
Träume von Schnee, Sonne, klarer Luft - für viele das Ultimative auf ihrer Reise-Bucketlist.
(Foto: Florian Sanktjohanser/dpa-tmn)
Wir alle träumen von Reisen und fernen Ländern, setzen uns Ziele, hoffen, dass wir sie erreichen können. Ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine ist ein großer Traum der Kolumnistin, dieses Land wieder bereisen zu können.
Das ist meine normale Reise-Bucketlist, sprich: Orte, die ich unbedingt sehen, erfahren, kennenlernen oder noch einmal bereisen möchte:
- Chile - seit ich 20 bin: Ein Chilene schenkte mir damals ein Foto-Buch. Seitdem ist die Sehnsucht groß. Nicht nach dem Mann, sondern nach dem Land. Warum war ich noch nicht dort? Ich weiß es nicht, time flies.
- Argentinien: Wenn ich dann eh schonmal dort in der Ecke bin und weil ich einmal im Leben so Tango tanzen möchte wie im Filmklassiker "Der Duft der Frauen" mit Al Pacino, auch wenn der Film ja in New York spielt. New York steht ohnehin immer wieder ganz oben auf der Liste.
- Kanada: raue Natur, pulsierende Städte, Wald. Viel Wald. Und dann weiter nach Alaska, ausgerechnet.
- Immer wieder Kalifornien: jugendliche Prägung, ein Mysterium, die Luft, die Route 66, die - vielleicht nur vermeintliche - Freiheit. Das alles weckt die große Sehnsucht nach Californ-I-A.
- Welcome to Miami - bienvenidos a Miami: bunt, crazy, Kunst, rich people, funny people, funky people.
- Nordpol, inklusive Wetterleuchten: Romantik, Faszination der Naturgewalten, die Unerklärbarkeit von Phänomenen - zumindest für Normalos, die keine Astronomen oder Physiker sind.
- Immer wieder Marokko, Italien, Côte d'Azur, Bretagne, Südafrika, Griechenland (Athen und alle Inseln, haha).
- Ägypten: vier gescheiterte Versuche, dreimal nicht geflogen wegen Terror. Einmal nicht wegen Insiderhinweisen, jetzt besser nicht zu fliegen.
- Skifahren in Aspen: der ewige Traum vom Powdersnow und das Verdrängen der Klimaveränderungen in den deutschen, österreichischen, französischen, italienischen und Schweizer Alpen.
- Kilimandscharo: erledigen noch vor 60.
So - das ist schonmal ein Brett. Das muss ich mir nun gut einteilen, und die aufwändigen Reisen je früher desto besser antreten.
Neue Ziele
Meine ersten Prioritäten auf der Bucketlist sind momentan aber die Architektur von Kiew, die Promenade von Cherson, der Freiheitsplatz von Charkiw, der Strand von Odessa, die Menschen von Butscha. Um nicht zu sagen - die Ukraine. Ich bete mit meinen neuen Freundinnen, dieses wunderschöne Land eines Tages bereisen zu können. Wegen der Landschaft, der Städte, wegen des Essens, und wegen der Menschen. Ich möchte sie beglückwünschen zu ihrem Mut, ihrem Stolz, ihrer Hoffnung, ihrer Stärke. Zu ihrem Optimismus, ihrer Lebenslust, ihrer Geduld. Ich möchte mit A. ihre frühere Arbeitsstätte, die Universität in ihrem Heimatort, angucken und ihre Mutter wiedersehen. Ich möchte Y. für ihre Familie in einem Theater singen hören. Ich möchte, dass V. ihren Mann wiederfindet und S. seinen Vater. Ich möchte den Kindern mit ihren Freunden auf dem Spielplatz zusehen und abends in einem Riesenrad am Meer Eis essen. Ich hoffe, dass diese Träume bald wahr werden. Ich bete, dass kein Kind beim Spielen auf eine Mine treten wird, kein Bauer auf seinem Acker eine Bombe findet, dass internationale Firmen neue Häuser bauen, dass das Wasser in den Flüssen ohne Gift und Blut durchs Land fließen kann.
Familie und Meinungsfreiheit
Ich bin mir sicher, dass die Ukraine unter einem blauen Himmel wieder goldene Felder kultivieren wird und Bilder in Galerien nicht nur vom Krieg, sondern auch von der Schönheit des Lebens erzählen werden. Gestern, am ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine, hat mir A. in unserem Gruppenchat geschrieben: "Was dieses Jahr passiert ist, hat uns gezeigt, dass unsere Familie und unsere Meinungsfreiheit das Einzige sind, was immer bei uns sein wird. Dinge, Geld, Wohnungen und alles andere wurden unwichtig. Das Wertvollste auf der Welt sind Menschen und ihr Leben! Und ich bin froh, dass unsere Leute in Europa jetzt die Gelegenheit haben, darüber zu sprechen, was vor sich geht, und die Welt uns zuhört! Danke für alles, was ihr für uns getan habt und weiterhin tut. Ich bin allen Menschen dankbar, die die Ukrainer unterstützen, allen Ländern, die uns nicht im Stich gelassen haben!"
Eine andere Freundin schreibt an A. daraufhin: "Ich bewundere euren Mut und eure Resilienz. Die Stärke, die ihr hier aufbaut, werdet ihr eines Tages in die Ukraine bringen!" Das unterschreibe ich voll und ganz. Reisen geht auch in Träumen.
Quelle: ntv.de