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Die Moskauer Metro mit ihren prunkvollen unterirdischen Palästen ist die wohl schönste Metro der Welt.
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Die historische Marmortafel zur Eröffnung der Moskauer Metro an der Wand der U-Bahn-Station Sokolniki wirkt da ein bisschen wie ein Provisorium.
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Metallbuchstaben zeigen den Namen W. I. Lenin. Sie sind nachträglich angebracht. Ausgelöscht ist ein anderer Name, ...
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... der von Lasar Kaganowitsch (l.). Der Vertraute von Sowjetdiktator Josef Stalin war Erbauer und erster Namensgeber der am 15. Mai 1935 eröffneten U-Bahn.
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Nun feiert Europas größte Stadt mit ihren offiziell rund 13,5 Millionen Einwohnern den 90. Jahrestag der U-Bahn, ...
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... die Bürgermeister Sergej Sobjanin (im Bild) weiter ausbauen will.
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Heute erinnert nichts mehr an den Bauherrn Kaganowitsch, ...
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... der wie viele aus der Stalin-Zeit wegen des kommunistischen Terrors und der politischen "Säuberung" in Ungnade fiel.
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Seit 1955 trägt die Metro den Namen Lenins, der die Vision als Verkehrsmittel der Zukunft einst gutgeheißen haben soll.
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Nach Stalins Tod 1953 kämpfte Nachfolger Nikita Chruschtschow gegen den gestalterischen Überfluss und ließ einen nüchterneren Stil durchsetzen. (Bild von 1950)
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Die Metro gehört heute mit ihren mehr als 60.000 Beschäftigten zu den ausgefeiltesten Verkehrssystemen der Welt.
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Sie besitzt eine einzigartige Taktung, bei der zu Spitzenzeiten etwa jede Minute ein Zug kommt.
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Rund neun Millionen Passagiere zählt das Unternehmen täglich.
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Die Menschen hasten durch die Paläste mit riesigen Mosaiken und Kunstwerken des sozialistischen Realismus.
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An der Station Komsomolskaja kreuzen sich die rote Linie, die die erste war, und die braune Ringlinie.
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Der Knotenpunkt führt auch zu drei Hauptstadt-Bahnhöfen, von denen Züge in verschiedene Richtungen des Riesenreichs starten.
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Auch wegen der strahlenden Kronleuchter kann es die Halle leicht mit dem Glanz der Kremlpaläste aufnehmen.
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Ein riesiges Wandbild aus Kacheln zeigt Arbeiter in sauberer Kleidung und mit festem Schuhwerk.
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Die sowjetische Propaganda zeichnet ein Bild vorbildlicher Erbauer sozialistischer Errungenschaften mit glücklichen Gesichtern.
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Überliefert ist aber von Augenzeugen, dass die Bedingungen unter Tage nicht zuletzt wegen der Einsturzgefahr durch Grundwasser und viele geologische Probleme erbärmlich waren. Viele Arbeiter starben.
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Im Gegensatz zu New York, Budapest, Berlin oder Paris, die längst eine Metro hatten, war Moskau spät dran.
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"Stalin wollte, dass die U-Bahn, wenn sie schon nicht die erste ist, mit ihrer Ästhetik entzückt", sagt Daniil Schopchojew, der Touristen durch die Metro führt.
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"Diese Paläste für das Volk sollten nicht nur die Überlegenheit des Sozialismus zeigen, sondern die Menschen überzeugen, dass sie die schönste U-Bahn der Welt haben."
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Vergleichen konnten die Sowjetbürger mangels Reisefreiheit freilich kaum. Aber die kulturelle Einzigartigkeit der Metro, in deren Hallen es bisweilen Konzerte und viele Straßenmusiker gibt, ist unübertroffen.
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Sie sollte nie wie andere einfach nur funktional sein - und diente als Vorbild für viele U-Bahnen in anderen Sowjetrepubliken.
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Moskaus Metro ist für den Kriegsfall als gigantische Bunkeranlage vorgesehen - und soll sogar Schutz bieten für den Fall eines Atombombenangriffs.
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75 Meter unter der Erde liegt die tiefste Station. Allein unter Tage sind rund 472 Kilometer Gleise verlegt.
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Die Station Revolutionsplatz kann im Ernstfall hermetisch abgeriegelt werden.
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Um dafür Platz zu schaffen, wurde auch die Zahl der lebensgroßen Skulpturen von Vaterlandsverteidigern reduziert. Das Wahrzeichen der Haltestelle ist aber noch da: der Mensch mit Wachhund.
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Die Schnauze des Vierbeiners schimmert messingfarben, weil Passanten sie im Vorbeigehen streicheln und so blitzblank reiben. Das soll Glück bringen.
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Anders als in Kiew will in Moskau niemand daran denken, die Metro - wie während des Zweiten Weltkriegs - heute wieder als Zufluchtsort im Kriegsfall zu nutzen.
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Die Moskauer schätzen ihre Bahn im Sommer bei Hitze als Ort der Kühlung, im Winter zum Aufwärmen - und als im Großen und Ganzen sicheres und zuverlässiges Verkehrsmittel.
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Auch ein Unfall, bei dem 2014 Waggons entgleisten und 22 Menschen starben, sowie Terroranschläge taten der Beliebtheit des Verkehrsmittels keinen Abbruch.
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Von allen U-Bahnen in den größten Städten der Ex-Sowjetrepubliken ist Moskau diejenige, die am schnellsten wächst.
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Feierten die Verantwortlichen es noch 2021 als Sensation, dass auch Frauen als "Maschinist" Züge steuern durften, ...
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... reden Planer heute schon vom autonomen Fahren und führerlosen Zügen.
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Kabelloses Internet und Face Pay, bei dem registrierte Passagiere einfach nur mit ihrem Gesicht bezahlen können, sind längst Standard.
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Und auch heute wird wieder viel Wert auf Design gelegt.
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Auf der neuen großen Ringlinie spielen Architekten oft mit futuristischen Motiven.
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Auch die Fahrt in der Kabine eines Metro-Zugs durch die hellen unterirdischen Tunnel mutet an wie in eine Reise in die Zukunft.
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Bürgermeister Sobjanin will bis 2030 weitere 71,4 Streckenkilometer und 31 Stationen bauen lassen, um, wie er sagt, ...
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... noch mehr Menschen aus der staugeplagten Stadt von der Straße in die Metro zu locken. (mdi/dpa)
90 Jahre U-Bahn-Prunk Die schönste Metro der Welt: Moskaus Stolz geht mit der Zeit
Vor 90 Jahren lässt Sowjetdiktator Josef Stalin die "schönste U-Bahn der Welt" errichten. Noch heute erinnern manche Haltestellen der Moskauer Metro eher an Paläste. Die russische Hauptstadt ist stolz auf ihr einzigartiges Verkehrssystem - und hat weiter große Pläne.
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