Essen und Trinken

Umgehung des Sündenfalls Es gibt immer einen, der passt

Beliebt als typisches Bargetränk: Whisky und Whiskey.

Beliebt als typisches Bargetränk: Whisky und Whiskey.

(Foto: picture alliance / dpa)

Whisky mit Soda? Whisky on the rocks? Whisky in Cola? Ich gehe ganz einfach davon aus, dass Sie nicht zu den Barbaren gehören, die das edle Gesöff derart verunstalten. Whisky (in Irland und den USA Whiskey), meistverkaufte Spirituose der Welt, braucht Raumtemperatur und keine Verdünnung. Einzige Ausnahme: Der in Schottland oft in Fass-Stärke mit 60 % Alkohol gereichte Whisky darf mit einigen Spritzern weichem, natürlich mucksmäuschen stillem Quellwasser auf 40 % heruntergedrückt werden. Was eigentlich nur eingefleischten Whisky-Trinkern gelingt, die nehmen nämlich eine Pipette dazu. Hier heißt es richtig: Never drink whisky without water, never drink water without whisky. Der Normalo nimmt aber meistens zuviel. Vom Wasser. Mitunter auch vom Whisky. Denn es hat schon seinen Grund, dass das bernsteinfarbige Getränk nur fingerbreit eingeschenkt wird.

Doch panschen Sie in Ihren 40 %igen Whisky einen gehörigen Schuss Soda (!) hinein, schmeckt er nur noch schlapp und wässrig. Wenn’s beim "Abgang” brennt: 40 % Alkohol dürfen brennen! Auch zu kalt (Eiswürfel!) darf Whisky nicht sein, da kann er sein Aroma nicht entfalten. 18 bis 22 Grad Celsius etwa sind richtig. Im Sommer darf die Flasche also etwas gekühlt werden, denn 30 bis 34 Grad Celsius Raumtemperatur wäre zuviel des Guten. Ich klemme immer ganz einfach mein Weinthermometer um die Flasche, so weiß ich genau, wie’s meinem Malt geht.

Eingefleischte Traditionalisten trinken ihren Whisky auch nicht aus den normalerweise servierten Tumblern, sondern aus "Nosern”, das sind tulpenförmige Gläser, die an Grappa-Gläser erinnern. Denn bei den Tumblern geht der Duft in die Umgebung, weniger in die nose.

Whiskey ist für Schotten eine Sünde - oder irisch. Er hat zwar einen Buchstaben mehr, es fehlt ihm aber der torfige Geschmack des Whiskys.

Whiskey ist für Schotten eine Sünde - oder irisch. Er hat zwar einen Buchstaben mehr, es fehlt ihm aber der torfige Geschmack des Whiskys.

(Foto: Thomas Glaser / pixelio.de)

Und wer ein zünftiges Tasting mitmachen will, braucht Stehvermögen. Es gibt da so einige Unterschiede zur Weinprobe: Nosen - also schnüffeln - geht ohne das berühmte Glasschwenken über die Bühne. Und beim Tasten - dem Probieren - wird nichts, aber auch gar nichts aus den Nosern weggeschüttet! Wenn sich dem neben Ihnen sitzenden Schotten der Kilt vor Entsetzen hebt, haben Sie ganz einfach etwas falsch gemacht. Was soll’s - die Hauptsache ist doch, Ihnen schmeckt der Whisky! An dieser Stelle oute ich mich auch ein wenig: Ich gehöre zu den zartbesaiteten Genießern, die den weichen irischen Whiskey bevorzugen, weil mir der berühmte torfige Geschmack der Whiskies aus den schottischen Highlands schlicht und einfach zu "männlich” daherkommt. Wie gesagt: Schmecken muss es!

Whisky/Whiskey trinken macht also Spaß, aber Kochen mit Whisk(e)y auch! Davon ist längst nicht jeder Gourmet überzeugt. Doch immer öfter wird Whisky auch zum Essen getrunken: vor dem Essen, beim Essen und danach. Einer passt immer, da ist sich der schottische Koch Graham Harvey sicher. Harvey ist in Grantown on Spey zu Hause und Chefkoch im "Craggan Mill” - und natürlich nicht bei der Frage stehengeblieben, welcher Whisky wohl zur Vorspeise oder zum Dessert passt. Er kippt den Malt mit großer Freude auch in Topf und Pfanne! Und schon ist das "Panschen” mit Whisky keine Sünde mehr, sondern kreatives Kochen. Vor allem Soßen bekommt das Aroma zum Beispiel eines Malt Whiskys hervorragend. Probieren Sie’s am Sonntag einfach aus - mit einer "Schotten-Pfanne”. Seien Sie aber nicht zu "schottisch” und geizen Sie nicht am Whisky, ein schöner Scotch sollte es schon sein:

Zutaten (4 Personen):

3 EL Butter
3 Zwiebeln, mittelgroß
250 g braune Champignons
800 g gut abgehangenes Rinderfilet (oder gleich 4 Filetsteaks kaufen)
40 ml schottischer Malt Whisky
¼ l Hühnerbrühe
2 TL Mehl
Salz, schwarzer Pfeffer

Zubereitung:

Das Filet in 4 dicke Steaks schneiden. 2 EL Butter in einer Pfanne erhitzen und die in Scheiben geschnittenen Zwiebeln dazugeben. Bei Mittelhitze 5 Minuten durchschwitzen. Die geputzten und in dünner Scheiben geschnittenen Champignons hinzufügen und weitere 5 bis 10 Minuten unter Rühren goldbraun braten.

Aus der Pfanne nehmen und warmstellen. 1 EL Butter in die Pfanne geben und darin die Steaks von jeder Seite 3 Minuten braten. Das Pilz-Zwiebel-Gemisch wieder dazugeben, alles mit Whisky übergießen und die Pfanne schütteln. Nun die Steaks herausnehmen, in Folie wickeln und warm halten.

2 TL Mehl zu der Bratflüssigkeit geben und gut durchrühren. Nach und nach die Brühe zugießen. Kurz köcheln lassen, bis die Sauce leicht eindickt. Mit Salz und frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer abschmecken.

Die Steaks auf eine Platte legen und mit der Soße bedecken. Die Schotten essen Hafergrütze oder Kartoffeln dazu. Ich persönlich bevorzuge die Kartoffeln..

Viel Spaß beim Ausprobieren wünscht Heidi Driesner. Und kosten Sie nicht zu viel vom Whisky!

Quelle: ntv.de

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