Selbstständigkeit in Dubai Worauf Gründer achten sollten
25.09.2023, 10:16 Uhr
Gründen in Dubai kann sich auch lohnen, wenn man dort gar nicht wohnt.
(Foto: IMAGO/Pond5 Images)
Steuerliche Vorteile, warmes Klima, geringe Kriminalitätsrate: Nicht nur bei Influencern ist Dubai ein beliebtes Auswanderungsziel. Auch für Startup- und Firmengründer wird die Metropole immer attraktiver. Aber ohne entsprechendes Wissen kann das schnell schiefgehen.
Dubai ist in vielerlei Hinsicht interessant für Gründer, nicht nur steuerliche Vorteile machen die Stadt der Superlative so reizvoll. Auch die geografische Lage bringt enorme Vorteile, denn Dubai ist dank zweier Flughäfen und zwei Handelshäfen sehr leicht sowohl von der östlichen als auch von der westlichen Welt erreichbar.
Die Metropole selbst verfügt über ein ausgesprochen gutes öffentliches Verkehrsnetz. Weiterhin lockt die gute wirtschaftliche Infrastruktur, zumal die Kaufkraft der Bewohner sehr hoch ist bei durchschnittlich etwas geringeren Lebenshaltungskosten als in Deutschland. Zudem strömen jedes Jahr unzählige Touristen in die Stadt. Große Sprachbarrieren gibt es ebenso nicht, da die Einwohner der Stadt zu etwa 85 Prozent Ausländer sind. Somit wird sich meist auf Englisch verständigt. Verträge müssen in einer englischen Version zur Verfügung stehen, damit sie überhaupt gültig sind. Weiterhin kann Dubai mit einer die geringen Kriminalitätsrate punkten.
Steuerparadies Dubai?
Zunächst einmal tut Dubai selbst viel dafür, das Gründen dort für Ausländer attraktiv zu machen. In den sogenannten 30 Freezones locken gründerfreundliche Konditionen, die vor allem für ausländische Investoren interessant sind. Hier kann man mit 100 Prozent ausländischem Eigentum ein Unternehmen gründen. "Auch bei Mainland-Firmen ist ein einheimischer Geschäftspartner seit ein paar Jahren nur mehr für die wenigsten Aktivitäten notwendig, wie zum Beispiel Öl oder Gas", sagt Gerhard Strasser von Emirates Setup, einer deutschsprachigen Agentur für Firmengründungen in den Emiraten, im Interview mit ntv.de. Weiterhin gibt es viele staatliche Förderungsangebote, die das Gründen einer Firma in Dubai erleichtern sollen.
Besonders für viele Deutsche sind die steuerlichen Vorteile allerdings einer der Hauptgründe für eine Firmengründung in Dubai. "Wenn man nicht nur den Firmensitz, sondern auch den Wohnsitz nach Dubai verlegt, dann profitiert man richtig von den steuerlichen Vorteilen. Mit einem Wohnsitz unterliegt man keiner Einkommenssteuer", sagt Strasser. Auch die Mehrwertsteuer ist in Dubai mit nur fünf Prozent sehr viel geringer als in Deutschland. Die im Juni 2023 beschlossene Körperschaftssteuer von neun Prozent muss nur von ortsansässigen Unternehmen oberhalb eines hohen Steuerfreibetrags gezahlt werden. Grund genug also für viele, die Sache in Angriff zu nehmen.
Firma in Dubai gründen: Anforderungen und Vorgehensweise

Gerhard Strasser ist Managing Partner bei EmiratesSetup, einer deutschen Agentur für Firmengründungen in Dubai, Abu Dhabi und anderen Emiraten.
(Foto: EmiratesSetup)
Wie bei jeder Unternehmensgründung gibt es auch in Dubai so einiges zu beachten. Zunächst muss man wissen, ob man eine Freezone-Firma oder eine Mainland-Firma gründen möchte. Bei einer Freezone-Firma findet sich die Zielgruppe des Unternehmens nicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Bei Mainland-Firmen handelt es sich um Firmen, die am ehesten mit einer deutschen GmbH verglichen werden können. Man erkennt sie an dem Kürzel LLC - Mainland Limited Liability Company. Berechtigte Gesellschafter sind Privatpersonen und Firmen aus dem Ausland. Es muss ein Geschäftsführer oder Direktor ernannt werden. "Auch die Freezone-Firmen (FZCO oder LLC) sind unterm Strich baugleich mit einer deutschen GmbH. Die Mainland-Firma hat den Vorteil, dass Sie mit Kunden innerhalb der VAE Geschäfte machen darf und eben auch eine Betriebsstätte innerhalb der VAE haben kann", betont Strasser.
