Aktienmarkt 2010 Geld verdienen wird schwerer
22.12.2009, 17:00 UhrNicht dass es jemals einfach gewesen wäre, mit Aktien Geld zu verdienen. Aber im kommenden Jahr müssen die Marktakteure viel Geschick beweisen, um unter Beachtung des Risikos eine vorzeigbare Rendite zu erzielen.
Banken erwarten den deutschen Aktienmarkt Ende 2010 bei 6.219 Punkten, was einer Rendite von 7 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs entspricht. Die Schätzungen liegen in einer Bandbreite von 5.500 bis 6.800 Punkten. Diese große Spanne deutet an, was das Problem der Anleger im kommenden Jahr werden könnte.

Auf die Börsianer wartet viel Arbeit im kommenden Jahr, um die Rendite annähernd zu halten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Fast alle Aktienstrategen sind sich darüber einig, dass die Schwankungen am Aktienmarkt im kommenden Jahr deutlich zunehmen werden. Ein Blick zurück auf 2009 zeigt, dass es nur zwei große Bewegungen im Dax gab. Von Januar bis zum Jahrestief am 9. März ging es zunächst nach unten, um dann in eine Hausse überzugehen. Wer zum Jahresbeginn gekauft hat und durchhielt, nennt 20 Prozent Kursgewinn sein Eigen. Wer sich dagegen Anfang März von seinen Beständen trennte, fuhr ein Minus von rund 24 Prozent ein. Wer alles richtig gemacht hat und Mitte März eingestiegen ist, hat bei einem Investment im Index rund 54 Prozent verdient. Dies verdeutlicht, wie wichtig das richtige Timing am Aktienmarkt ist.
Die sich seit dem Spätsommer abzeichnende wirtschaftliche Erholung steht zum einen auf dem Fundament staatlicher Konjunkturprogramme. Zum anderen hilft ein einfacher rechnerischer Basiseffekt, der bei einem niedrigen Vergleichswert aus dem Vorjahr nun ein kleines Plus aufzeigt. Die Aktienmärkte profitierten 2009 zudem von einer zuvor kaum gesehenen Liquidität, die nach Anlagemöglichkeiten suchte.
Diese drei Fundamente tragen nur noch eine gewisse Zeit, dann sollte die Wirtschaft in einen selbsttragenden Aufschwung übergehen. Denn der Staat kann den Wirtschaftsaufschwung nur eine begrenzte Zeit finanzieren. Was passiert nun im kommenden Jahr: Der Basiseffekt läuft aus und die Zentralbanken werden die von ihr verursachte Liquiditätsschwemme wieder abschöpfen. Wann die momentan tragenden Stützen des laufenden Aufschwungs wegfallen und wie die Konjunktur darauf reagieren wird, bleibt abzuwarten.
Unwahrscheinliches wird wahrscheinlicher
Viele Aktienstrategen weisen in ihren Ausblicken darauf hin, dass die Gefahr von Tail-Risks gestiegen sei. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen zuletzt deutlich gestiegen ist. Statistisch gesehen müssen die derzeit am Markt aktiven Anleger 2010 noch einmal mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für solche Kursausschläge wie in den vergangenen zwei Jahren rechnen.
So musste in der Krise der Unternehmensanleihen im historischen Vergleich rund 80 Jahre in die Vergangenheit geschaut werden, um Vergleichbares zu finden. Es wird nun davon ausgegangen, dass wir nicht noch einmal so lange warten werden müssen. Der Eintritt eines solchen Ereignisses ist sicherlich nicht in einen Ausblick einzuarbeiten, sollte im Hinterkopf des Anlegers aber immer latent eine rote Warnleuchte blinken lassen.
Die Aktienstrategen der Postbank erwarten, dass niedrige Leitzinsen und die positiven Auswirkungen der Konjunkturprogramme die Aktienmärkte zunächst bis ins Frühjahr 2010 steigen lassen. Sobald Leitzinserhöhungen seitens der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank angedeutet werden, sollte die Aufwärtsbewegung auslaufen. Unter dem Eindruck der Zinserhöhungen und einer gleichzeitigen Abkühlung der konjunkturellen Erholung dürften die Aktienkurse im Sommerhalbjahr wieder an Terrain abgeben. Zum Jahreswechsel 2010/2011 sollten die Kurse mit Sicht auf eine moderate konjunkturelle Erholung in 2011 wieder zulegen.
"Kaufen-und-Halten ist in der aktuellen Gemengelage der falsche Weg. Denn am Aktienmarkt wird es 2010 keinen Trend, keine Nachhaltigkeit geben", kommentiert Stefan Keitel, Global Chief Investment Officer in der Vermögensverwaltung der Credit Suisse. Anlegern rät er daher, mindestens 50 Prozent ihrer Portfolios für taktische Zwecke zu reservieren und diesen Anteil alle drei bis sechs Monate den neuen Gegebenheiten anzupassen. Auch die kommenden zwei bis drei Jahre werden nach Keitels Einschätzung von hoher Volatilität geprägt sein.
Quelle: ntv.de, DJ