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Der Tag Ex-Benediktinermönch heiratet seinen Freund kirchlich

Der ehemalige Benediktiner-Mönch Anselm Bilgri und sein Mann Markus küssen sich 2021 nach ihrer standesamtlichen Trauung.

Der ehemalige Benediktiner-Mönch Anselm Bilgri und sein Mann Markus küssen sich 2021 nach ihrer standesamtlichen Trauung.

(Foto: dpa)

Der frühere Benediktinermönch Anselm Bilgri hat die Geduld mit seiner früheren Kirche längst verloren. Ende 2020 trat er aus der römisch-katholischen Kirche aus und fand eine neue geistliche Heimat bei den Alt-Katholiken. Darum kann er an diesem Samstag etwas tun, was lange undenkbar für ihn war, der jahrzehntelang dem römisch-katholischen Zölibat verpflichtet gewesen ist: Er heiratet - seinen Mann. In einer katholischen Kirche mitten in München. "Ich wollte in einer Kirche sein, in der ich mit meinem Mann verheiratet sein kann", hatte der 68-Jährige, der einst vom späteren Papst Joseph Ratzinger zum Priester geweiht wurde, seinen Übertritt damals unter anderem begründet. Denn bei den Alt-Katholiken ist selbst die gleichgeschlechtliche Ehe kein Problem mehr. Die römisch-katholische Kirche dagegen ringt seit Jahren um einen modernen Umgang mit queeren Gläubigen, lässt noch nicht einmal Segensfeiern für homosexuelle Paare offiziell zu - und frustriert so immer wieder liberale Gläubige.

Da wird alt-katholische Kirche für einige zur echten Alternative: Zweites prominentes Beispiel neben Bilgri ist der ehemalige Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm, der seinen Übertritt zu den Alt-Katholiken im Sommer in einem Buch "Ich muss raus aus dieser Kirche" verarbeitete.

Tatsächlich sind schon im vergangenen Jahr doppelt so viele Menschen der alt-katholischen Kirche beigetreten wie 2020 - wenn sich das Ganze auch noch auf sehr niedrigem Niveau bewegt. 386 Menschen traten 2021 ein, zum Stichtag 31. Dezember lag die Mitgliederzahl seinen Angaben zufolge insgesamt bei 14.923. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr kehrten 359.338 Gläubige der römisch-katholischen Kirche den Rücken. Das waren noch fast 86.600 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Und auch wenn die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) inzwischen - angetrieben von der Initiative "Out in Church" - an einem neuen Arbeitsrecht für queere Mitarbeiter arbeitet und die schlagzeilenträchtigen Segensfeiern für Homosexuelle im Rahmen der Aktion "Liebe gewinnt" für die beteiligten Priester offenbar ohne Sanktionen blieb: An der offiziellen Linie der Kirche hat sich nichts geändert.

Quelle: ntv.de

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