Der Snooker-König von Berlin Williams gewinnt German Masters
07.02.2011, 02:49 Uhr
Sieger von Berlin: Der Waliser Mark Williams gewann das hochklassige Finale eines hochklassiges German-Masters-Endspiels.
(Foto: Guido Hermann)
Der walisische Snookerprofi Mark Williams krönt sich in Berlin zum besten Spieler des German Masters. In einem hochklassigen Endspiel, das beste Werbung für den Snookersport ist, setzt sich der Routinier letztlich knapp gegen den Engländer Mark Selby durch.
Mark Williams wird Berlin als glücklicher Mann verlassen. Der Snookerprofi aus Wales nimmt vom German Masters in der deutschen Hauptstadt ein Preisgeld von 50.000 Euro und Platz 2 in der neuen Weltrangliste mit nach Hause. Im Endspiel des ersten deutschen Ranglisten-Turniers seit 1997 besiegte der zweimalige Snooker-Weltmeister den 27-jährigen Engländer Mark Selby mit 9:7. Für den 35-jährigen Williams war es der 18. Karriereerfolg bei einem großen Snooker-Turnier.
Das Finale in Berlin war ein faszinierendes und hochklassiges Duell vor 2.500 Zuschauern im Tempodrom, es war Werbung für den Snookersport. Gleich fünfmal musste ein Frame neu gestartet werden, weil die Spielsituation beiden Akteuren keine sinnvolle Fortsetzung erlaubte. Williams fand jedoch insgesamt besser ins Spiel, weil er die offensivere und mutigere Spielweise an den Tag legte. Bereits in der Nachmittagssession schaffte er zwei Century-Breaks, also Spiele mit Punktfolgen von mehr als 100 Zählern.
Williams zieht davon
Nach dem 2:2-Pausenstand machte Williams seinem Spitznamen "The Welsh Potting Machine", der auf sein herausragendes Lochspiel zurückzuführen ist, alle Ehre. Der Waliser erarbeitet sich gegen Selby mit konzentriertem Spiel einen 5:3-Vorsprung, den er in der Abendsession sogar auf 6:3 ausbauen konnte.

Mark Selby kämpfte sich nach 4:7-Rückstand zurück ins Finale, und verlor trotzdem.
(Foto: Guido Hermann)
Erst dann erwies sich Selby wieder als ebenbürtiger Gegner. Der Engländer konnte die Partie offener gestalten und ein 4:7 sogar in ein 7:7 umwandeln. Erinnerungen an das Finale der UK Championship im Dezember 2010 wurden wach, als Williams gegen den Schotten John Higgins nach einer 9:5-Führung noch 9:10 verloren hatte.
Im folgenden 15. Frame kämpften beide Finalisten erbittert um jede Kugel und glänzten nicht mehr mit gewagten Offensivaktionen, sondern mit einem beeindruckenden Safety-Spiel. Eine von Williams komplett verschossene Kugel sorgte dabei für große Heiterkeit bei Spielern und Publikum, weil Schiedsrichter Jan Verhaas das zerstörte Spielbild in einer minutenlangen Unterbrechung komplett wiederherstellen musste.
"Gänsehautfeeling" im Tempodrom
Als Sieger des faszinierenden Stellungskriegs ging schließlich Williams hervor, der sich im folgenden Frame auch den Turniersieg nicht mehr nehmen ließ. Nach fast exakt vier Stunden reiner Spielzeit entschied er den 16. Frame nach einem 77er Break und damit auch das Endspiel des German Masters mit 9:7 für sich. Der Waliser trat die Nachfolge des Weltranglisten-Ersten John Higgins an. Der Schotte, der das German Masters 2011 vorzeitig abbrechen musste, hatte 1997 beim letzten deutschen Ranglistenturnier triumphiert.
Dem Finale in Bingen am Rhein wohnten damals nur 100 Fans bei. Diesmal waren es in Berlin 2.500 begeisterte Zuschauer und sie sorgten für "eine extrem dichte Atmosphäre und echtes Gänsehautfeeling", wie Veranstalter Thomas Cesal gegenüber n-tv.de zufrieden konstatierte. Auch Williams war sichtlich beeindruckt: "Die Atmosphäre war herausragend. Manchmal hast du dich dort draußen wie Gott gefühlt." Nach dem Finale fühlte sich Williams allerdings nicht mehr göttlich, sondern war nur noch überglücklich. Darüber, "im reifen Alter von 35 Jahren noch einmal ein Turnier gewonnen zu haben".
Quelle: ntv.de