi 2014 ohne die deutschen Eishockey-Stars statt.
"Einfach nur traurig"
"Es ist sehr, sehr schade. Das Herz schmerzt", sagte DEB-Generalsekretär Franz Reindl nach dem historischen Debakel. Bislang hatten deutsche Eishockeyspieler nur 1920, 1924 und 1948 bei Olympia gefehlt - nach den Weltkriegen aus politischen Gründen. 362 Tage vor der Eröffnungsfeier im russischen Seebad am Schwarzen Meer reichten die Tore des Wolfsburgers Benedikt Kohl (19.) und des Iserlohners Michael Wolf (47.) nicht zum Sieg in 60 Minuten gegen den Nachbarn.
Nach der 1:2-Pleite nach Verlängerung gegen Italien am Freitag hätte die DEB-Auswahl in der regulären Spielzeit gewinnen müssen. Der Ex-Kölner Andre Lakos (32.) und Markus Peintner (53.) besiegelten das Olympia-Aus. Der Siegtreffer von Patrick Reimer (63.) in der Verlängerung war wertlos. "Das Ticket ist weg", sagte der Torschütze, "es ist einfach nur traurig."
Riesenchance verspielt
Für den DEB wird damit ein Horrorszenario wahr. Drei Jahre nach der grandiosen Heim-WM mit Platz vier und dem historischen Sieg gegen den Rekordweltmeister Russland 2011 liegt das deutsche Eishockey am Boden. "Uns ist eine Riesenchance genommen worden, unseren Sport zu präsentieren", sagte Reindl.
Nicht nur der Imageverlust ist enorm, auch die finanziellen Folgen treffen den wirtschaftlich nicht auf Rosen gebetteten Verband womöglich hart. Es droht eine Kürzung der öffentlichen Förderung, auch die Sponsorensuche für die Nationalmannschaft wird künftig schwieriger. "Die Olympischen Spiele sind die große Bühne, dort hast du weltweite Präsenz. Das hätte die Verhandlungen leichter gemacht", erklärte DEB-Präsident Uwe Harnos. So vertreten nur die Eishockey-Frauen die deutschen Farben in Sotschi.
In den Verhandlungen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) über die künftige Förderung aus Mitteln des Bundesinnenministeriums hat der DEB nun schlechte Karten. 2011 hatte der Verband noch 383.000 Euro Grund- und 98.000 Euro Projektförderung erhalten.
Beste Turnierleistung reicht nicht
Auch die Position des neuen Bundestrainers Pat Cortina ist geschwächt. Der Italo-Kanadier, der nach dem WM-Debakel 2012 den Schweizer Jakob Kölliker beerbte und für viele als Notlösung galt, hat die wichtigste Aufgabe seiner Amtszeit nicht erfüllt. "Natürlich mache ich weiter, warum nicht? Ich habe einen Vertrag", sagte der 48-Jährige, der bis 2015 unterschrieben hatte.
DEB-Präsident Uwe Harnos stärkte Cortina den Rücken. "Dass die Tore nicht gefallen sind, kann man nicht dem Trainer anlasten", sagte er. In der Tat bot die deutsche Mannschaft ihre beste Turnierleistung, nutzte allerdings ihre Torchancen nicht. Das rächte sich am Ende. "Jeder hatte diesen Traum von Olympia", sagte Petermann, "ihn acht Minuten vor Schluss davonschwimmen zu sehen, ist gewaltig."
Zweimal hatte die DEB-Auswahl geführt, zweimal kassierte sie den Ausgleich. Nach dem 2:2 acht Minuten vor Schluss setzte sie noch einmal alles auf eine Karte, das notwendige dritte Tor fiel aber nicht mehr in der regulären Spielzeit.
Quelle: ntv.de, sid