Sport

Löcher im Dopingtest-System Kontrolleure fälschen Proben

Eine kriminelle Kontrolleurin soll Doping-Proben mit eigenem Urin eingeschickt und dafür das Honorar kassiert haben. Es scheint sich nur um einen einzelnen Betrugsfall zu handeln, dennoch hat der Anti-Doping-Kampf in Deutschland einen schweren Rückschlag erlitten.

Selbst gefüllt? So Zumindest lautet der Vorwurf gegen zwei Doping-Kontrolleure.

Selbst gefüllt? So Zumindest lautet der Vorwurf gegen zwei Doping-Kontrolleure.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wegen Betrugs und Urkundenfälschung bei Doping-Proben ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zwei Mitarbeiter der Mannheimer Firma Serco. Sie sollen bei zwei Handballspielen beauftragte und abgerechnete Proben mit eigenem Urin gefüllt und abgegeben haben, sagte der Mannheimer Oberstaatsanwalt Jochen Seiler.

Dafür hätten die beiden Verdächtigen über die Firma jeweils 434 Euro abgerechnet. "Die Firma Serco und der Deutsche Handballbund haben am 27. Januar Strafanzeige gestellt", sagte Seiler. Die Firma war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

"Nie zu den Spielen gefahren"

Die beiden Mitarbeiter, ein 32-jähriger Mann und eine 34-jährige Frau, sollten im Auftrag des Deutschen Handballbundes bei zwei Spielen Doping-Proben nehmen, sagte Seiler. Es geht um eine Begegnung in der 2. Bundesliga Süd am 12. Dezember 2009 zwischen TuS Metzingen und der HSG Bad Wildungen sowie um ein Frauen-Pokalspiel des FSV Mainz gegen DJK/MJC Trier am 9. Januar 2010. "Der Vorwurf lautet, dass die beiden nie zu den Spielen gefahren sind, und die Proben niemals abgenommen haben", sagte Seiler.

Stattdessen soll die Kontrolleurin selbst die Proben abgefüllt und an das Kölner Institut für Biochemie geschickt haben. Insgesamt acht Proben (vier pro Spiel) wurden vermutlich auf der heimischen Toilette gefüllt und als Doping-Proben deklariert. "DNA-Proben ergaben, dass ein und dieselbe Person die Proben abgegeben hat", sagte Seiler. Zudem hätten die Spielerinnen bestätigt, dass niemand zur Kontrolle dagewesen sei. Die Frau soll zudem die Unterschriften der Spielerinnen gefälscht haben. Beide Verdächtigen haben sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Noch stehe eine DNA-Probe der Frau aus, die in den nächsten Wochen zu erwarten sei, sagte Seiler. "Hier geht es um reinen Betrug, mit Doping hat das aber nichts zu tun", fügte er hinzu.

Trierer Handballerinnen überrascht

Die Trierer Handballerinnen sind von den Betrugsvorwürfen bei Dopingkontrollen überrascht worden. "Der Betrug fiel zuerst nicht auf, da, wie üblich, keines der beteiligten Teams von der Kontrolle wusste und damit auch keiner Kontrolleure vermisste", hieß es in einer Erklärung des Vereins. "Erst durch die aktuellen Recherchen erfuhren die Verantwortlichen der Trierer Miezen von der ausgebliebenen Kontrolle." In der Bundesliga werde längst nicht bei jedem Spiel getestet, daher habe sich auch niemand gewundert.

Der Vorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur, Armin Baumert, hat jegliche Verantwortung der Nada in dem Fall abgelehnt. Baumert appellierte zugleich an die deutschen Sportverbände, sich unabhängigen Kontroll-Instanzen zu unterwerfen. "Hier ist ein Verband in die Bredouille geraten, weil er sich selbst Partner aus der privaten Wirtschaft gesucht hat.

Quelle: ntv.de, dpa

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