Technik

Apple lebt gefährlich Das iPhone 5 ist langweilig

DAB0814_20120913.jpg5637850461274404493.jpg

Apple baut die vielleicht benutzerfreundlichsten Mobilgeräte, auch die optisch ansprechendsten. Die erfolgreichsten nicht, denn das Unternehmen wiederholt seine eigenen Fehler. Ja, das iPhone 5 ist feine Technik. Aber bald langweilig wie ein Kassettenlaufwerk für den C64. Die nächste Welle rollt bereits.

Wer ein iPhone hat, gehört zur technischen Oberschicht. So zumindest das Gefühl, wenn man das Smartphone in der Hand hält. Auch bei Betrachtung der Werbung, die eben das vermitteln will: Apple ist immer ein bisschen weiter als die Konkurrenz. Und damit auch der Kunde. Die Schlichtheit des Designs ist ein Plus. Einfache, intuitive Bedienung ebenfalls. Und funktioniert nicht einfach alles? Windows Phone, Android, alles nur zweite Wahl. Apples iOS ist das Nonplusultra, ist der Eindruck. Was soll da noch kommen?

Das iPhone 5

Die technischen Daten:

  • Betriebssystem: iOS 6
  • Display: 4-Zoll mit 1136 x 640 Pixeln im Seitenverhältnis 16:9, 326 ppi
  • Maße: 7,6 mm dick, 112 Gramm schwer
  • Prozessor: Apple A6 Prozessor (doppelt so leistungsfähig wie der VorgängerA5)
  • Funkverbindung: HSPA+/LTE und WLAN n
  • Speicher: 16 / 32 / 64 Gigabyte
  • Kamera: 8 Megapixel mit HD-Videoaufnahmen, zusätzliche Frontkamera
  • Akku: bis zu 225 Stunden Standby

Ehrlich gesagt: ziemlich viel.

Das iPhone 5 – wegen des Zwischenschritts 4S ist es Ausführung Nummer sechs – mag eine Verbesserung zu all seinen Vorgängern sein. Eine Bombe jedoch wie die erste Version oder wie das iPad oder die ersten iPods, die Sony lange Jahre der Markführerschaft mit dem Walk- und Discman einfach abknöpfte, weil die asiatische Konkurrenz die Bedeutung des digitalen Musikformats unterschätzte, ist es nicht. Der Preis von bis zu 900 Euro grenzt zudem an eine Frechheit.

Ja, die Anzeigefläche ist größer geworden. Ja, es hat einen etwas leistungsfähigeren Akku. Und zugegeben, auch die Fähigkeit zu LTE, der höheren Geschwindigkeitsstufe nach UMTS, ist spannend. Bis zu 100 MBit, also 12,5 Megabyte pro Sekunde, das gab es beim iPhone bislang nicht. Nummer 5 macht also vieles besser. Wie langweilig.

Die andere Seite

Es lohnt, die Kehrseite zu betrachten. Apple verändert den Anschluss, das heißt: Die alten Ladekabel werden unbrauchbar. Abgesehen davon sperrt sich das US-Unternehmen noch immer gegen den EU-Standard des Mikro-USB-Anschlusses. Von der geschlossenen Struktur des iPhones ganz zu schweigen. Die lässt über den einen Zulassungsprozess der Apps vielleicht mehr Kontrolle zu. Eine spanische Version von Hitlers "Mein Kampf" etwa schaffte es trotzdem durch alle Sicherheitsschranken in den Store.

Apple
Apple 270,37

Das geschlossene Prinzip verlangsamt zudem Innovationszyklen. Apple musste das auch in den 1980er und 1990er Jahren erfahren, als Microsoft mit DOS und Windows dem PC zur Marktführerschaft verhalf. Auf Mobilfunkgeräten ist es nun das Betriebssystem Android, das im 2. Quartal 2012 mit rund 70 Prozent Marktanteil wesentlich populärer als das iOS mit dem Apfel war. Für Googles Konkurrenzprodukt sind das rund 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Flexibilität und offene Systeme setzen sich auf Dauer offenbar durch.

Gleiche Ideen

Trotz dieser Probleme ist Apple an der US-Börse das wertvollste Unternehmen aller Zeiten. Es wird zudem als eines der innovativsten angesehen. Seit Jahren rotiert es jedoch um die gleichen Ideen. Das ist gefährlich. Denn wer hantierte damals auf dem Commodore 64 mit Datasetten, obwohl es bereits Disketten gab?

Der erste iPod ist inzwischen mehr als zehn Jahre alt. Das iPhone mehr als fünf. Währenddessen hat Microsoft an einer runderneuerten Version von Windows gebastelt und will sich eine Anzeige patentieren lassen, die alle Wände eines Raumes umfasst. Google bereitet derweil die Markteinführung von "Project Glass" vor. Ein Konzept, das iPhone & Co. auf Dauer überflüssig machen könnte.

Die nächste, "smarte" Revolution rauscht heran. Apple muss aufpassen, dass es den Sprung auf die Welle nicht verpasst.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen