Der Tag Tagebau-Dorf bleibt, aber mit neuem Namen: Aus Morschenich-Alt wird Bürgewald
04.07.2024, 13:52 Uhr
"Alles neu", also zumindest die Schilder am Ortseingang des Tagebau-Dorfs.
(Foto: picture alliance/dpa)
Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie leben ihr Leben lang in einem Haus in einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen, vielleicht schon ihre Eltern, Großeltern und so weiter. Dann müssen Sie - kurz gefasst - Ihr Heim verlassen, weil ein Energiekonzern die Braunkohle unter ihren Stiefmütterchen im Vorgarten abbauen will. Sie ziehen schließlich um, Ihr Haus steht leer, der ganze Ort ist (fast) verlassen. Und dann, Jahre später können Sie doch wieder dorthin zurückkehren. Klingt schon abgedreht, aber so etwa ist es für die früheren Bewohnerinnen und Bewohner von Morschenich-Alt. Die 500 Einwohner mussten den Ort nahe dem Braunkohletagebau Hambach räumen. Die Umsiedlung startete 2013. Mehr als die Hälfte der Menschen lebt nun im dreieinhalb Kilometer entfernten Morschenich-Neu. Doch der vorgezogene Ausstieg aus der Förderung der Braunkohle ändert alles: Nun dürfen die Menschen doch wieder zurück, da die Gemeinde die Fläche von RWE zurückkaufen konnte. Und jetzt können die früheren Bewohnerinnen und Bewohner ihr altes Haus zu bestimmten Konditionen zurückkaufen. Doch alles wird nicht mehr wie früher: Zwei Morschenichs nebeneinander soll es nicht geben. Stattdessen wird das Original ab sofort einen anderen Namen tragen: Bürgewald. Wer zurückzieht, lebt wieder in seinem alten Dorf. Wer im neuen bleibt, behält wenigstens den Ortsnamen, denn das neue Dorf soll zukünftig nur Morschenich heißen. Da wird einem beim Lesen ja schon schwindelig. Wie muss das erst sein, wenn man dieses Hin und Her alles erlebt hat? Die Schilder an den Ortseingängen sind auch schon von Mitarbeitern des Landesbetriebs Straßen.NRW ausgetauscht worden.
Bürgewald, benannt nach einem Wäldchen in der Nähe, soll mit Unterstützung des Lands Nordrhein-Westfalen zu einem "Zukunftsdorf" entwickelt werden. Der Tagebau Hambach soll später zu einem Freizeit-See werden. Das klingt auf jeden Fall idyllischer als riesige Krater, aus denen Bagger Kohle schaufeln. Hoffentlich ist der Beiname ein besseres Omen für die Zukunft.
Quelle: ntv.de