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Wer sich in Japan am ganzen Körper tätowieren lässt, muss mit schrägen, sogar anklagenden Blicken rechnen.
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Denn Tattoos gelten in dem asiatischen Land nicht als Körperschmuck.
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Sie sind noch immer tabuisiert und werden seit 400 Jahren mit der Organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht. Mitglieder der Yakuza-Mafia bezeugen mit riesigen Tattoos beispielsweise ihre Loyalität.
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Doch eine wachsende Gruppe von Tattoo-Liebhabern will sich nicht länger daran hindern lassen, ihre Körper in lebende Gemälde zu verwandeln.
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Shodai Horiren ließ sich vor fast drei Jahrzehnten auf einer Reise nach Australien ihr erstes Tattoo stechen, eine Lerche.
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Inzwischen ist ihre Haut von der Glatze bis zum Fuß mit bunten Motiven versehen.
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Die 52-Jährige arbeitet als eine der bekanntesten Tätowiererinnen Japans.
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In ihrem Studio im Norden von Tokio ...
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... geht sie noch mit traditioneller Handarbeit zu Werk.
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Hier tätowiert sie gerade Rie Yoshihara.
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Die 33-jährige Verkäuferin hat sich bisher noch nicht getraut, ihrem Vater ihr komplettes Rückentattoo zu zeigen.
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Viele der Tätowierten verstecken ihre Körper, um zum Beispiel bei Nachbarn und Arbeitgebern nicht anzuecken.
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Der 62-jährige Autor Hiroki Takamura war früher in der Schulverwaltung tätig und hat jeden Morgen 30 Minuten gebraucht, um seine Tätowierungen unter einer Grundierung verschwinden zu lassen.
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Auch Hiroshi Yoshimura deckt seine Tattoos häufig ab. Wenn er es mal nicht mache, werde er oft von Polizisten aufgefordert, die Ärmel hochzukrempeln, damit sie prüfen können, ob er Drogen nimmt oder einer Gang angehört.
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In Japan sind Tätowierte von Spas, Thermalbädern, einigen Stränden und vielen Fitnessstudios ausgeschlossen.
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Der Surfer Takashi Mikajiri erzählt, ...
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... dass er an Stränden oft ermahnt werde, seine Tattoos nicht öffentlich zu zeigen.
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Burlesktänzerin Aya Yumiko berichtet von Entweder-oder-Reaktionen auf ihren Körperschmuck: "Kunden, die mich mit meinen Tätowierungen tanzen sehen, sind sehr klar aufgeteilt zwischen denen, die sie mögen und denen, die sie hassen."
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Bei Mari Okasaka und ihrem Sohn Tenji ist klar, für welche Seite sie sich entschieden haben.
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Dem 24-jährigen Tenji ist es egal, ob er komisch angeguckt wird: "Ich werde so lange weitermachen, bis kein Stück Haut mehr ohne Farbe ist."
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Nur ganz allmählich ändert sich in Japan die Einstellung zu Tattoos. Das liegt zum Beispiel an der Popularität westlicher Rockmusik, deren Interpreten häufig tätowiert sind.
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Viele Tätowierte hoffen, dass die Anwesenheit ausländischer Tattoo-Träger im Land, zum Beispiel bei der Rugby-Weltmeisterschaft im letzten Jahr, mehr Akzeptanz schafft.
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"Wenn du den 'All Blacks' mit all ihren Tätowierungen beim Haka zuschaust, schlägt dein Herz schneller", sagt Tätowiererin Horiren über die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft und ihren rituellen Tanz vor jedem Spiel.
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Immer häufiger treffen sich Tattoo-Fans öffentlich ...
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... und präsentieren auf Partys ihre Körperverzierungen.
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Hiroyuki Nemoto, der auf einem Schrottplatz arbeitet, organisiert eine dieser Partys.
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Zu der Veranstaltung geht er mit dem traditionellen japanischen Lendenschurz, genannt "Fundoshi".
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"Das jährliche Treffen ist wichtig", sagt Nemoto, der hier mit seiner kleinen Tochter spielt. "Weil wir normalerweise ...
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... unsere Tätowierungen vor der Gesellschaft verbergen."
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Und genau das wollen Japans Tätowierte nicht mehr.
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Sie träumen davon, dass es auch in ihrem Land bald als selbstverständlich gilt, ...
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... seine Tattoos stolz zur Schau zu tragen - egal an welchem Ort.
Ein Körper voller Motive Japans Tätowierte brechen ein Tabu
Sich ein Tattoo stechen zu lassen, ist in Japan noch immer verpönt. Besonders Menschen, die ihren kompletten Körper mit Motiven versehen lassen, müssen gegen Vorurteile ankämpfen. Doch sie haben keine Lust mehr, sich ständig verstecken zu müssen.
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