Watson begeistert Köche Supercomputer kreiert Gourmet-Rezepte
15.04.2015, 09:22 Uhr
Die wohl erste Rezeptsammlung, die auf künstlicher Intelligenz basiert.
(Foto: IBM/Sourcebooks)
Verrückt, aber wahr: Ein IBM-Supercomputer denkt sich Gerichte aus, die Gourmets und Meisterköche begeistern. Ein Kochbuch mit 65 Rezepten beweist Watsons Geschmack, im Netz kann man Cognitive Cooking selbst ausprobieren.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten. Aber können Computer Geschmack haben? Können sie lernen, wie man raffinierte Rezepte kreiert, Zutaten auf ungewöhnliche Weise kombiniert und einzigartige und köstliche Gerichte zubereitet? Verfechter der echten Kochkunst werden empört aufschreien. Etwas so sinnliches kann doch kein Computer übernehmen! Doch IBM beweist mit seinem Supercomputer Watson, dass es sehr wohl möglich ist, tolle und ausgefallene Rezepte von einer Maschine erstellen zu lassen. Den Beweis liefert ein Kochbuch mit 65 Rezepten, in dem "Chef Watson" sein Gourmet-Wissen unter Beweis stellt - abgeleitet vom Begriff Cognitive Computing nennt IBM das "Cognitive Cooking".
Watsons Rezepte sind kreativ und köstlich
Basis für die Gerichte von Watson ist eine Datenbank mit zahllosen Rezepten und detaillierten Informationen zu Zutaten bis auf die molekulare Ebene, inklusive Nährwert-Angaben und Zubereitungsempfehlungen. Außerdem in der Datenbank: Angaben über menschliche Vorlieben, Abneigungen und Geschmäcker. Aus diesem riesigen Pool an Informationen schöpft Watson seine "Ideen" für neue Rezepte. Das Kochbuch, das IBM jetzt veröffentlicht, zeigt eine Art Best-Of der Watson-Küche, doch der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Im Netz gibt es eine Handvoll fertige Rezepte, die Gourmet-Köche auf ihrer Tour mit dem IBM-Food-Truck zubereitet haben - von belgischem Bacon-Pudding über australische Schokoladen-Burritos und vietnamesisches Apfel-Kebab bis zu türkischen Bruschetta reicht die Palette. Dabei gehe es, so betonen die Beteiligten im Begleitvideo zum Kochbuch, nicht darum, Köchen das Denken abzunehmen. Vielmehr soll Watson dabei helfen, die eigene Kreativität zu beflügeln und neue Denkanstöße zu liefern. Ob das funktioniert, kann mit dem Kochbuch jeder selbst ausprobieren. Wirklich spannend wird es aber erst, wenn man selbst mit Watson arbeitet.
Als Teilnehmer am Beta-Programm kann man die künstliche Intelligenz auf die Probe stellen. Dazu braucht der Computer nur einen Ausgangspunkt – eine bestimmte Zutat (zum Beispiel "Tomaten") oder eine Art von Gericht. Außerdem kann man Zutaten ausschließen und Küchen oder "Stile" wie Indisch, Kubanisch oder Tex Mex auswählen. Mittels eines Schiebereglers lässt sich dann noch wählen, ob man es eher klassisch wünscht oder überrascht werden möchte. Dann beginnt die Rechenarbeit: Aus tausenden Zutaten ermittelt Watson Kombinationen, die gut zusammenpassen, gut zusammen schmecken und neu und überraschend sind. Außerdem schlägt der Computer automatisch weitere passende Zutaten vor. In der "Inspiration Station" am rechten Rand erscheint dann eine Liste mit möglichen Rezepten, ein Klick darauf öffnet eine neue Seite mit detaillierten Informationen zur Zubereitung. Nur Kochen muss man dann noch selber.
Mit Watson sorgt IBM regelmäßig für Schlagzeilen. In den USA nahm Watson an der TV-Quizshow "Jeopardy" teil und gewann gegen zwei menschliche Teilnehmer. Verkehrsstaus sagte der Supercomputer mit einer Trefferquote von 95 Prozent voraus. Mit Watson Health will IBM jetzt Fitnessdaten sammeln und auswerten, etwa von Fitnessarmbändern oder anderen Wearables wie der Apple Watch.
"Cognitive Cooking with Chef Watson: Recipes for Innovation from IBM & the Institute of Culinary Education" ist bei Sourcebooks erschienen und kann bei Amazon für 30,27 Euro bestellt werden.
Quelle: ntv.de, jwa