Deutlich unter 7000 Punkten Dax im Minus erwartet
20.12.2010, 08:30 UhrAm deutschen Aktienmarkt zeichnen sich zu Beginn der Weihnachtswoche leichte Kursverluste ab. Angesichts der kühlen Vorgaben aus Asien rechnen Händler mit einem schwachen Start. Das anhaltende Schneechaos rückt Titel wie Fraport, Lufthansa und K+S in den Mittelpunkt.
Der Dax dürfte am Montag nach Einschätzung von Händlern trotz der Unsicherheit über die Lage der Euro-Zone und der Spannungen in Korea sein Freitagsniveau knapp behaupten. Banken und Broker sagten für die Eröffnung einen Rückgang des Leitindex von 0,2 Prozent auf 6991 Punkte voraus. Bei geringem Umsatz war der Nikkei-Index am Morgen um 0,8 Prozent gefallen, während der Composite-Index in Shanghai 1,4 Prozent verlor.
Am Freitag hatte ein negatives Analystenurteil über Irland den Dax um 0,6 Prozent auf 6982 Zähler gedrückt. Da in der Weihnachtswoche neue Impulse ansonsten rar sein dürften, rechnen Händler mit einem ruhigen Wochenauftakt. Marktbewegende Konjunkturdaten aus den USA stehen am Montag kaum an.
Vorbörslich standen Lufthansa mit einem Minus von gut einem Prozent am Ende der Dax-Liste. Anleger fürchten wohl, dass die Flugausfälle wegen des heftigen Winterwetters die Gesellschaft teuer zu stehen kommen könnten. Demgegenüber lagen bei Lang & Schwarz K+S mit einem Plus von 0,7 Prozent an der Dax-Spitze. Der Winter dürfte dem Streusalzproduzenten weitere Absätze bescheren.
Zu Beginn der letzten Woche vor Weihnachten hatte sich der deutsche Aktienhandel am frühen Morgen eher behäbig in Bewegung gesetzt: Händler sprachen von einem ruhigen Geschäft. "Die Vorgaben deuten auf etwas schwächere Kurse hin", meinte ein Marktteilnehmer. Zwar seien die US-Börsen kaum verändert und damit leicht über dem Niveau zum Xetra-Schluss aus dem Handel gegangen, doch die asiatischen Märkte, und hier vor allem die chinesischen Börsen, neigten zu Schwäche.
Stärkere Verluste seien jedoch nicht zu erwarten. "Der Markt will zum Jahresende hin die 7000 Punkte sehen", sagte ein Händler. Angesichts einer dünnen Nachrichtenlage in der europäischen Arena dürfte das Geschäft ruhig verlaufen. Nach dem großen Verfallstag an den Terminmärkten könnte es vereinzelt noch zu einigen Anpassungen kommen. Im Tagesverlauf sei nicht mit stärkeren Schwankungen zu rechnen, da wegweisende Konjunkturdaten nicht anstünden. Somit dürfte sich ein typisches vorweihnachtliches Geschäft einstellen.
An den europäischen Börsen rechneten Händler insgesamt mit etwas leichteren Kursen. "Die Belastungsfaktoren sind dieselben wie in den vergangenen Tagen", erklärte ein Beobachter. Er verwies auf fallende Kurse in China mit der Spekulation um eine straffere Geldpolitik, auf die Korea-Krise und auf die Schuldenkrise.
"Allerdings dürfte das Geschäft sehr ruhig werden", sagte ein weiterer Händler. Die Anleger dürften nun langsam die Bücher für dieses Jahr schließen. Der Terminkalender sei vergleichsweise leer, damit fehlten die Impulse. Aus technischer Sicht sei der Eurostoxx50 bei 2800 Punkten unterstützt, einen Widerstand sehen Marktteilnehmer bei den jüngsten Zwischenhochs bei gut 2860 Punkten.
Bankenwerte dürften nach Ansicht eines Händlers auch zu Wochenbeginn Verluste erleiden. Nachdem die britische Großbank Lloyds wegen der signifikanten Verschlechterung der Marktbedingungen in Irland am Freitagnachmittag weitere Belastungen angekündigt hatte, musste der französische Wettbewerber Credit Agricole eine hohe Abschreibung auf die Beteiligung am italienischen Wettbewerber Intesa Sanpaolo vornehmen. Die Beteiligung von 4,79 Prozent werde als zur Veräußerung verfügbarer finanzieller Vermögenswert klassifiziert, teilte die Credit Agricole am Freitagabend mit. Dies werde den Nettogewinn im vierten Quartal 2010 mit 1,25 Mrd. Euro belasten.
Vor dem Wochenende war der besser als erwartet ausgefallene Ifo-Geschäftsklimaindex ohne positiven Einfluss auf die Kurse geblieben. Die am Nachmittag bekannt gegebenen Frühindikatoren aus den USA hatten dagegen keinen Einfluss auf den Handel. Gefragt waren SAP, deren Kurs sich um 1,6 Prozent verteuerte. Die Oracle-Zahlen seien gut für die Gesamtbranche, meinte ein Händler. Bei SAP sei das Interesse von Katar und der gleichzeitige Verkaufswille von SAP-Mitgründer Tschira hinzugekommen. MAN waren um 2 Prozent gestiegen und hatten sich damit weiter von den jüngsten Verlusten erholt. Südzucker waren um 9,2 Prozent vorgerückt, nachdem sowohl Umsatz- als auch Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2010/11 erhöht wurden.
Aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter hieß es, eine erste Unterstützung finde der Dax bei 6948 Punkten und darunter dann bei 6908 Punkten. "Der Trigger für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bestünde in einem dynamischen Überwinden des Widerstandsbereichs um 7043/60 Punkte", hielten Analysten der DZ Bank fest. Ein Aufstieg über diese Marke würde "den Weg in Richtung 7200 Punkte frei machen", hieß es.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