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Es ist der Abend des 1. Juli 2002.
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In der Umgebung von Überlingen am Bodensee rückt die freiwillige Feuerwehr mit Löschzügen zu verschiedenen Kleinbränden aus.
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Die Bilder, die sich ihnen bieten, sind grausig: ...
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... weit verstreute Trümmerteile von zwei Flugzeugen, ...
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... Leichen von Kindern und Erwachsenen.
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Die Löscharbeiten können niemanden mehr retten.
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Die Flugzeugkatastrophe von Überlingen erschüttert die Welt.
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Nicht nur, dass sie eines der folgenschwersten Flugunglücke in Deutschland ist.
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Vielmehr löst der Absturz auch weitreichende Diskussionen über die Flugsicherheit und Flugsicherungssysteme aus, ...
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... wäre das Unglück doch leicht vermeidbar gewesen.
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Schließlich handelt es sich um Routine-Flüge, als die zwei Maschinen kurz vor Mitternacht bei Überlingen am Bodensee den Luftraum durchqueren.
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Die eine Maschine ist eine Tupolew, in der sich Dutzende Schulkinder aus der russsischen Teilrepublik Baschkortostan befinden.
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Sie sind auf dem Weg in die Ferien, zwei Wochen Urlaub an der Costa Dorada in Spanien.
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Bei der zweiten Maschine handelt es sich um ein Frachtflugzeug, ...
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... an Bord ein englischer und ein kanadischer Pilot.
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Die beiden Flugzeuge sind in einem technisch einwandfreien Zustand, ...
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... als sie um 23.35 Uhr in 10.630 Metern Flughöhe kollidieren.
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Die Tupolew zerbricht in vier Teile, ...
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... die Trümmer werden nördlich von Überlingen verstreut.
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Die Frachtmaschine stürzt acht Kilometer weiter in ein Waldgebiet.
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Die Insassen haben keine Chance. Alle 71 Menschen an Bord der zwei Flugzeuge sterben, ...
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... 49 von ihnen sind Kinder.
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Das Unglück, so wird die Bundesstelle für Flugfalluntersuchung später feststellen, ...
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... geht auf technische Mängel und menschliche Fehler bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide zurück.
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Im Zürcher Kontrollzentrum sitzt zum Zeitpunkt des Unglücks ein einziger Fluglotse.
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Er ist allein für den Luftraum über Süddeutschland zuständig, ...
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... wegen Wartungsarbeiten stehen ihm Radar und Telefon nur eingeschränkt zur Verfügung.
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Das drohende Unglück bemerkt er erst, als es zu spät ist. Zwar weist er die Tupolew-Besatzung noch an, zu sinken.
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Aber auch die Boeing befindet sich im Sinkflug, da sie einer entsprechenden Aufforderung des automatischen Kollisionswarnsystems an Bord folgt.
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Einige Jahre später muss der verantwortliche Fluglotse selbst mit dem Leben für das Unglück zahlen.
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Der Ossete Witali Kalojew, dessen Frau und zwei Kinder bei dem Flugzeugunglück starben, greift zur Selbstjustiz. Er ersticht den Lotsen in Kloten bei seinem Haus.
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Kalojew wird zu acht Jahren Haft verurteilt, kommt allerdings nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe wieder frei. Bei der Rückkehr in seine Heimat wird er begeistert gefeiert und im Januar 2008 in Nordossetien zum stellvertretenden Minister für Bau und Architektur ernannt.
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Bis heute verteidigt er seine Tat. "Jeder Mensch in einer ähnlichen Situation ist berechtigt, die Gerechtigkeit in seine eigenen Hände zu nehmen", so Kalojew.
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Im Mai 2007 beginnt vor einem Bezirksgericht bei Zürich der Strafprozess gegen acht Skyguide-Mitarbeiter.
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Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, die Gewohnheit geduldet zu haben, dass nachts oft nur ein einziger Lotse an den Radarschirmen saß.
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Zudem seien die Lotsen nur unzureichend über Wartungsarbeiten informiert worden, die zum Zeitpunkt des Unglücks im Gange waren.
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Wenig später, am 4. September 2007, verkündet das Gericht das Urteil: ...
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... Von den acht Angeklagten werden vier leitende Angestellte zu Bewährungsstrafen verurteilt.
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Die Richter befinden sie der fahrlässigen Tötung für schuldig.
71 Tote und ein Fall von Selbstjustiz Die Katastrophe von Überlingen
Es ist eines der folgenschwersten Flugzeugunglücke in Deutschland: Vor genau zehn Jahren kollidieren in Überlingen zwei Flugzeuge. 71 Menschen, unter ihnen Dutzende Kinder, sterben. Der verantwortliche Fluglotse findet zwei Jahre später den Tod - erstochen von einem Angehörigen der Opfer.
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