Bei einer Freezone-Firma ist kein Visum oder Bankkonto in Dubai notwendig. So kann man oft die steuerlichen Vorteile Dubais nutzen, ohne jedoch seinen Wohnsitz von Deutschland in die VAE verlegen zu müssen: "Inwieweit das der Fall ist, hängt allerdings von einer Vielzahl von weiteren Faktoren ab", sagt Strasser. Wer eine Mainland-LCC-Firma gründet, muss ein Visa haben. Das Aufenthaltsvisum bekommen Geschäftsführer durch das Unternehmen. Auch braucht es für die Firmengründung natürlich so einige Dokumente. Dazu zählen beispielsweise der Businessplan, Kopien der Ausweisdokumente von Gesellschaftern und Geschäftsführern, eine Absichtserklärung, das Empfehlungsschreiben der Bank oder geprüfte Finanzberichte für Firmen der letzten zwei Jahre sowie die Kontoauszüge der letzten sechs Monate.
Wichtig ist auch eine Krankenversicherung, insbesondere bei einer Mainland-Firma. Oft ist sie bei Firmengründungsdienstleistern bereits Teil des Gesamtpakets, sodass alle staatlichen Leistungen in Dubai abgedeckt werden. Optional kann man sich aber auch zusätzlich noch eine private internationale Krankenversicherung besorgen.
Damit der ganze Prozess der Firmengründung reibungslos abläuft, empfiehlt Strasser, sich professionelle Unterstützung zu holen: "Es können schnell Fehler passieren, die dann im Nachhinein recht kostspielig sein können. Es kann zu Problemen kommen, die sich zum Teil gar nicht mehr lösen lassen. Manchmal muss man das Ganze dann neu aufsetzen oder viel Aufwand betreiben. Das kann sehr teuer werden", sagt er. Eine bereits vorhandene Firma einfach so nach Dubai zu verlegen, ist übrigens nicht möglich. "Man kann in Dubai eine Tochterfirma mit dem deutschen Unternehmen als Gesellschafter gründen oder eben eine komplett eigenständige Firma mit privaten Gesellschaftern", erklärt Strasser.
Gibt es auch Risiken bei einer Unternehmensgründung in Dubai?
Firmengründer müssen sich Strasser zufolge nicht davor fürchten, den Schritt in die Wüstenmetropole zu wagen: "Grundsätzlich haben Sie in Dubai die gleichen wirtschaftlichen Risiken wie in Deutschland, wobei die Firmengründung etwas teurer ist. Die günstigste Lizenz gibt es mit einem Visa. Sie müssen mit Gründungskosten von ungefähr 7000 Euro und Folgekosten von 4000 Euro rechnen. Die Lizenz muss jedes Jahr erneuert werden, das Visum alle zwei Jahre. Das finanzielle Risiko ist etwas höher. Außerdem gibt es kein Sozialversicherungsnetz", sagt Strasser. Im Falle einer Insolvenz ist es notwendig, sich ein Residence Visa zu besorgen. Dafür hat man 90 Tage Zeit. Gelingt das nicht, muss man das Land wieder verlassen. Ein Nachteil ist auch, dass es kein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den VAE mehr gibt, was die internationale Zusammenarbeit teilweise erschweren kann.
Die VAE gehören natürlich nicht zur Europäischen Union, sodass man auch nicht von den Vorteilen, die nur innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes gelten, profitieren kann. Dazu gehört zum Beispiel neben dem Sozialversicherungssystem auch die einheitliche Währung, der freie Binnenmarkt und der freie Handel über die Ländergrenzen hinweg. Gründer sollten außerdem unbedingt darauf achten, sich mit den dort herrschenden Sitten und Verhaltensweisen vertraut zu machen und darauf Rücksicht zu nehmen.
Quelle: ntv.de, imi