Sport

"Zustände wie im Slum" Das andere olympische Dorf

Wirklich willkommen fühlen sich die meisten Reinigungskräfte in ihrem "olympischen Dorf" nicht.

Wirklich willkommen fühlen sich die meisten Reinigungskräfte in ihrem "olympischen Dorf" nicht.

(Foto: dapd)

Die britische "Daily Mail" berichtet über schlimme Zustände im olympischen Dorf der Reinigungskräfte. Auf 25 Bewohner kommt eine Toilette, auf 75 eine Dusche. Der Regen dringt in die Behausungen ein. Die Betreiberfirma widerspricht den Vorwürfen. Die provisorische Unterkunft für Reinigungskräfte sei schließlich "kein Gefängnis".

Im Osten Londons liegt ein olympisches Dorf, das in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht existieren sollte. Lagerhallen versperren den Blick auf die grauen Wohncontainer, die mehrspurige A11 schneidet das Areal vom Olympiapark ab. Hier hausen die Reinigungskräfte, die während der vom 17. Juli bis 12. August stattfindenden Olympischen Spiele für Ordnung sorgen sollen, zu zehnt in einer Baracke. Eine Toilette teilen sich 25 Bewohner, eine Dusche gar 75. Es ist die schmuddelige Seite der Spiele, die das Organisationskomitee LOCOG am liebsten gar nicht zeigen würde. Laut der Tageszeitung Daily Mail haben die Arbeiter eine Verschwiegenheitsklausel in ihren Verträgen unterschrieben, als wolle jemand den Dreck des größten Sportereignisses der Welt unter den Teppich kehren. Dennoch werden nun Stimmen laut, die sich über unzumutbare Bedingungen am Ufer des Prescott-Kanals beschweren.

"Hat mich an ein Gefängniscamp erinnert"

Simon Drew gehört zu den Reinigungskräften, die zur Olympiade nach London gekommen sind.

Simon Drew gehört zu den Reinigungskräften, die zur Olympiade nach London gekommen sind.

(Foto: Reuters)

"Als ich zum ersten Mal die Metalltüren und den Turm in der Mitte sah, hat mich alles an ein Gefängniscamp erinnert", sagte der spanische Student Andrea Murnoz der Daily Mail. Er wollte sich für einen Job bewerben, hat sich aber dagegen entschieden: "Zwei meiner Freunde arbeiten dort, aber sie bereuen es jetzt schon." Ein 24-jähriger Ungar sprach von schlimmen Zuständen: "Es ist hier wie in einem Slum. Die Toiletten sind dreckig, und es gibt viel zu wenig Platz." Ein Kollege fügte hinzu: "Als wir das Camp gesehen haben, waren wir schockiert. Wir kamen nach England im Glauben, unsere Unterbringung sei viel besser." Zwei junge Frauen sind bereits wieder abgereist, weil sie sich ihre Baracke mit männlichen Kollegen teilen mussten.

Das Wetter tut sein Übriges, um den Reinigungskräften die Lust an den Olympischen Spielen gehörig zu verhageln. Die provisorischen Wohncontainer sind teilweise undicht, durch den unaufhörlich fallenden Regen ist alles bereits feucht und klamm. Die Camp-Bewohner haben Holzkisten verlegt, um sich ihren Weg durch die schlammigen Wege zwischen ihren Behausungen bahnen zu können. 18 Pfund kostet sie die Unterbringung pro Nacht, 550 Pfund in einem Monat.

"Niemand wird gezwungen, hier zu bleiben"

Craig Lovett von der Betreiberfirma Spotless International Services widerspricht den Vorwürfen vehement. Die Anzahl der Toiletten und Duschen entspreche den Bedürfnissen einer temporären Unterbringung. Außerdem gebe es Internet, medizinische Einrichtungen und Unterhaltung auf dem Gelände.

"Das ist hier kein Gefängnis. Niemand wird gezwungen, hier zu bleiben. Viele unserer Arbeiter kommen aus Ländern, in denen extrem hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Sie sind glücklich, bei den Spielen zu arbeiten", sagte Lovett: "Es wird immer verärgerte Leute geben. Aber es ist schade, dass sie nicht zu uns kommen, um zu reden und ihrem Ärger Luft zu machen."

Quelle: ntv.de, SID

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