Der TagJournalistin El-Hassan: Habe als Palästinenserin das Recht zur Israel-Kritik

Nemi El-Hassan sollte eigentlich neue Moderatorin der Wissenschaftssendung "Quarks" werden. Doch nach Antisemitismus-Vorwürfen hatte sich der Westdeutsche Rundfunk (WDR) vorerst dagegen entschieden. In einem Gastbeitrag auf der Webseite der "Berliner Zeitung" bezieht die 28-jährige jetzt Stellung. "Ich bin und bleibe Palästinenserin, ob das der deutschen Öffentlichkeit nun genehm ist oder nicht." Sie nehme für sich das Recht in Anspruch, die israelische Regierung zu kritisieren. Dies werde ihr in Deutschland mit seiner Holocaust-Vergangenheit aber nicht zugestanden.
El-Hassan kritisiert, dass die deutsche Öffentlichkeit von ihr verlange, ihre palästinensische Identität zu verleugnen. Für sie gelte aber: "Ich bin Palästinenserin und meine Familiengeschichte ist auf alle Zeit mit der Geschichte des Staates Israel eng verbunden." Der "Bild"-Zeitung, die die Vorwürfe gegen sie als erstes an die Öffentlichkeit gebracht hatte, wirft El-Hassan vor, sie demontieren zu wollen. "Natürlich darf auch die Bild-Zeitung zur Vergangenheit einer öffentlichen Person recherchieren und Fragen stellen", schrieb sie. "Aber es gibt eine Grenze zwischen kritischer journalistischer Arbeit und einer gezielten Kampagne zur Demontage einer Person." Die Kampagne gegen sie sei in rechten Foren von langer Hand vorbereitet worden. Dort verfolge man das Ziel, möglichst viele Menschen muslimischen Glaubens aus der Öffentlichkeit hinauszudrängen. Antisemitismusvorwürfe würden dazu gezielt eingesetzt, weil sie besonders wirksam seien, um jemanden auf Dauer unmöglich zu machen.
Update 20.58 Uhr: Der WDR hat sich endgültig gegen eine Zusammenarbeit mit Nemi El-Hassan entschieden. Das teilte der Sender der Deutschen Presse-Agentur am Abend mit. "Das Vertrauen für eine künftige Zusammenarbeit ist nicht mehr vorhanden", hieß es.