Spielehersteller sind es leid, eigens für Deutschland entschärfte Versionen anbieten zu müssen. Bei "Borderlands 2" gibt es nur noch ein Gewaltlevel, abgesenkt, weltweit. Im Forum des Herstellers beschweren sich die Spieler auf 130 Seiten. "Ich sehe nur einen Blutschwall" schreibt der eine, viele monieren fehlende Enthauptungen. Die Entwickler rechtfertigen sich.

Das Actionspektakel Borderlands hält den Weltrekord der Waffenanzahl in einem Videospiel – rund eine Million sollen es sein. Dafür wurde eigens ein Generator entwickelt, der ständig neue Projektilschleudern ausspuckt. So soll die Sammelsucht der Space Cowboys befriedigt werden. Ein Konzept, auf das auch Blockbuster wie Diablo 3 setzen.

War der ungeschnittene erste Teil von 2009 noch relativ brutal, beschweren sich die Spieler des kürzlich veröffentlichten Nachfolgers nun über fehlende Gewaltdarstellungen. "Mit einem Scharfschützengewehr jemand in den Kopf schießen sollte wirklich ihren Kopf wegfetzen. Im Moment sehe ich nur einen Blutschwall, aber überhaupt keinen Effekt am Körper", moniert etwa "Naforce" im offiziellen Forum der Entwickler. "Es verhindert das Eintauchen in die Spielwelt", schreibt ein anderer.

Die Online-Diskussion bei Gearbox Software findet unter dem Titel "Kopfschüsse: Keine explodierenden Köpfe mehr?" statt. Inzwischen ist sie auf mehr als 130 Seiten angewachsen. Der populäre Spieleblog Kotaku veranstaltete gar eine Live-Fragerunde mit Firmenchef Randy Pitchford. "Wir erzeugen Spaß und Feedback durch andere Belohnungssysteme" wies Pitchford die Kritik vieler Spieler zurück.

Erster Teil auf dem Index

"Borderlands 2" ist von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle USK mit dem Siegel ab 18 Jahre versehen worden und Angaben des Vertriebs 2K Games zufolge weltweit in identischer Fassung erschienen. Der erste Teil war hierzulande noch stark geschnitten worden, die ursprüngliche Version steht auf dem Index.

Manche Spieler vermuten gar einen Fehler und eine versteckte Möglichkeit, eine gewalthaltigere Version sei über eine versteckte Funktion freischaltbar. "Nach 12 glorreichen Leveln und hunderten Scharfschützen-Kills habe ich entdeckt, dass Zerstückelung doch vorkommt", berichtet "Uruk Hai" und veröffentlichte als Beweis einen Screenshot. "Das Problem ist - es ist die erste bislang, und nein, man kann nichts in Sachen Enthauptung machen", schreibt er darunter.

Jim Sanders, bei Entwickler Gearbox verantwortlich für die visuellen Effekte, hatte zuvor diplomatisch, aber bestimmt kommentiert: "Es interessiert uns, was unsere Fans denken, allerdings ist es nicht in jeder Kultur in Ordnung, Köpfe platzen zu lassen, oder auch nur Augen ausfallen und von Wänden abprallen zu lassen."