Der Tag

Der Tag Jugendgewalt hat England im Griff

Am Donnerstag verurteilte ein Gericht zwei Jugendliche, die einem 15-Jährigen vor seiner Schule im nordenglischen Huddersfield aufgelauert und ihn getötet hatten, wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Beide müssen länger ins Gefängnis als sie alt sind: ein 15-Jähriger, der die Tat gestanden hatte, für mindestens 16 Jahre, sein 17 Jahre alter Komplize, der von einer Jury schuldig gesprochen wurde, für mindestens 18 Jahre. Die Justiz setzt auf Abschreckung durch drastische Strafen. Doch die Gewalt kann sie nicht stoppen. Auch der 16-jährige Renell wurde vor seiner Schule getötet - mit einer Machete. Tatverdächtig ist ebenfalls ein 16-Jähriger.

So schockierend die Fälle sind: In Großbritannien sind sie bittere Realität. Teenager töten Teenager. Ähnliche Meldungen gibt es gefühlt jede Woche. Auf Mord steht in Großbritannien grundsätzlich lebenslange Haft. Das Gericht legt lediglich fest, wie viele Jahre die Täter mindestens hinter Gitter müssen. Eine Höchststrafe für Minderjährige gibt es nicht. In Deutschland wäre in vergleichbaren Fällen das Urteil wegen Totschlags ergangen. Die britische Rechtsprechung ist in den Augen vieler Beobachter zudem eher eine Rachejustiz, als dass eine Rehabilitierung gerade jugendlicher Straftäter im Vordergrund stünde. In England, Wales und Nordirland beginnt die Strafmündigkeit bereits mit 10 Jahren - so früh wie fast nirgendwo sonst auf der Welt. Selbst Kinder können in Großbritannien also zu lebenslanger Haft verurteilt werden. In Deutschland liegt sie, wie von den Vereinten Nationen empfohlen, bei 14 Jahren. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF attestierte dem britischen Justizsystem bereits 2020, es komme seiner Pflicht, die Menschenrechte von Kindern zu schützen und zu wahren, nicht nach.

Experten fordern bereits seit Längerem, die Strafmündigkeit hochzusetzen - und das gesamte System zu reformieren. Vielmehr sei das System kriminogen - es stifte zu Kriminalität an. Das Risiko einer erneuten Straftat steige. Das liegt auch daran, dass britische Gefängnisse überfüllt sind, der harte Kurs gegen Straftäter scheint gerade bei Jugendlichen wenig zu wirken. Zwar ging Messergewalt nach Angaben des britischen Statistikamts zuletzt um 9 Prozent zurück. Aber auch Premierminister Rishi Sunak hat eingeräumt, dass die Regierung handeln müsse.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen